Bottrop. Die DLRG und Schwimmvereine aus Bottrop warnen vor einer Generation der Nichtschwimmer. Die Wartelisten für Kursplätze werden immer länger.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnt vor einer Generation von Nichtschwimmern. Das belegt André Schmeer, Vorsitzender der Bottroper Ortsgruppe, mit bundesweiten Zahlen. Schon vor dem Ausbruch der Pandemie hat man „etwa 60 Prozent der Zehnjährigen als nicht sichere Schwimmer eingestuft“.

Laut DLRG gilt man erst als sicherer Schwimmer mit dem Abzeichen in Bronze (Freischwimmer). Corona hat die Situation verschlimmert. Aufgrund der Pandemie ist laut Schmeer ein Rückgang von 70 Prozent bei den Seepferdchen zu verzeichnen. Unabhängig von Corona nennt der Vorsitzende weitere Gründe für diese dramatische Entwicklung, die ihre Ursachen durchaus in der Vergangenheit hat: Schwimmbadsterben in ganz Deutschland, Reduzierung von Schulschwimmstunden und Desinteresse der Eltern.

DLRG Bottrop bietet mehr Schwimmkurse an

Um dem drohenenden Szenario einer Generation von Nichtschwimmern etwas entgegenzusetzen, erfolgten bei der DLRG, auch in Bottrop, zusätzliche Schulungen von Ausbildern und eine Umstrukturierung der Kurse. „Um so der langen Wartelisten entgegenzuwirken und den Bedarf an Schwimmausbildungen aufzufangen“, erklärt Schmeer.

Das bundesweite Ergebnis macht Hoffnung: Verdreifachung der Seepferdchen-Kurse, Verdoppelung der Bronze-Kurse. Außerdem werden zusätzliche Seepferdchen-Kurse in den Sommerferien im nächsten Jahr angeboten. Außerdem liegt der DLRG das Projekt „Seepferdchen für alle“ am Herzen (s. Infobox).

SVg 1924: Eltern sollen Kinder frühzeitig anmelden

Wie die DLRG-Ortsgruppe engagieren sich auch die Bottroper Schwimmvereine bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. „Wir wollen jedem Kind gerecht werden“, sagt Rebecca Grimm, Pressesprecherin der Schwimmvereinigung (SVg) 1924. Aber: „Auch wir stoßen irgendwann an personelle Grenzen.“ Und trotzdem geben die ehrenamtlichen Trainer alles, um möglichst vielen Kindern das Schwimmen beizubringen. Denn das Letzte, was die Schwimmschule will, ist eine Generation von Nichtschwimmern.

Rebecca Grimms Tipp: „Die Kinder sollen frühzeitig angemeldet werden.“ Wenn Eltern wollen, dass ihre Kinder schwimmen lernen, sollten sie direkt nach der Geburt das Gespräch mit dem Verein suchen. Schon vor Corona sind die Wartelisten der Schwimmschule für einen Platz in den Kursen lang. Aktuell stehen auf der Liste der SVg um die 500 Namen. Wartezeit: bis zu zwei Jahre. „Die Listen werden definitiv nicht kleiner“, sagt Rebecca Grimm.

Schwimmverein 1911: Wartezeiten von einem Jahr + X

Kaum anders die Situation beim Schwimmverein 1911. Geschäftsführer Kolja Dembski: „Ohne Zweifel hat die angespannte Lage der letzten eineinhalb Jahre die Missstände in der Schwimmausbildung extrem verstärkt.“ Genaue Anmeldezahlen möchte man nicht veröffentlichen. Geduld ist bei den Eltern dennoch gefragt. „Für Seepferdchen-Kurse und in der Wassergewöhnung müssen wir aktuell von Wartezeiten von einem Jahr + X ausgehen“, so Dembski.

Projekt „Seepferdchen für alle“

Beim DLRG-Projekt „Seepferdchen für alle“ werden Erzieher (in Festanstellung oder in Ausbildung), Grundschullehrer, Grundschullehramtsstudierende, Tagesmütter und -väter mit Hilfe von Nivea zu Prüfberechtigte für das Seepferdchen ausgebildet. Die Ausbildung ist kostenlos. Projektziele: Senkung der Ertrinkungszahlen bei Kindern, Steigerung der Seepferdchenabzeichen, Erhöhung der Anzahl von rettungsfähigen Begleitpersonen. Mehr Infos zu den Schwimmvereinen und DLRG: www.svgbottrop.de, www.schwimmverein1911.de und https://bottrop.dlrg.de

Auch hier hinterlässt Corona ihre Spuren. Laut Geschäftsführer bleibe noch abzuwarten, wie stark sich die sport- und bewegungslose Zeit auch auf die Beweglichkeit und Feinmotorik der Kinder auswirkt. Möglicherweise kann dies dazu führen, dass mehr Zeit als gewöhnlich ins Land geht, bis das Abzeichen erreicht ist.