Bottrop. Hans-Günter Masa fotografiert an sogenannten Lost Places der Region. Eigentlich sind die verlassenen Wohnhäuser und Fabriken nicht zugänglich.

Wenn die Motivsuche für Fotografen zum Abenteuer wird oder sich die Akteure in der Grauzone der Legalität bewegen, sind oft „Lost Places“ im Spiel. Jene verlassenen Wohn- oder Industrieorte, deren Betreten nicht immer ungefährlich, zumeist sogar verboten ist, reizen auch den Bottroper Hans-Günter Masa und dessen Sohn für Erkundungstouren mit der Kamera.

Die Fotos, die etwa ab 2017 entstanden sind, dienen Masa nun als Grundlage und Inspiration für Bilder, ganz klassisch, Öl auf Leinwand. Mit diesen, aber auch den ursprünglichen Fotos dieser Orte, ist er im August wieder einmal in der Pop-up-Galerie an der Hansastraße zu Gast.

Alte Villen, abgewickelte Fabriken, aufgegebene Bergwerke: Lost Places im Revier

Da ist eine alte Villa in Mülheim, eine abgewickelte Kabelfabrik in Düsseldorf, aber auch ein stillgelegtes Bergwerk, dessen Überbleibsel ein paar Jahre nach dem Fotografenbesuch selbst per Drohne nicht mehr zu entdecken sind: „Alles einfach abgeräumt, überwuchert“, sagt Hans-Günter Masa. Manchmal wisse man nie, ob nicht schon andere Leute zuvor dort waren, manches wirke fast zu schön, also zu inszeniert, um so wirklich verlassen-verloren, also „lost“ zu sein, gibt der Diplom-Designer zu.

Alle Öl-auf-Leinwand-Bilder von Hans-Günter Masa in der Pop-up-Galerie haben Korrespondenzen in der Wirklichkeit. Sie stammen von insgesamt zwölf verlassenen Wohn- und Industrieorten, sogenannten „Lost Places“, in der Region. Manche Details, wie die Pupe vor dem Kinderbett, fügte Masa im Nachhinein dazu.
Alle Öl-auf-Leinwand-Bilder von Hans-Günter Masa in der Pop-up-Galerie haben Korrespondenzen in der Wirklichkeit. Sie stammen von insgesamt zwölf verlassenen Wohn- und Industrieorten, sogenannten „Lost Places“, in der Region. Manche Details, wie die Pupe vor dem Kinderbett, fügte Masa im Nachhinein dazu. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Trotzdem fühle er sich an diesen Orten oft wie in einer Zeitmaschine. „In einem alten Werk gab es sogar noch eine Kantine, da standen Gläser und Tassen auf ihren Untertellern, aber die unbewohnte Villa war richtig toll“, erinnert sich der Inhaber einer Werbeagentur in der Innenstadt. Die Originalfotos sprechen Bände: Eine schrill gemusterte 70er-Jahre-Tapete, davon Sessel, Stehlampe, ein Orientteppich auf dem der alte Hoover-Staubsauger steht, über den damals gefühlt jeder zweite Haushalt verfügte.

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Unter dem Dach das bis auf ein hohes Metallgitterbett leere Kinderzimmer: Masa „malt“ die Motive nicht einfach „ab“. Vor dem Kinderbett platziert er eine auf dem Foto nicht vorhandene Puppe. Ein unschuldiges Detail, das dennoch Assoziationen hervorruft und daran erinnert, dass nicht alles, was in Kinderzimmern geschieht, auch unschuldig ist.

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Immer wieder hebt er Details hervor, die im größeren Fotokontext zunächst nicht auffallen. Ein altes Emaille-Waschbecken mit maroden Leitungen im verfallenden Fabrikgebäude, eine uralte Heizungsarmatur im verlassenen Wohnzimmer mit Hebel, der nur „auf“ und „zu“ kennt. Auf jeden Fall aus einer Zeit, in der Energiesparen kein Thema war“, bemerkt der Maler und Fotograf.

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Passieren kann ihm jedenfalls nichts mehr. Das abenteuerliche Eindringen in Wohn- und Werksgelände müsste verjährt sein. Auf frischer „Tat“ ertappt wurden er und sein Sohn auf jeden Fall nicht.

Zu sehen sind Bilder und Fotos vom 2. bis 27. August, mittwochs + samstags, 11-15 Uhr, in der Pop-up-Galerie, Hansastraße 17.