Dass er nicht nur ein hervorragender Musiker ist, sondern auch noch sehr unterhaltsam und informativ über Musik reden kann, bewies Cembalist Wolfgang Kostujak bei seinem Konzert im Rahmen der Reihe „Große Klaviermusik“ im Kleinen Konzertsaal der Folkwang-Universität. Unter dem Titel „Claviermusik als Sprache ohne Worte“ machte er mit vielen Beispielen deutlich, wie barocke Komponisten versucht haben, mit ihrer Musik Geschichten zu erzählen.
Die Veranstaltung ist als „Lecture Recital“ angekündigt, weshalb das Publikum an diesem Abend eher eine Vorlesung mit Musikbeispielen als ein traditionelles Konzert erlebt. Folkwang-Dozent Wolfgang Kostujak ist ein lebendiger Erzähler und Erklärer: Zu allem Stücken hat er viel theoretisches Hintergrundwissen parat. Das beginnt mit der anonymen portugiesischen Schlachtmusik, die das Konzert eröffnet und endet mit Johann Sebastian Bachs Abschiedsmusik für seinen Bruder.
Dabei spürt er ausführlich der Frage nach, welcher Mittel sich die Komponisten bedient haben, um mit Noten ein außermusikalisches Ereignis zu beschreiben. Entscheidend sind da Lautmalereien oder die Übertragung von Bewegungen in Musik: So gelingt es Johann Jacob Froberger sogar einen Raubüberfall, der auf ihn verübt wird, als Inspirationsquelle zu nutzen. Seine Partita in g-Moll beginnt mit einer großen Klage, über das entwendete Geld.
Am Cembalo zeigt sich Kostujak als souveräner Meister: Mit seinem klaren Spiel unterstreicht er stets den Inhalt der Musik. Die vielen barocken Verzierungen oder virtuose Läufe setzt er mit großer Selbstverständlichkeit im Sinne der Geschichte ein.
Die Fabulierlust des Musikers, der viel Hintergrundwissen aus Geschichte, Philosophie, Theologie oder anderen Wissenschaften beisteuert, führt aber meist dazu, dass die Einführungen und Querverweise ausufern: 14 Minuten dauern zum Beispiel seine Erklärungen zu der gerade einmal fünfminütigen Suite XXVII in e-Moll von Froberger.
Da ist es erfrischend, dass an diesem Abend auch Musik erklingt, die keinerlei Erklärung bedarf: Die Froberger-Komposition besteht nämlich auch aus Abschnitten, die einfach nur Musik sind: Auch hier zeigt Kostujak sein großes Können: In den Couranten markiert er kraftvoll die Rhythmen, die Sarabanden sind zerbrechliche Klagegesänge, und die finale Giguen rollen fröhlich dahin.