Kirchhellen. Die nächste Ausstellung des Heimatvereins ist ein echter Hingucker. Sie zeigt das alte Dorf in Zeichnungen von Theo Kleppe – und im 3-D-Modell.
So haben wir das alte Kirchhellen noch nie gesehen. In der neuen Ausstellung im Heimathaus zeigt der Heimatverein ab dem 24. April nicht nur Dorfansichten aus der Feder des Grafikers Theo Kleppe (1929 - 2004). Er verortet sie auch in einem Modell aus dem 3-D-Drucker. Es zeigt das Dorf, wie es im Jahr 1915 ausgesehen hat – vermutlich, denn einige Unschärfen bleiben.
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Grundlagen dieses Modells sind eine amtliche Karte des Dorfes aus den 1920er-Jahren, natürlich Zeichnungen von Theo Kleppe, viele historische Fotos aus dem Archiv des Heimatvereins sowie ein Projekt, an dem der Heimatverein seit Jahren arbeitet: eine Karte, auf der alle (Wohn)gebäude eingezeichnet sind, die um 1915 in Kirchhellen standen. Grundlage für die Karte ist das Adressverzeichnis des Dorfes von 1914. Zur besseren Orientierung der Besucher sind die heutigen Straßennamen in das historische Modell eingetragen; schließlich hat sich da in den letzten 100 Jahren eine Menge getan.
Digitalisierte Daten ermöglichen einen virtuellen Spaziergang durchs alte Dorf
Diese Daten hat Jan Marien vom Heimatverein digitalisiert. So wird nicht nur ein virtueller Spaziergang durch den historischen Dorfkern möglich; die Daten waren auch die Grundlage dafür, die Gebäude mit einem 3-D-Drucker im Modell im Maßstab 1:160 zu reproduzieren. Trotz moderner Technik kein geringer Aufwand, berichtet Marien: „Am Modell der alten Kirche hat der Drucker 24 Stunden gearbeitet.“
Nicht von allen Gebäuden im Ortskern gibt es exakte Daten. Bei einigen Häuserwänden, die nicht oder nicht vollständig auf alten Fotos zu sehen sind, hat Marien schlicht raten müssen, wie sie wohl ausgesehen haben. „Und bei einigen Gebäuden weiß ich nicht, ob sie 1915 schon im Dorf gestanden haben.“ Bei der alten Kirche dagegen hat Heike Biskup, die Leiterin des Stadtarchives, mit Bauplänen und Grundrissen helfen können.
Die 1917 aus immer noch ungeklärten Gründen abgebrannte Kirche ist ein gutes Beispiel für die Arbeit von Theo Kleppe. Obwohl er, Jahrgang 1929, das Gebäude nur als Ruine gesehen haben kann, hielt er sie in seinen Zeichnungen des Ortskerns aus verschiedenen Perspektiven fest und bemühte sich nach Kräften um historische Genauigkeit. Seine bekannte Zeichnung vom Brand der alten Kirche zeigt Details, die aus Augenzeugenberichten verbürgt sind: die Löschversuche eines Nachbarn etwa oder der ungewöhnliche Ostwind, der die Flammen angefacht hat.
„Wir hätten noch so viel mehr zu zeigen“
80 Schwarz-Weiß-Federzeichnungen des in Ekel geborenen Grafikers Theo Kleppe sind in der Ausstellung zu sehen. „Wir hätten noch so viel mehr zu zeigen“, sagt Ausstellungsmacher Willi Stein und deutet auf dicke Mappen mit weiteren Zeichnungen. Unter anderem hat Kleppe auf vielen Bögen und mit vielen Augenzeugenberichten das Kriegsende 1945 im Dorf umfangreich dokumentiert.
Außerdem hat er zu vielen Heften aus der Schriftenreihe des Heimatvereins Zeichnungen beigetragen, vor allem zu den historischen Texten des Heimatforschers Hans Büning. Zwei Hefte gestaltete er als Autor mit: „Kirchhellen in der guten alten Zeit“ (1998) und „Kirchhellener Motive“ (2003). Beide Hefte werden während der Ausstellungszeit im Heimathaus zu erwerben sein.
Wer gründete die „Kirche auf dem Hillen“?
Mit einem Kunstgriff hat Willi Stein dafür gesorgt, dass die Besucher der Ausstellung neben den Dorfansichten eine Vorstellung von der historischen Bandbreite der Kleppe-Zeichnungen bekommen: Im Eingang zum Heimathaus hängt die Bildertafel „Zeitreise durch Kirchhellen“, in der Stein Kleppe-Zeichnungen und -Texte zu einem historischen Bilderbogen komponiert hat. Statt des „sächsischen Edelings“, der in der Chronik des Hofes Jünger am Beginn der Kirchhellener Geschichte steht, sind es bei Kleppe übrigens angelsächsische Mönche, die die „Kirche auf dem Hillen“ gründeten.
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„Nach zwei Jahren, in denen wir nur sehr begrenzte Ausstellungsmöglichkeiten hatten, wünschen wir uns möglichst viele Besucher für unsere Zeitreise ins Dorf im Jahre 1915“, sagt Peter Pawliczek, Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde. „Besonders Schüler und Neubürger, aber auch Vereine laden wir herzlich ein, einen Blick zu werfen auf das Dorf vor 100 Jahren.“
Die Öffnungszeiten der Ausstellung
Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder eröffnet die Kleppe-Ausstellung im Heimathaus am Wellbraucksweg 2 am Sonntag, 24. April, um 11 Uhr. Zur Eröffnung sind alle Interessierten herzlich eingeladen.Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 26. Juni jeweils sonntags von 11 bis 14 Uhr sowie nach Vereinbarung. Für Gruppen sind Sonderöffnungen möglich. Sie können ausgemacht werden unter 02045 2215.