Bottrop. In lockrer Folge stellt die WAZ denkmalgeschützte Bauten im Bottroper Stadtgebiet vor und spricht mit deren Besitzern über Vor- und Nachteile den Denkmalschutzes.
Seit einem Monat schallt die Stimme der fünften Besitzergeneration durch Haus Nuphaus. Die Tochter von Sebastian und Jutta Stöber gibt auf dem Arm von Mama allerdings nur eine Stippvisite. Dass sie an der Luise-Hensel-Straße 6 in einem Denkmal lebt, dürfte der kleinen Sophie wenigstens zu diesem Zeitpunkt ziemlich egal sein.
Vater Sebastian hingegen steckte offensichtlich nicht nur Zeit und Geld in die denkmalgerechte Instandsetzung des Hauses. Vor einigen Jahren entdeckte der Apotheker (Jahrgang 1968) bereits sein Herz für das Haus, in dem er seine Kindheit und Jugend verbrachte und das seine Urgroßeltern und Großeltern von niemand geringerem als Josef Franke 1926/27 erbauen ließen. Der Architekt gehört zu den bekannteren Vertretern des Expressionismus im Ruhrgebiet und hinterließ gerade auch in der damals noch jungen Stadt Bottrop eine beachtliche Zahl von Bauten, darunter allein fünf Kirchen.
Förderanträge immer vorher stellen
Dass Denkmalschutz über vielen Besitzern erhaltenswerter historischer Häuser zunächst wie ein Damoklesschwert hängt, davon kann Sebastian Stöber eine Menge berichten. Als vor 21 Jahren die Eintragung in die Liste kam, sei seine Mutter verärgert gewesen. Wie viele andere Eigentümer auch, habe sie sich vor dem berüchtigten Amtsschimmel gefürchtet. Keine Um- und vor allem Anbauten mehr, man sei nicht mehr Herr im eigenen Haus, vor allem, wenn es wie in Haus Nuphaus (so der Name der Großeltern) nicht nur um die Fassade geht. Mit ihr und den Fenstern hat Stöber zwar sein „Projekt Nuphaus“ begonnen. „Aber nach und nach entdeckten wir immer mehr Details aus der Erbauungszeit wie Türen, Parkett, die Anordnung der Räume, die uns den Geist des Architekten und die ursprüngliche Funktion und Wohnsituation näher brachten“, so nun der sichtbar leidenschaftliche Besitzer. Natürlich wäre es einfacher gewesen, damals neue Fenster aus Kunststoff einbauen zu lassen. Billiger wohl auch. „Aber wir ließen damals die Fenster schrittweise im alten Stil in Holzbauweise erneuern, was auch energetisch kaum einen Unterschied macht.“ Mittlerweile zahlte Stöber seine Geschwister aus und ist nun alleiniger Besitzer des Familienhauses.
Und der Denkmalschutz? Die Bottroper Behörde sieht er auf jeden Fall inzwischen als Partner, nicht als lästigen „Aufseher“ über eingehaltene Vorschriften. Es gebe Tipps, zum Beispiel beim Beantragen von Fördermitteln. So zapfte man Landesmittel für die Fassadenrenovierung aus dem Topf der Stadterneuerung an. Wichtig sei vor allem, dass die Anträge vorher gestellt werden und nicht nach Abschluss der Arbeiten. „So hätte ich zum Beispiel auch Steuervorteile für die neue Heizungsanlage geltend machen können, die ja zum Erhalt des Denkmals beiträgt, leider habe ich die Reihenfolge nicht eingehalten“, sagt Stöber. Aber auch der Steuerberater, ein in Sachen Denkmalschutz erfahrener Architekt und Handwerksbetriebe seien wichtig. „Wenn ihnen jemand rät, alte Zargen und Türen rauszureißen und etwas ,in der Art’ einzubauen, sollte man sofort misstrauisch werden.“
Sein Haus hat Patina, bis hin zu den noch sichtbaren kleinen Einschlägen in den originalen Küchenfliesen - aus Kriegstagen. Manches ist teuer, wie 20 000 Euro für die Sanierung eines alten Eisengitters aus der Erbauungszeit. Aber nicht alles muss teurer sein, wenn man sich vorher gut informiert. Schließlich steht am Ende ein Haus mit Charakter. Und dafür muss nicht jedes Denkmal im ursprünglichen Familienbesitz sein wie das „Nuphaus“.