Bottrop. Die brennende Hochfackel kostet die Kokerei sehr viel Geld. Der Energieverlust ist riesig. Die Behörden beruhigen: Keine Schadstoffe zusätzlich.

Das Verbrennen von Kokereigas über die Fackeln der Kokerei Prosper hat nicht zu einer höheren Schadstoffbelastung im Bottroper Süden geführt. Das teilt die Bezirksregierung Münster in einem Schreiben an Bürgermeister Klaus Strehl mit. "Beide Fackeln haben einen Emissionsminderungsgrad von 99,9 %", erklärte Abteilungsleiterin Christel Wies. An der Messstation des Landesumweltamtes in Welheim würden die Grenzwerte eingehalten. Der Kokerei Prosper brachte das monatelange Abfackeln einen Millionenschaden ein. Auch der Verlust an sonst ja nutzbarer Energie war enorm.

Bei einer Reihe von Anwohnern hatte vor allem der Betrieb der Hochfackel der Kokerei Kritik hervorgerufen. „Das ist eine Zumutung für alle, die da wohnen", stimmte auch SPD-Landtagsabgeordneter Thomas Göddertz den Bürgern zu. Auf Fragen von Anwohnern nach einer möglichen Gesundheitsgefährdung hatte der SPD-Vertreter im Bottroper Umweltausschuss Ende Januar noch gesagt: "Ich weiß auch nicht, welche Schadstoffe dadurch austreten“. 

Weniger CO2 als beim Verbrennen von Erdgas

Die Unternehmensleitung zeigte Verständnis für den Unmut der Bürger, doch Standortleiter Thomas Degen hatte gegenüber der WAZ auch versichert: „Das Gas wird praktisch rückstandslos verbrannt. Außer Licht und CO2 entstehen keine Emissionen.“ Seine Aussage stützt nun auch die Münsteraner Aufsichtsbehörde. Sie hatte ohnehin klar gestellt, dass sie einen dauerhaften Betrieb der Hochfackel nicht genehmigen wird.

"Die Emissionsrelevanz der Fackeln ist vergleichbar mit der Verbrennung von Erdgas, allerdings entsteht weniger CO2 und stattdessen mehr Wasserdampf durch den im Vergleich zu Erdgas hohen Wasserstoffanteil", heißt es in dem Behördenschreiben an Bürgermeister Strehl. Der Bürgermeister ist Vorsitzender des Bottroper Umweltausschusses. Er hatte die Sorgen der Anwohner aufgegriffen und sich mit deren Fragen an die Bezirksregierung gewandt. Zuvor hatte auch DKP-Ratsherr Michael Gerber eine Reihe von Fragen im Umweltausschuss aufgeworfen.

Feuerwehr stellte Leck in der Pipeline fest

Zunächst hatte der Kokerei-Besitzer Arcelor Mittal den Einsatz der Hochfackel noch mit der Reparatur des abgebrannten Kühlturms der Kokerei erklärt. Für die Dauer der Sanierung konnte das überschüssige Gas aus Sicherheitsgründen nicht wie sonst über die Bodenfackel verbrannt werden, berichtet die Bezirksregierung. Zunächst diente die Hochfackel daher auch nur für die Dauer dieser Sanierung als Ersatz.

Mitte November hatte dann aber die Feuerwehr in Gelsenkirchen ein Leck in der Gasfernleitung festgestellt, über die die Kokerei Gas an das Kohlekraftwerk in Herne sowie an die Gelsenkirchener BP-Raffinerie transportiert. "Eine Einspeisung von Koksofengas der Kokerei war danach nicht mehr möglich, sodass das gesamte Überschussgas verbrannt werden musste", erläutert die Behördenvertreterin in ihrem Schreiben an Bürgermeister Strehl. Es sei nicht möglich gewesen, die gesamte Gasmenge für die Dauer der Pipeline-Reparatur allein über die Bodenfackel der Kokerei zu verbrennen.

Fünfstellige Summe an Kosten pro Tag


Mitte Februar sei die Hochfackel nach Abschluss der Reparaturen an der Pipeline daher wieder erloschen. Da die Hochfackel zur Sicherheitseinrichtung der Kokerei gehört, könne ihr Betrieb aber aus verschiedenen Gründen immer wieder aufs Neue notwendig sein, erklärte Unternehmenssprecher Arne Langner, zum Beispiel für Revisionsarbeiten.

Für die Kokerei Prosper war es mit hohen Kosten verbunden, dass das Koksofengas während der drei Monate verbrannt werden musste. Unternehmensvertreter sprachen von einer fünfstelligen Summe pro Tag. "Die Verluste durch den Ausfall der Weiterverwertung lagen dabei im einstelligen Millionenbereich", teilte Arne Langner auf WAZ-Anfrage mit.

Eine riesige Menge Energie ging verloren

Die Menge des Gases, das die Kokerei während der Reparaturarbeiten an der Pipeline verbrennen musste, belief sich auf 0,5 Terawatt. "Umgerechnet hätte man damit 125.000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen können", erklärte Langner. Der Anteil des Kokereigases, der weiterverkauft wird, sei in der Regel im Winter höher, weil der Bedarf während der kalten Jahreszeit größer sei, erläuterte der Unternehmenssprecher.