Bottrop-Kirchhellen. Es ist ruhig geworden um die Idee, in Bottrop-Kirchhellen eine Sandgrube in einen Badesee zu verwandeln. Doch hinter den Kulissen tut sich etwas.

Man könnte meinen, die Idee sei tot, schwelt sie doch schon seit den 80er-Jahren und ist immer noch nicht umgesetzt: ein Badesee für Bottrop, gelegen im Westen Kirchhellens, zwischen Dorfkern und Kirchheller Heide. Doch Tilman Christian, Abteilungsleiter beim Fachbereich Umwelt und Grün in Bottrop, stellt klar: „Das Projekt ist auf keinen Fall gestorben.“

Im Dezember 2019 schrieb die WAZ: Die Stadt macht Ernst mit dem Töttelbergsee. Seitdem scheint nicht viel passiert zu sein – und ist es doch im Hintergrund. Die Idee ist, neben dem Töttelberg die Sandgrube vollaufen zu lassen, so erst einmal ein natürliches Gewässer zu schaffen und dieses anschließend in einen Badesee zu verwandeln.

Badesee in Bottrop-Kirchhellen: 17 bis 18 Hektar Größe

Der Fachbereich Umwelt und Grün hatte im Dezember 2019 die Vorstellungen skizziert: Der Badesee werde in seinem geplanten Endzustand eine Fläche von 17 bis 18 Hektar bei einer maximalen Länge von etwa 650 Metern und einer maximalen Breite von rund 350 Metern einnehmen. Das Seevolumen soll rund 950.000 Kubikmeter bei einer maximalen Tiefe von 16 Metern betragen. Ein 40 Meter breiter Strand zur Badenutzung soll entstehen.

Damals hatten eine Genehmigungsplanung sowie ein Wassergutachten bescheinigt: Das Projekt ist machbar. Vorausgegangen war den Planungen der Stadt eine Machbarkeitsstudie des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Der Kirchhellener Landschaftsarchitekt Peter Drecker wurde damit beauftragt, einen Vorschlag zu gestalten, wie der Badesee aussehen könnte.

Wasserrechtliches Verfahren ist auf der Zielgerade

Beide, RVR und Drecker, haben lange nichts von dem Projekt gehört. „Nach der Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie ist zur weiteren Entwicklung des Projekts niemand auf den RVR zugekommen“, sagt Sprecher Jens Hapke. „Beim RVR wir das Projekt derzeit nicht weiter verfolgt.“

Nach einer „konstruktiven Auseinandersetzung mit dem RVR“ habe sich nichts entwickelt, sagt auch Peter Drecker. Seine Pläne sahen eine Gastronomie mit großer Terrasse oberhalb des Sees vor; wie ein Schuhkarton, sagt er: unten Badestelle und Umkleiden, oben Essen mit Blick über den See hinweg. Ein Weg sollte den See von der Halde trennen – „das wäre ein sehr schönes Projekt geworden“.

Und kann es immer noch werden, wie Tilman Christian bekräftigt. 2020 hatte die Stadt das wasserrechtliche Verfahren auf den Weg gebracht – ein langwieriger Prozess, der nun auf der Zielgeraden sei. Ist er abgeschlossen – Tilman Christian rechnet noch mit einigen Monaten –, hat die Stadt offiziell die Erlaubnis, die Sandgrube zum Gewässer zu machen.

„Neues Gewässer wäre ein ökologischer Gewinn für Bottrop“

Derzeit muss das Wasser, das sich naturgemäß in der Sandgrube sammelt, abgepumpt werden. Ist das wasserrechtliche Planfeststellungsverfahren abgeschlossen, darf der See vollaufen: peu à peu mit Grundwasser. „Etwa bis 2028/2029 dauert es, bis der Wasserspiegel erreicht ist“, sagt Tilman Christian.

Zunächst einmal sei es „ökologisch super und ein riesen Gewinn “, wenn sich dort ein Gewässer bildet. Im Anschluss werde das Bebauungsplanverfahren eingeleitet, um das neue Gewässer in einen Badesee umzuwandeln. Entsprechender Pflanzenbewuchs rund um den See soll schon vorab dafür sorgen, dass „die entsprechende Wasserqualität natürlich entsteht“.

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Das heißt, bis die Gestaltung Formen annimmt, wird es noch einige Jahre dauern. Zumal die Frage ist, ob die Politik dort überhaupt einen Badesee zulässt, schließlich muss sie den Bebauungsplan abnicken. Die Bezirkspolitiker hatten sich skeptisch gezeigt, als Grün und Umwelt 2020 die Pläne vorstellten: Die Anbindung an den Nahverkehr würde fehlen, ein Verkehrschaos könnte drohen, sollte der Badesee zum beliebten Ausflugsziel werden. Diese Bedenken werden in das Bebauungsplanverfahren einfließen – während das Grundwasser in den See fließt.