Bottrop. Bei Bottrops Musikfestival treffen bekannte Solisten auf die Königin der Instrumente. Dabei erklingt im Januar aber nicht nur Traditionelles.

Musik lebt von Begegnung. Und nach der auf Grund des Lockdowns rein virtuellen Ausgabe von Orgel Plus zu Anfang Jahres haben sich die Organisatoren nun entschlossen, Bottrops einziges Musikfestival nicht nur live, sondern auch mit anwesendem Publikum stattfinden zu lassen. „Für alle Besucher gilt die 2G-Regel und wir hoffen, dass sich angesichts der gerade wieder sinkenden Corona-Fallzahlen die Fans dieser Kombinationen wieder trauen, selbst wieder live dabei zu sein“, sagt der künstlerische Leiter Gerd-Heinz Stevens.

Die Rensch-Orgel der Herz-Jesu Kirche - vorn im Bild die imposante Batterie der so genannten spanischen Trompeten - war vor über 30 Jahren Ausgangs- und Mittelpunkt des Bottroper Festivals „Orgel Plus“.
Die Rensch-Orgel der Herz-Jesu Kirche - vorn im Bild die imposante Batterie der so genannten spanischen Trompeten - war vor über 30 Jahren Ausgangs- und Mittelpunkt des Bottroper Festivals „Orgel Plus“. © WAZ FotoPool | Birgit Schweizer

Karten für die insgesamt zehn Konzerte gibt es im Gegensatz zu früheren Jahren zur Zeit noch ausreichend. Dazu kommen die Gottesdienste zu Beginn (2. Januar 2022) und zum Abschluss (9. Januar) des Festivals und die beliebte Exkursion. „Der einzige Programmpunkt, der bereits ausverkauft ist“, weiß Gerd-Heinz Stevens.

  • Lesen Sie hier: Bottrops einziges Musikfestival beginnt in Kirchhellen

Das liege aber daran, dass pandemiebedingt etwa nur ein Drittel der der sonst weit über 200 Plätze zur Verfügung stehen. „Wir konnten auch die Lage in Holland, die Fahrt führt ja zu historischen Instrumenten nach ‘s-Hertogenbosch, nicht endgültig abschätzen. Vielleicht hätten wir mit einer so großen Gruppe die Kirchen gar nicht betreten dürfen und bei den Restaurants ist die Frage ja ähnlich“, so Stevens.

Jazz zum Auftakt und barocke Pracht zum Abschlusskonzert des Bottroper Festivals

Jazzig-intim wird es dieses Mal beim Neujahrskonzert. Am 2. Januar eröffnet das Bielefelder Trio Wolfgang Tetzlaff (Bass), Karl Godejohann (Schlagzeug) sowie Olaf Kordes am Klavier und Jürgen Sonnentheil an der kürzlich unter Denkmalschutz gestellten Breil-Orgel den Konzertreigen.

Auch der zweite Abend in St. Joseph dürfte spannend werden. Dort treffen Posaunist Hansjörg Fink und Elmar Lehnen auf einander. Der Organist der Marienbasilika in Kevelaer ist bekannt für seine fantasievollen wie virtuosen Improvisationen. Am 3. Januar improvisieren die Musiker in sieben Teilen über den Schöpfungsmythos. Man erinnert sich: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde… und die Erde war wüst und leer...

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Eine spannende Kombination aus Barock bis Klezmer bietet der Abend des 4. Januar in Herz-Jesu, wo 1989 auf der damals neuen Rensch-Orgel das Festival seinen Ursprung hatte. Dort treffen frühbarocke Lieder von John Dowland auf Transkriptionen von Händel, Purcell oder auch des Romantikers Josef Rheinberger. Für Orgel pur stehen dann Werke von Bach oder der üppigen französischen Orgelsymphonik eines Louis Vierne. Zu hören sind dabei Christian Wolf an der Klarinette plus Ulrich Brüggemann (vom Kölner Dom) an der Orgel.

