Kirchhellen. Auf einem Teil des Zechenparkplatzes von Schacht 10 entsteht ein Seilscheibenpark. Die Bezirksvertretung sagt einstimmig: Kein guter Plan.
Die Bezirksvertretung Kirchhellen hat sich einstimmig gegen den geplanten Seilscheibenpark am Alten Postweg ausgesprochen. Sie fordert den Planungsausschuss auf, dafür zu sorgen, dass die Pläne des Vereins Seilscheibenpark dort „nicht umgesetzt werden“. Das könnte allerdings schwierig werden.
Entstanden ist die Idee des Seilscheibenparks bei dem Versuch von Freunden der Bergbautradition, den Förderturm von Schacht 10 am alten Postweg als Denkmal zu erhalten, das an die Kirchhellener Bergbaugeschichte erinnert. „Diesen Plan mussten wir nach vielen, vielen Gesprächen mit der RAG, der Stadt und den Grundstücksbesitzern begraben“, erinnert sich Sebastian Stern, Vorsitzender des Vereins „Seilscheibenpark“. „Aber wenigstens die Seilscheiben von Schacht 10 wollten wir retten.“
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Daraus entstand die Idee, in Kirchhellen mit den alten Seilscheiben die Standorte der Prosper-Schachtanlagen im kleinen Maßstab nachzubilden und mit einer Wegeverbindung die Strecke nachzuzeichnen, mit der die Standorte, im 1000 Metern Tiefe verbunden waren.
„Dabei haben wir immer mit offenen Karten gespielt“, sagt der Vereinsvorsitzende Stern. Nach eigenen Angaben hat der Verein Oberbürgermeister Bernd Tischler für die Idee begeistert und danach immer eine enge Abstimmung mit den zuständigen Ämtern gesucht und gefunden. „Wir haben auch angeboten, unser Projekt den Bezirksvertretern vorzustellen“, sagt Stern. „Auf dieses Angebot ist nie eine Rückmeldung gekommen.“
Zum 1. Mai hat der Verein der RAG eine Fläche von 7300 Quadratmetern auf dem alten Zechenparkplatz am Alten Postweg abgekauft. Im Absprache mit der Bottroper Bauaufsicht ist die Rückbauverpflichtung in den Kaufvertrag eingearbeitet worden, die der RAG bei der Genehmigung des Parkplatzbaus auferlegt worden war. Wortlaut der Baulast: „Der jeweilige Eigentümer verpflichtet sich, nach Aufgabe der Nutzung als Parkplatz die Bodenversiegelungen vollständig zurück zu bauen und die Fläche der ursprünglichen Nutzung, Wiese oder Acker, zurückzuführen.“
Die Rückbauverpflichtung gilt auch für den Verein
An diese Baulast hatte sich die ÖDP nach den ersten Medienberichten erinnert und angefragt, wie denn diese Rückbauverpflichtung zusammen passe mit den offenkundig auf Dauer angelegten Park-Plänen. Peter Linzner, Leiter der Bauaufsicht, hat die Bezirksvertreter jetzt darüber informiert, dass die Baulast in den Kaufvertrag über die Parkplatzteilfläche übernommen worden sei. Und zwar in folgender Formulierung: „Diese Baulast wird eine Rückbauverpflichtung und Wiederherstellungspflicht für den Fall beinhalten, dass das Grundstück nicht weiter als Seilscheibenpark genutzt wird. Es ist dann in den Ursprungszustand Wiese oder Acker zurück zubauen.“
Im Auftrag des Vereins Seilscheibenpark werde ein Architekt in den nächsten Tagen den Bauantrag einreichen, kündigt Sebastian Stern an. Der muss auch die Rückbauverpflichtung enthalten, sagt Linzner: „Ohne diese Baulast gibt es keine Baugenehmigung.“ Stern bietet den Bezirkspolitikern und Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder weiter das Gespräch an: „Wir sind jederzeit zum Dialog bereit.“ Drei Seilscheiben vom Schacht Hünxe hat der Verein bereits in einem logistischen Kraftakt an den Alten Postweg gebracht, dazu Ziegelsteine und Stahlträger der abgerissenen Kohlenwäsche auf Prosper 2. Jetzt ist die erste Seilscheibe ist auf dem Gelände auch schon aufgestellt worden: die Reserve-Seilscheibe von Schacht 9 in Grafenwald.
Appell der Bezirkspolitiker: Genehmigt den Bauantrag nicht
Geht es nach den Bezirkspolitiker, bekommt der Verein aber gar keine Baugenehmigung. In diese Richtung geht ihr einstimmiger Appell an den Planungsausschuss. Ob der die Genehmigung aber versagen kann? Das Baugesetzbuch sieht für solche Bauvorhaben im Außenbereich nur eine Kenntnisnahme der Politik vor.
Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder kann das Nein der Bezirksvertreter gut verstehen. „Eine Seilscheibe etwa auf der ehemaligen Schachtfläche - mit einem solchen Symbol hätte ich mich gut anfreunden können. Aber jetzt bleibt eine Fläche in nicht geringem Maße versiegelt. Und Flächenversiegelung haben wir genug in Kirchhellen.“
Wenn es ganz dumm läuft
Sebastian Stern vom Verein Seilscheibenpark ist zuversichtlich, trotz des Votums der Bezirksvertretung das Projekt genehmigt zu bekommen: „Wir sind schließlich auf alle Auflagen der Stadt eingegangen.“Und wenn das Projekt dennoch scheitert? Auch dieses Szenario hat die Bauaufsicht schon durchgespielt. „Kommt der Grundstückseigentümer der Rückbauverpflichtung und Wiederherstellungspflicht aus der Baulast nicht nach, so hat er auf Verlangen der Stadt Bottrop das Grundstück unentgeltlich auf diese zu übertragen.“Heißt im Klartext: Dann hat die Stadt das Gelände an der Backe. Mit Versiegelung, Seilscheiben und den Ziegeln der Kohlenwäsche.