Bottrop. Das historische Gitter am Torbogenhaus an der Gladbecker Straße wurde nun frisch vergoldet. Was sonst noch mit dem Baudenkmal passierte.

Es ist zwar kein „Goldenes Dachl“, wie die bekannte Innsbrucker Sehenswürdigkeit im Volksmund heißt. Aber Bottrop kann jetzt mit einem goldenen Balkon aufwarten. Auch der befindet sich in sicherer Höhe an bekanntem Ort in der Innenstadt und kann durchaus als Sahnehäubchen der denkmalgerechten Sanierung des markanten Torbogenhauses an der Gladbecker Straße 13 bezeichnet werden.

Für den neuen Besitzer, den Essener Unternehmer Volker Patro, der das 1923 errichtete Backsteingebäude mit seinen Torbögen und den hübschen kleinen Ladenlokalen vor zwei Jahren von der GBB erworben hatte, ist es das erste große Immobilienprojekt, das er in Angriff genommen hat. Und das ist gleich ein eingetragenes Baudenkmal. Schwierigkeiten und doppelter Bürokratieaufwand programmiert?

„Überhaupt nicht“, sagt Volker Patro. „Die Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde hier in Bottrop hat super funktioniert, ich hätte nicht gedacht, zum Beispiel von Thorsten Kastrup soviel Unterstützung zu bekommen, auch was die Beratung und Beantragung von Fördergeldern betrifft, die bei denkmalgerechter Sanierung in Anspruch genommen werden können.“ Aufwändiger als neu zu bauen sei so ein Projekt schon, sagt Volker Patro. „Jede einzelne Baumaßnahme muss jeweils von der zuständigen Behörde abgenommen werden.“

Das Torbogenhaus vor der Sanierung. Bei genauem Hinsehen fehlen Teile des Gitters über dem Erker. Gut zu erkennen ist das nachträglich aufgesetzte Obergeschoss und der markante Pavillon (l.).
Das Torbogenhaus vor der Sanierung. Bei genauem Hinsehen fehlen Teile des Gitters über dem Erker. Gut zu erkennen ist das nachträglich aufgesetzte Obergeschoss und der markante Pavillon (l.). © WAZ FotoPool | Joachim Kleine-Büning

Inzwischen präsentiert sich der fast 100 Jahre alte Bau von innen fast komplett saniert. Wie viele marode Balken ersetzt, wie viele Wasserschäden beseitigt und wie viele Meter neue Verrohrung, Leitungen oder Dichtungsmasse in angegriffenen Simsen verarbeitet worden sind, kann Patro schon nicht mehr sagen. Aber: Zum 1. August, so der Plan, soll die Sanierung auch der letzten noch freien Wohnung im Obergeschoss und des im Original erhaltenen Holztreppenhauses komplett abgeschlossen sein. Dann entspricht der Bau nicht nur den Vorgaben des Denkmalschutzes, sondern auch heutigen Wohnansprüchen, Energie- und Sicherheitsstandards.

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Auch seine Mieter sind zufrieden. Ein älterer Herr wohnte dort schon seit Jahrzehnten und ist in die neu sanierte Wohnung zurückgezogen. Die beiden Ladenlokale links und rechts der Torbögen sind inzwischen Zentrale des Bottcast. Neumieter ist auch Matthias Kreul. Er zog vom Fuhlenbrock in die Innenstadt und freut sich, nun in einem Denkmal zu wohnen, das aber dennoch zeitgemäß und gut ausgestattet ist. Die im rechten Winkel zum Haupthaus liegende längliche Terrasse, an deren Ende ein hübscher schiefergedeckter Pavillon aufragt, gehört ebenfalls zu seiner Wohnung. „Ein toller Ort zum chillen, aber du kriegst trotzdem noch etwas mit vom Leben mitten auf der Kneipenmeile, alles ist eben nah dabei“, so Kreul. Natürlich: „Im Fuhlenbrock war es ruhiger, aber ich bin ja hier bewusst hingezogen.“

Die historische Aufnahme zeigt: Am Torbogenhaus von 1923 an der Gladbecker Straße 13, hat sich äußerlich bis heute wenig geändert.
Die historische Aufnahme zeigt: Am Torbogenhaus von 1923 an der Gladbecker Straße 13, hat sich äußerlich bis heute wenig geändert. © Unbekannt | Stadtarchiv

Das Torbogenhaus steht seit 1992 unter Denkmalschutz. Der 1923 errichtete und nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem zusätzlichen Geschoss versehene Bau bildet den Durchgang von der Luise-Hensel-Straße zur Gladbecker Straße. Mit seinem rückwärtigen Anbau und dem charakteristischen Pavillon, dem in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Wohnhaus, errichtet vom Architekten Josef Franke, und den zu gleicher Zeit errichteten städtischen Verwaltungsbauten beim Rathaus, bildet das Torbogenhaus ein Ensemble und ist zugleich ein schönes Beispiel städtischer Architektur der 1920er Jahre - kurz nach der Verleihung der Stadtrechte 1919.

Historisches Gitter fachmännisch restauriert

Das historische Gitter aus der Erbauungszeit des denkmalgeschützten Torbogenhauses hat Neu-Eigentümer Volker Patro fachgerecht in der Duisburger Spezialwerkstatt „Die Schmiede“ überarbeiten lassen.Bevor schließlich die neue Blattvergoldung aufgebracht wurde, mussten auch fehlenden Teile der schmiedeeisernen Arbeit ergänzt werden. Alle Arbeitsschritte der Haussanierung fanden im Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde statt.