Bottrop. Fürs neue Bottroper Wohnviertel in Vonderort zeichnet sich eine Mehrheit ab. Am Mittwoch fällt eine Vorentscheidung. Die SPD stellt Bedingungen.
Für das neue Wohnviertel Am Freitagshof in Vonderort zeichnet sich eine Mehrheit ab. Vertreter von SPD und CDU befürworten den Bau. Der Ratsausschuss für Stadtplanung wird am kommenden Mittwoch voraussichtlich einen Vorentscheidung treffen. Deutliche Kritik gibt es jedoch nach wie vor an der hohen Zahl der geplanten Wohnungen. „Das sind viel zu viele“, sagte SPD-Sprecher Franz Ochmann jetzt in der Bezirksvertretung Süd. Vor allem die SPD-Vertreter knüpfen ihre Zustimmung außerdem an Bedingungen. Sie wollen erreichen, dass sowohl neue Kindergartenplätze in Vonderort geschaffen werden, als auch ein neuer Kinderspielplatz gebaut wird. Oberstes Gebot ist für sie außerdem, dass die Anwohner in Vonderort gehört werden.
„Die Bürger sind auf jeden Fall zu beteiligen“, legte sich Bezirksbürgermeister Helmut Kucharski fest. Auch SPD-Sprecher Ochmann mahnte, die Bedenken der Anwohner nicht einfach zu übergehen. Er erinnerte daran, dass die Vonderorter Bürgerinitiative um die 1700 Protestunterschriften gegen die Baupläne vorgelegt hat. „Wir müssen den Bürgern etwas anbieten“, sagte der Bezirksvertreter, auf der Basis des jetzt vorliegenden Vorentwurfs würden sie das Wohngebiet kaum akzeptieren.
Stadtplaner halten Größe des Viertels für vernünftig
Stadtplaner Oliver Schüttler verteidigt die Pläne für das neue Wohngebiet jedoch. „Ich halte das für eine angemessene Struktur und Dichte. Das ist für den Stadtteil eine vernünftige Lösung“, meint der Sachgebietsleiter im Stadtplanungsamt, doch die Kritik an der hohen Wohnungszahl geht über alle Parteigrenzen hinweg. Die Stadtplaner sehen rund 100 neue Wohnungen vor. Etwa 45 davon sollen in Mehrfamilienhäusern entlang der Straße Am Freitagshof entstehen. Außerdem werden in dem Gebiet Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser geplant.
SPD-Sprecher Franz Ochmann erinnerte daran, dass die geplante Wohnungszahl zwischenzeitlich auf 84 verringert war und kritisierte die planerische Aufstockung. Zwar sehen vor allen die SPD-Bezirksvertreter das neue Wohnviertel als Belebung für Vonderort an, doch Sprecher Ochmann betonte nach dem Ja der SPD ausdrücklich: „Das bedeutet nicht, dass wir den jetzt geplanten Wohnungen zustimmen“. Die Grünen lehnen die Baupläne komplett ab. „Der Versiegelungsgrad ist uns zu hoch“, sagte Burkard Hölting. Ratsherr Sven Hermens begründet das Nein der Linkspartei so: „Es sind zu viele Wohnungen auf zu wenig Platz“. Ein Alles oder Nichts sei mit der Linken nicht zu machen.
Wortbruch-Vorwürfe an den Bottroper Baudezernenten
AfD-Vertreter Patrick Engels warf Baudezernent Klaus Müller vor, seine Zusagen nicht einzuhalten. So habe der Baudezernent noch vor etwa vier Jahren angekündigt, dass von den ursprünglich vorgesehenen 120 Wohnungen am Freitagshof mindestes ein Viertel weniger gebaut würden. Engels rechnet vor, dass die jetzt geplanten 100 Wohnungen aber nur um ein Fünftel weniger seien. Er nannte die Bebauung auf dem kompletten Grüngelände „eine Farce“. Der AfD-Vertreter erinnerte daran, dass auch die Vonderorter CDU nur eine sehr eingeschränkte Bebauung auf einem Teil des Geländes an der Schule Vonderort zulassen wollte. „Auch an diesen Worten wird sich die CDU messen lassen müssen“, sagte der AfD-Ratsherr. Die AfD werde die 1700 Protestunterschriften aus Vonderort jedenfalls nicht ignorieren und wolle, dass die Grünfläche erhalten bleibt.
Stadtplaner Oliver Schüttler verwies indes auf das vom Stadtrat beschlossene Wohnungsbaukonzept der Stadt bis ins Jahr 2025. Um den Bedarf zu decken, müssen danach in Bottrop pro Jahr rund 300 neue Wohnungen gebaut werden. „Wenn in Vonderort weniger Wohnungen gebaut werden, müssen es demnach woanders mehr werden“, sagte er. Der Planer rät dazu, anstelle eines Spielplatzneubaus in dem geplanten Wohnviertel am Freitagshof den vorhandenen Vonderorter Spielplatz auszubauen und besser auszustatten. Skeptisch sieht er die Forderung nach neuen Kita-Plätzen allein in Vonderort. Schüttler verwies auf den städtischen Kindergartenbedarfsplan, der einen neuen Kindergarten für einen größeren Umkreis vorsieht. Allerdings sind die Kita-Pläne der Stadt am Südring-Center vorerst gescheitert.