Akkordeon und Kleinorgel – für Senioren zum Mitsingen

Der 5. Januar steht ganz im Zeichen von Organetto – einer keinen tragbaren Orgel – und dem Akkordeon. Die Schweizerin Corina Marti, die mehrfach in unterschiedlichen Konstellationen mit Alter Musik zu Gast war, trifft nun einmal um 15 Uhr beim Kaffeekonzert für Senioren und dann erneut um 20 Uhr in der Martinskirche auf Roman Zabelov mit seinem Akkordeon – natürlich mit unterschiedlichen Programmen. Französische und deutsche Barockmusik für Cembalo plus Orgel erklingt in der Kreuzkampkapelle. Dort sind am 6. Januar der Essener Folkwang-Dozent Wolfgang Kostujak und Stefan Horz, Organist der Bonner Kreuzkirche, nicht nur musikalisch sondern auch mitpassenden Anekdoten zu erleben.

Hannah Schlubeck, bis 2020 Matthias Schlubeck, gehört zu den profiliertesten Panflötistinnen weltweit. Unter ihrem Geburtsnamen war sie dazu mehrfache Siegerin bei den Paralympics im Schwimmsport. Bei Orgel Plus ist sie am 7. Januar in Liebfrauen auf dem Eigen zu erleben.
Hannah Schlubeck, bis 2020 Matthias Schlubeck, gehört zu den profiliertesten Panflötistinnen weltweit. Unter ihrem Geburtsnamen war sie dazu mehrfache Siegerin bei den Paralympics im Schwimmsport. Bei Orgel Plus ist sie am 7. Januar in Liebfrauen auf dem Eigen zu erleben. © Unbekannt | Schlubeck

Ein ganz klassisches Programm verspricht dann das Duo Hannah Schlubeck (Panflöte) und Ignace Michlies auf dem größten Bottroper Instrument, der spätromantischen Seifert-Orgel in Liebfrauen auf dem Eigen: Telemann, Vivaldi und Händel stehen für Welt des Barock. Daneben stehen aber auch romantische und neuere Werke auf dem Programm, zum Teil auch für Orgel-Solo.

Panflötistin Hannah Schlubeck lebt seit 2020 „im Einklang mit Körper und Gefühlen“

Schlubeck gehört nicht nur zu den weltweit führenden Panflötistinnen, sondern ist auch – aufgrund einer Missbildung der Arme – Teilnehmerin und Goldmedaillengewinnerin im Schwimmen bei den Paralympics. Diese, vor allem aber auch die musikalische Karriere, hat sie unter ihrem Geburtsnamen Matthias Schlubeck begonnen, und gab bereits als Teenager Konzerte im In- und Ausland. Seit 2020 lebt sie als Hannah Schlubeck „im Einklang mit Körper und Gefühlen“, wie die Musikerin es selbst ausdrückt.

Eröffnung, Familienprogramm und Karten

Eröffnet wird das 34. Festival Orgel Plus am Sonntag, 2. Januar, erstmals in Kirchhellen mit einem Gottesdienst mit dem Revierglockenchor in St. Johannes. Um 11.30 Uhr gibt es das Familienprogramm Orgel (Matthias Uphoff) plus Märchen (Britta Walterschen). Sie gestalten auch das Familienkonzert am 7. Januar um 16 Uhr in der Kulturkirche.Die Schlussmesse am 9. Januar um 9.30 Uhr in Herz Jesu gestalten die Sopranistinnen Eva Koch und Carmen Bangert plus Wolfgang Baumgartz (Orgel). Karten für alle Konzerte gibt es unter 02041/70 33 08 oder an der Theaterkasse im Kulturzentrum. Info: www.orgelplus.de.

Zum Abschluss gibt es dann am 9. Januar ein Orchesterkonzert in St. Cyriakus. Dort spielt das elfköpfige Ensemble der Dresdner Bach-Solisten unter Leitung des Trompeters Joachim Schäfer „Musik des kursächsischen Hofes“ aus dem 18. Jahrhundert.