Bottrop. Bestens ist die Fan-Stimmung in den Kneipen und auf dem Berliner Platz. Für die K.O.-Spiele hoffen die Veranstalter jetzt auf noch mehr Besucher.

Der riesigen Freude nach zu urteilen, die sich nach dem Viertelfinal-Einzug des deutschen Teams bei der Heim-EM auch in einem dank Dauer-Hupens sehr lauten, aber laut Polizei friedlichen Autocorso durch die Bottroper Innenstadt ausdrückte, kommen die Bottroper Fußball-Fans jetzt so richtig in Fahrt. Und strömen zum nächsten Entscheidungsspiel vielleicht verstärkt zum Rudelgucken – was alle Public Viewing Veranstalter inklusive der Wirte definitiv freuen würde.

Denn manch Kneipen-Betreiber in der Innenstadt, der EM-Spiele auf großer Leinwand oder Bildschirmen zeigt, hatte auf größeren Zuspruch gehofft. Die Stimmung ist überall gut, registrieren wir bei unserem Besuch durch mehrere Lokalitäten am Abend des Achtelfinalspiels gegen Dänemark. Doch es bleiben auch Plätze frei.

Autocorso auf der Osterfelder Straße nach dem Einzug der deutschen Mannschaft ins Achtelfinale.
Autocorso auf der Osterfelder Straße nach dem Einzug der deutschen Mannschaft ins Achtelfinale. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Insgesamt sei die Zahl der Gäste bislang nicht so, wie er sie sich gewünscht hätte, berichtet zum Beispiel Abdel Hmadi, der Wirt der Rathausschänke. Die Rudelgucker, die da sind, finden‘s zwar prima. Wie Markus Wallerich, Trainer beim JC 66 Bottrop, der unter anderem zusammen mit dem dänischen Teamkämpfer Mathias Madsen das Spiel verfolgt. Letzterer hatte übrigens nach der ersten Halbzeit noch Hoffnung auf einen Sieg seines Teams.... Aber Hmadi sagt: „Die Gaststätten leiden definitiv unter den großen Public Viewings. Was logisch ist, bei gutem Wetter guckt man lieber draußen Fußball.“

Große Fan-Feste ziehen auch Bottroper Fußballfans an

„Das Interesse ist schon da“, sagt Ramona Fleer, Wirtin vom Hürter. „Die Stammgäste sind hier und haben Spaß.“ Österreicher seien unter den Fans, Engländer ebenso. Aber auch sie sieht das Konkurrenzangebot der großen Fan-Veranstaltungen, und zwar über Bottrop hinaus. „Gerade sind Gäste in einer Bierlaune noch nach Dortmund gefahren“, erzählt Ramona Fleer. Um direkt am Ort des Achtefinal-Geschehens mit Tausenden anderen Fans zu feiern.

Dennoch scheint ausgemacht, dass die K.O.-Spiele, bei denen es um alles oder nichts geht, ein größeres Interesse am Rudelgucken wecken. Die Freunde Uli Groß, Andrea Grüger-Borgs und Silvia Schröter haben sich heute zum ersten Mal fürs gesellige EM-24-Gucken im Hürter entschieden. Aus alter Verbundenheit: „Wir haben hier schon 1990 die WM geguckt.“

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Das gemeinsame Erleben führt auch Matteo (23), Leon (22), Fiona (21) und Marco (25) auf die Gastromeile, und zwar mit rund 80 weiteren Gästen in die Mio EM Party Arena. Mio-Wirt Mario Grube ist zufrieden: „Es läuft gut“, und mit Blick auf die Wetterkapriolen: „Wir sind überdacht.“ Im Anschluss an die Spiele werde im Mio noch gefeiert. In der Regel kämen die Fans vom Public Viewing auf dem Berliner Platz rüber, „und dann wird bei uns Vollgas gegeben“.

Die Euphorie des „Sommermärchens“ sei bislang aber noch nicht aufgekommen, findet Domschänke-Wirtin Irini Hubert. Sie zeige die Spiele „für unsere Stammgäste“, ruhig ist es bei ihr an diesem Abend. Sie hat Respekt vor den Veranstaltern des Public Viewings auf dem Berliner Platz und sieht das genau wie ihre Kollegin Bianca Naglieri, die in ihrem König-City deutlich mehr Rudelguck-Gäste erwartet hatte, nicht als Konkurrenz. „Das ist ein ganz anderes Publikum“, so Naglieri.

