Bottrop. Die Ratsvertreter haben zu Wohnungsbauplänen in vier Bottroper Stadtteilen okay gesagt - auch für das so umstrittene Vonderorter Neubaugebiet.
Die Ratsparteien haben den Weg für den Bau von mehr als 250 neuen Wohnungen in Bottrop frei gemacht. Danach können am Freitagshof in Vonderort und auf dem früheren Sportplatz am Döckelhorst in der Welheimer Mark prinzipiell jeweils um die hundert neue Wohnungen entstehen. Außerdem billigten die Ratsvertreter im Stadtplanungsausschuss die Pläne, nach denen neben der Rottmannsmühle-Seniorenanlage am Innenstadtrand 36 Wohnungen und auf dem Eigen an der Aegidistraße weitere 29 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern gebaut werden sollen. Während die anderen Bauvorhaben eine breite Zustimmung finden, bleiben die Baupläne für Vonderort sehr umstritten.
Trotz des Protestes von mehr als tausend Anwohnern aus der direkten oder weiteren Nachbarschaft des geplanten Neubaugebietes am Freitagshof stimmten SPD sowie CDU und FDP den Bauplänen zu. Erste Entwürfe der Haus-Hove-Immobilienfirma für das Bauprojekt lagen bereits 2016 vor. „Wir brauchen in Bottrop schlichtweg Wohnraum“, begründete Landtagsabgeordneter Thomas Göddertz jetzt das Ja der SPD. „Es gibt viele junge Familien, die sagen: Macht das endlich“, betonte auch CDU-Fraktionsvorsitzender Hermann Hirschfelder.
1000 Nachbarn protestieren gegen Vonderorter Baupläne
Die Kritiker halten die geplante Bebauung des Grüngeländes am Freitagshof dagegen für zu umfangreich oder lehnen sie wie die Linkspartei und die DKP komplett ab. So strich ÖDP-Vertreterin Elly Vaupel nicht nur wie auch Linke-Ratsherr Sven Hermens die hohe ökologische Bedeutung diese Grünlandes heraus, sondern verwies auch darauf, dass sich schließlich auch Ratsleute und Bezirksvertreter in SPD und CDU gegen so eine massive Bebauung ausgesprochen hätten. So hatten sowohl die CDU in Vonderort als auch die SPD-Bezirksvertreter aus dem Bottroper Süden verlangt, dass am Freitagshof deutlich weniger als die geplanten 100 neuen Wohnungen gebaut werden.
„Erst wurde gesagt: es wird gar nicht gebaut, dann: ein bisschen, dann hieß es: 80 neue Wohnungen, jetzt sind es über 100 Wohnungen“, kritisierte AfD-Ratsherr Guido Schulz den aus seiner Sicht fragwürdigen Umgang mit den Vonderorter Wählerinnen und Wählern. „Das ganze Projekt ist zu groß“, begründete auch Burkard Hölting das Nein der Grünen. SPD-Fraktionschef Thomas Göddertz forderte die Kritiker daher dazu auf, zu sagen, wo die dringend nötigen neuen Wohnungen denn dann gebaut werden sollen.
Mehr neue Wohnungen in Bottroper Mehrfamilienhäusern
Das ließen diese sich nicht zweimal sagen. Die Wohnungsbaupläne an der Aegidistraße etwa befürwortete Linke-Ratsherr Sven Hermens ausdrücklich. „Das ist ein gutes Konzept“, befand auch Grünen-Sprecher Burkhard Hölting. So waren für das Grundstück in der Höhe der Seitenstraße „Am Schoolkamp“ etwas mehr als zehn Einfamilien- und Doppelhäuser sowie der Neubau eines Mehrfamilienhauses geplant. Inzwischen will der Eigentümer dort jedoch ausschließlich Mehrfamilienhäuser bauen. In den fünf Häusern, die um einen autofreien Wohnhof herum stehen werden, sollen nun insgesamt 29 Wohnungen entstehen. In einem zweigeschossigen Parkdeck will der Eigentümer außerdem den künftigen Bewohnern über die schon vorhandenen Garagen hinaus zusätzliche Stellplätze anbieten.
Neue Häuser auf altem Sportplatz
Den Weg für das neue Wohnviertel in der Welheimer Mark machte der Planungsausschuss ebenfalls frei. Auf dem früheren Sportplatz nördlich der Straße „Am langen Damm“ und dem angrenzenden Bolzplatz und Spielplatz sei genügend Platz für bis zu 100 neue Wohnungen. Möglich sei der Bau von Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern aber auch von Mehrfamilienhäusern, heißt es.
Davon raten die Stadtplanerinnen und Stadtplaner aber ab, da es in dem Stadtteil bereits viele Mehrfamilienhäuser gibt. Sie weisen darauf hin, dass auf dem alten Sportplatz-Gelände auch schon bei einer Bebauung mit Doppelhäusern mit jeweils zwei Vollgeschossen zwischen 60 und 100 neue Wohnungen entstehen können. Das neue Wohnviertel wird über die Klopriesstraße und die Straße Döckelhorst zu erreichen sein.
Eine große Zustimmung findet auch das Bauvorhaben auf dem Gelände zwischen der Karl-Englert-Straße und der Zunftstraße am Rand der Innenstadt. Die Ganz & Partner-Architektur plant dort schrittweise den Bau von 36 Wohnungen und einer Kindertagesstätte. Im ersten Bauabschnitt sind danach über der Kindertagesstätte im Erdgeschoss in einem Ärztehaus Räume für Arztpraxen und Büros vorgesehen. Im zweiten Schritt planen die Architekten den Bau von bis zu 14 Seniorenwohnungen. Alternativ können es auch Häuser für Wohngruppen entweder für ältere Bürgerinnen und Bürger oder für Menschen mit Behinderungen werden. Die Pläne für den dritten Bauabschnitt sehen den Bau von zwei viergeschossigen Häusern mit insgesamt 22 neuen Wohnungen vor. Für die nötigen Autostellplätze sind Tiefgaragen geplant.