Bottrop. Tausende strömen zu „Bottrop Original“ in die Innenstadt. Gästen wie Künstlern hat das Feiern offenbar gefehlt. Das haben sie erlebt.
Nach langen drei Jahren konnte am Wochenende wieder das Stadtfest „Bottrop Original“ für ein besonderes Live-Erlebnis unter dem Credo: „Von Bottropern für Bottroper“ sorgen. Veranstalter Holger Czeranski fiel bereits nach dem gelungenen Start ein Stein vom Herzen: „Nach der langen Pause war alles wie neu, ein enormer Druck.“ Es habe mega Spaß gemacht, sei freitags bereits „brechend voll“ gewesen und er habe überall nur freundliche Gesichter gesehen.
Bottrop Original: Zwei Bühnen mit kostenlosem Live-Programm
Zentrale Anlaufstellen waren wie vor der Corona-Pandemie die Bühnen mit ihrem kostenlosen Programmangebot. Am Pferdemarkt bespielte die Musikschule Bottrop die Bühne mit eigenen Künstlern und Produktionen. Auf der Bühne am Kirchplatz präsentierten sich Bottroper Vereine und Künstler in bunter Vielfalt. Die zahlreichen Zuhörer wurden aufgefordert: „Zeigen Sie ihre gute Laune, klatschen Sie, tanzen Sie, machen Sie mit!“
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Zum ersten Mal war am Samstag auf dem Rathausplatz ein Vintage-Markt dabei, eine Art Flohmarkt nur für private Anbieterinnen. Simone Mölders und Karoline Köster vom Frauennetzwerk Sisterhood wollen dem städtischen Leben mehr Frauenpower verpassen und „der Frau eine Stimme geben“. Eine Karte der Pariser Szeneviertel gab auf der Bühne den Hintergrund für einen Fotopoint, Schauspieler von Eloria sorgten für Stimmung und sollten das Flair eines Pariser Kultmarktes erzeugen. So saß Lukas Fischer alias „Jasper“ mit Melone und Pfeife neben seiner 2CV „Ente“, hatte gerade seine Wäsche im Brunnen gewaschen und „klar Schiff gemacht.“ Das vielseitige Angebot reichte von Kleidung, Möbeln, Hausrat, Malerei bis zu Schuhsammlungen.
Sandra Schapp bot auch neue Sachen aus dem Kleiderschrank „mit Etikett“ an: „Weil man als Frau ja so viele Klamotten hat, wir können ja nie genug haben.“ Anita John hat aus ihrer aktiven Zeit als Seidenmalerin noch Krawatten, Schals und Kleidung als Restbestände: „Es ist noch so viel da.“ Mateo (11) und Mario Grube schenkten aus dem Kofferraum ihres Alfa Romeo Oldtimers Kaffeespezialitäten aus der eigenen Kaffeerösterei aus. Ihre Gefühle, Gedanken und Erfahrungen haben Ilayba und Golian, Studentin und Schülerin aus Bottrop, in ihren Gemälden ausgedrückt.
Blaulichtmeile auf dem Berliner Platz mit Feuerwehr und Co.
Szenenwechsel: Ein Dreikäsehoch auf Mamas Arm krähte begeistert „Tütata“ und zeigte auf die bunte Reihe der Einsatzfahrzeuge auf der „Blaulichtmeile“ am Berliner Platz. Dort konnten die Kids auf und in den Fahrzeugen herum klettern und (fast) alles ausprobieren. Viele Kinder hätten während der Pandemie gefragt: „Wann können wir wieder zur Feuerwehr?“ erklärte Hauptbrandmeister Sebastian Deppe. Jetzt habe man endlich wieder die Möglichkeit, sich zu zeigen. In einem sicheren Behälter wurden Spraydosen erhitzt, zur Explosion gebracht und von Kindern mit Übungsfeuerlöschern erstickt. An einer Puppe trainierten die Kinder Reanimation mit Druckmassage.
Vor Ort waren auch die DLRG mit einem Rettungsboot, der Malteser Hilfsdienst und das Rote Kreuz. Beim THW waren die Plätze an den Lenkrädern der Gerätewagen mit Einschalten des Blaulichts besonders begehrt. Der fünfjährige Nils saß auf dem Fahrersitz und fuhr konzentriert „seinen“ Einsatz. Manchmal war es nur schwierig, die Kinder zum Herausklettern zu bewegen: „Die anderen wollen doch auch.“
Der Berliner Platz wurde zum großen Spielparadies
Der Berliner Platz wurde zum großen Spielparadies, es bildeten sich lange Schlangen, in denen die Kinder mehr oder weniger geduldig warteten. Beim Kids Planet sausten sie in großen Reifen eine Piste hinunter, allerdings befremdlich bei sonnigem Wetter mit Schneemännern dekoriert. Die begehbaren Riesenbälle im aufgeblasenen Spielfeld standen nie still. Auch der „Ninja Track“, ein mobiler Kletterparcours auf der Hansastraße, zog Kids magisch an. Spielmobil und Kinderclown Alonso vervollständigten das vielfältige Angebot.
Freunde von Chrom, Lack und Leder fachsimpeln vor dem Bottroper Rathaus
Am Sonntag konnten die Freunde von Chrom, Lack, Leder und alten Knatterkisten bei der Oldtimershow auf dem Rathausplatz wieder staunen und fachsimpeln. Rund 50 Fahrzeuge mit H-Kennzeichen wurden von den Neugierigen umdrängt. Da stand das 1925er Buick-Cabrio neben dem australischen Buschfeuerauto und dem 64er Hochzeitsmercedes mit großer Heckflosse. Der froschgrüne VW-Käfer leistete dem Chrysler Windsor und dem imposanten 47er Chevrolet Bel Air ebenso Gesellschaft wie der Trabi von Clown Alonso aus letzter Produktion mit DDR-Aufkleber.
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Vor der Volksbank hatten die Freunde vom kleinen Motorradmuseum ihre liebevoll restaurierten „Knatterschätzchen“ aufgebaut. Blickfang war die im Sand liegende verrostete „Mumie“ einer NSU-Wehrmachtsmaschine von 1937, die bei einer Ausgrabung in Berlin entdeckt wurde. Zum Vergleich stand dahinter eine restaurierte Maschine gleichen Typs. Die Fahrt mit den alten Maschinen um den Rathausplatz stand am Nachmittag selbstverständlich wieder auf dem Programm.
Parallel öffneten in der Innenstadt viele Geschäfte ihre Pforten. Sonntagnachmittag zog Veranstalter Holger Czeranski eine erste Bilanz: „Man merkt, dass die Leute Bock gehabt haben. Es war so ein harmonisches Miteinander!“ Die Künstler wie die Amy’s Coverband aus Kirchhellen hätten ebenso mega Spaß gehabt wie die Besucher. Die strömten zu Tausenden in die Stadt. „Wir haben es drei Tage lang voll gehabt“, so Czeranski. Dabei dürfte auch das Spitzenwetter eine Rolle gespielt haben.
Laut Polizei gab es keine besonderen Vorkommnisse, der Sicherheitsdienst hat laut Czeranski „keine nennenswerten Sachen gehabt“; einen Platzverweis habe es am Sonntag gegeben. Insgesamt sei friedlich miteinander gefeiert worden.
Außen-Gastro profitiert
Das kulinarische Angebot beim Stadtfest reichte von der „besten Currywurst der Stadt“ über Crêpes, Donuts und Fisch bis zu Holländischen Pommes, dazu gab es Getränke in allen Varianten. Auch die stationäre Gastronomie war stark nachgefragt, Sitzplätze in den Außenbereichen waren Mangelware.