Bottrop. Etwa die Hälfte der Klienten der Bottroper Suchtberatung sind alkoholabhängig. Zuletzt gab es viele Rückfälle. So helfen die Berater Betroffenen.

Die vielen Monate der Corona-Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen haben Suchtkranken besonders zugesetzt. „Natürlich gab es viele Rückfälle“, sagt Simone Steffens von der Suchtberatungsstelle des Gesundheitsamtes Bottrop. Getroffen habe es dabei auch viele Patienten, die schon recht stabil waren – dadurch, dass vieles Stützende in der langen Krisen-Zeit weggebrochen ist. Corona hat zudem Ängste und Depressionen befeuert, die oft mit einer Alkoholsucht einher gehen.

In Zahlen ausgedrückt: „Wir haben dieses Jahr über 55 Anträge auf eine stationäre Therapie gestellt“, so Steffens. Vor Corona waren es vielleicht 30 oder 40 im Jahr, ergänzt Kollegin Raffaela Wenk.

Rund 360 Bottroper nutzen pro Jahr die Unterstützung der Suchtberatung

Die beiden Beraterinnen, die im Themenbereich der illegalen Suchtmittel von Henning Böttger unterstützt werden, nutzen den bundesweiten Aktionstag „Suchtberatung – kommunal wertvoll“, um ihre Arbeit der Öffentlichkeit vorzustellen. Die rund 360 Klienten aus Bottrop, die sie im Schnitt pro Jahr betreuen, kennen und schätzen ihr Angebot längst.

Zu rund 50 Prozent sind es Alkoholkranke; aber auch Bottroper mit Problemen mit Medikamenten, Glücks- oder Computerspiel, Essstörungen, Kaufzwang und illegalen Suchtstoffen wie Heroin sind in der kommunalen Beratungsstelle richtig. Jedenfalls, wenn sie 18 Jahre oder älter sind – für Jüngere ist die Drogenberatungsstelle der Jugendhilfe an der Osterfelde Straße die richtige Adresse.

„Uns ist wichtig, dass wir die Betroffenen über ihr Krankheitsbild informieren“, erläutert Raffaela Wenk. Damit sie sich, ihr Verhalten und die Folgen besser verstehen. „Je klarer ich für mich sehe, was ich durch die Sucht kompensiere, desto eher kann ich auch Alternativen entwickeln“, verdeutlicht die Beraterin.

Das kann eine Entgiftung, eine stationäre Therapie sein. In diesem Fall wird zu Krankenhäusern oder Fachkliniken vermittelt.

Das Gesundheitsamt Bottrop bietet eine ambulante Reha Sucht an

Eine ambulante Reha Sucht wird direkt vom Gesundheitsamt Bottrop angeboten, in Kooperation mit dem Caritasverband Gladbeck und dem St. Antonius-Krankenhaus Kirchhellen. „Diese Gruppentherapie und Einzelgespräche sind vor allem für Menschen, die noch ein gutes soziales Gefüge haben, eine Arbeit, Tagesstruktur – aber eben alkoholabhängig sind“, erläutert Simone Steffens.

Als Teil des sozialpsychiatrischen Dienstes können die Beraterinnen und Berater auch auf die Expertise und Unterstützung von Ärztinnen und Ärzten mit psychotherapeutischer Ausbildung zurückgreifen. Zudem vermitteln sie etwa in Selbsthilfegruppe oder helfen beim Umgang mit Behörden – immer den Bedürfnissen der Klienten entsprechend.

Beratung suchen die Menschen nach Erfahrung von Simone Steffens und Raffaela Wenk dann, wenn der Leidensdruck zu groß wird; es Probleme in der Partnerschaft oder auf der Arbeit gibt; andere Stellen zur Suchtberatung verweisen. Die kann übrigens auch von Angehörigen und allen in Anspruch genommen werden, die sich um Betroffene sorgen.

Info und Terminvereinbarung unter 02041/70 37 73 oder per E-Mail an seeleundsucht@bottrop.de. Die Beratung ist kostenlos. Hausbesuche oder Onlinetermine gehören zum Angebot. Es gilt Schweigepflicht.