1500 Besucher des großen Public Viewings trotzen dem Regen

Fürs Public Viewing von Bottcast und Ristorante Amanda auf dem Berliner Platz war das Achtelfinale noch einmal eine echte Herausforderung. Gleich zu Beginn der ersten Halbzeit hatte es so heftig geregnet und teils auch geblitzt, dass die Veranstalter kurz davor waren abzubrechen. „Aber das Bottroper Wetter hat geliefert“, bilanziert Piet Metzen vom Bottcast. „Die Stimmung war durch den Regen nachher noch besser. Wir sind da mit allen Bottropern zusammen durchgegangen, und am Ende wurden wir belohnt.“

Mit rund 1500 Fußball-Fans auf dem Berliner Platz konnte bezüglich der Zuschauerzahl auch noch mal eine Schüppe draufgelegt werden. Denn vor dem Achtelfinale hatten sich die Veranstalter zwar mit der Stimmung bei dem zentralen Open-Air-Rudelgucken sehr zufrieden gezeigt, mit den Zuschauerzahlen jedoch weniger.

Ein heftiger Regenschauer? Für die Fußballfans auf dem Berliner Platz in Bottrop kein Problem beim Schauen des Achtelfinales am Samstagabend.
Ein heftiger Regenschauer? Für die Fußballfans auf dem Berliner Platz in Bottrop kein Problem beim Schauen des Achtelfinales am Samstagabend. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Schon zu Beginn hatte das Wetter so gar nicht mitgespielt: Bei den ersten Spielen der Fußball-Europameisterschaft war es kühl und usselig. Das erste Gruppenspiel der Türkei gegen Georgien versank im Regen. Für die Veranstalter kein guter Start ins Turnier.

Das letzte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft vor einer Woche lief deutlich besser, sagt Piet Metzen, aber auch da war noch Luft nach oben. Gut 1000 Zuschauer kamen. Bei den Türkei-Spielen, die ebenfalls auf dem Berliner Platz gezeigt werden, waren es im Schnitt zwischen 300 und 500. „Vor allem von der türkischen Community hatten wir uns mehr erwartet“, sagt Piet Metzen.

Star-DJ Da Hool hat einen Auftritt beim Public Viewing auf dem Berliner Platz

Mit der Unterstützung durch den Unternehmer Ergin Baytemür haben er und Alex Teichert vom Bottcast sowie Chadi Hariri vom Ristorante Amanda nun das Public Viewing für das Achtelfinale Türkei gegen Österreich am Dienstagabend (Anstoß: 21 Uhr) auf die Beine gestellt. Weil es nicht im Free-TV übertragen wird, haben sich die Veranstalter um die Magenta-TV-Lizenz gekümmert.

Für das Viertelfinale kommenden Freitag (Anstoß: 18 Uhr) hatten die Veranstalter auf den Auftritt von Bottrops Star-DJ Da Hool gehofft. Das scheint aber nicht umsetzbar.

Warum das Public Viewing bislang nicht so viele Menschen anzog wie erhofft? Neben dem anfänglich schlechten Wetter würde manchen auch der Eintritt sauer aufstoßen. Der aber sei nötig, damit die Veranstalter das Groß-Event überhaupt auf die Beine stellen können. „Wir tragen das Risiko für schlechtes Wetter oder dafür, dass die deutsche Mannschaft früh ausscheidet“, erklärt Piet Metzen die Kalkulation.

Allein die Technik für das Public Viewing habe mehr als 60.000 Euro gekostet. „Das musst du erstmal wieder reinkriegen“, so der Veranstalter. Neben den Sponsorengeldern sei der Eintrittspreis von sechs Euro da ein wichtiger Faktor.

„Wir sind mit der Stimmung und dem Ablauf vor Ort super zufrieden“, resümiert Piet Metzen trotzdem. Die Stimmung sei gut und friedlich. Die Veranstalter bleiben positiv: „Wir wollen zeigen, dass sich in Bottrop was bewegt.