Bottrop. Wohnungen und Häuser in Bottrop sind teurer als in den Nachbarstädten. So tief müssen Käuferinnen und Käufer für Eigentum in die Tasche greifen.
- Immobilien in Bottrop: 2021 lag das Preisniveau in Bottrop weit über dem Durchschnitt in NRW.
- Ein Grund ist das äußert knappe Angebot an gebrauchten Eigenheimen in Bottrop. Das Interesse sei aber weiterhin hoch, so ein Sprecher der Landesbausparkasse (LBS).
- Lesen Sie hier, wie teuer gebrauchte Immobilien in Bottrop im Vergleich zu den Nachbarstädten im Ruhrgebiet sind.
Gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser wechselten in Bottrop zu teils erheblich höheren Preisen die Besitzer als in den meisten Nachbarstädten. Das geht aus dem neuesten Immobilienpreisspiegel der Landesbausparkasse (LBS) für die Angebotspreise der beiden zurückliegenden Jahre hervor.
Demnach mussten Käuferinnen und Käufer im Jahr 2021 in Bottrop für ein gebrauchtes Eigenheim durchschnittlich 540.000 Euro bezahlen. „Das entspricht 11,8 ortsüblichen Jahresnettoeinkommen eines Haushalts“, erklärte LBS-Gebietsleiter John Berrens.
Preise für Wohnungen und Häuser in Bottrop weit über dem Landesdurchschnitt
„Das Interesse an Gebrauchtimmobilien bleibt hoch“, stellt LBS-Sprecher Christian Schröder beim Blick auf den Bottroper Immobilienmarkt fest. So lag das Preisniveau in Bottrop im vorigen Jahr weit über dem Landesdurchschnitt.
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Der mittlere Kaufpreis für gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser betrug landesweit 408.000 Euro und war damit mehr als 130.000 Euro niedriger als auf dem örtlichen Immobilienmarkt. Auch im Ruhrgebiet waren die verkauften Eigenheime bei einem mittleren Preis von 479.000 Euro im Jahr 2021 günstiger als in Bottrop.
Hohes Preisniveau: Knappes Angebot an gebrauchten Eigenheimen in Bottrop
Die LBS führt das vergleichsweise hohe Bottroper Preisniveau auch auf das äußerst knappe Angebot an gebrauchten Eigenheimen auf dem örtlichen Immobilienmarkt zurück. „Die Zahl der Inserate lag vor knapp zehn Jahren noch bei über 100 im Halbjahr, zuletzt waren es im zweiten Halbjahr 2021 gerade einmal 30“, erklärt LBS-Sprecher Christian Schröder auf WAZ-Anfrage. Beim Blick auf die Kaufpreise spiele selbstverständlich eine große Rolle, welche Immobilien überhaupt auf dem Markt verfügbar seien.
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Dennoch meint der LBS-Sprecher: „In Orten wie Essen oder gar Düsseldorf sind die Preisobergrenzen weitgehend ausgereizt, in Bottrop ist noch Luft nach oben, zumal die Verkehrsanbindung passt und man auch schnell im Grünen ist“.
Essen ist auch Bottrops einzige Nachbarstadt, in der die Kaufpreise für gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser weitaus höher sind. In der Reviermetropole zahlten Käuferinnen und Käufer im Jahr 2021 für gebrauchte Eigenheime durchschnittlich 682.500 Euro und somit gut 140.000 Euro mehr als in Bottrop.
Immobilien in Bottrop: Niedrige Finanzierungszinsen können Preisanstieg nur teilweise auffangen
Auch entlang der Rheinschiene in der Städteregion um Köln, Bonn und Düsseldorf wurde das Bottroper Preisniveau bei Preisen um 571.500 Euro noch überschritten. Allerdings können sich Haushalte dort den Kauf offenbar wegen höherer Einkommen dennoch eher leisten als in Bottrop. Denn sie brauchen trotz der höheren Preise laut LBS-Datenreihe fast ein durchschnittliches Jahresnettoeinkommen weniger (10,9) als Käufer in Bottrop (11,8), um das Eigenheim zu finanzieren.
Hauskäufer in Essen (15,4) brauchen dagegen gut drei Jahresnettoeinkommen mehr als in Bottrop. Auch in den Metropolen am Rhein geht die Schere anders als in deren Umland noch weiter auseinander als im Kernrevier. So brauchen Haushalte in Bonn (16,3), Köln (16,5) und Düsseldorf (18,6) dort vier bis sieben dort übliche durchschnittliche Jahreseinkommen mehr zur Bezahlung ihrer Eigenheime, deren mittlere Preise im vorigen Jahr wie in Düsseldorf mit 955.000 Euro aber auch an die Millionengrenze heranreichen.
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In Bottrop konnten Bürger vor rund zehn Jahren ein gebrauchtes Ein- oder Zweifamilienhaus noch für 6,3 Haushaltsjahreseinkommen kaufen, berichtet die Landesbausparkasse; also für fünfeinhalb Jahreseinkommen weniger als jetzt. Die in den letzten Jahren niedrigeren Finanzierungszinsen können diesen Preisanstieg nur teilweise auffangen, heißt es. „Umso mehr brauchen wir eine verlässliche Wohneigentums-Förderung, damit auch die nächste Generation die Chance auf die eigenen vier Wände hat“, meint LBS-Gebietsleiter John Berrens.
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Denn einerseits habe die Corona-Pandemie gezeigt, dass gerade junge Familien einen höheren Platzbedarf haben, andererseits sei die selbst genutzte Immobilie ja auch ein wesentlicher Baustein für die Altersvorsorge, der eine durchschnittliche Mietentlastung von 600 Euro im Monat bringe, meint der Immobilienfachmann.
Die LBS berichtet auch, dass gebrauchte Reihen- und Doppelhäuser in Bottrop deutlich günstiger sind als Einfamilienhäuser. Ihre Preise stiegen von 344.000 Euro im Jahr 2020 vergleichsweise moderat auf 355.000 Euro im vorigen Jahr an. Diese zu bezahlen, kostet Haushalte nicht ganz acht Jahreseinkommen.
Gebrauchte Eigentumswohnungen in Bottrop deutlich günstiger
Anders als Häuser waren Eigentumswohnungen aus zweiter Hand in Bottrop im vergangenen Jahr günstiger als in den meisten direkten Nachbarstädten. So verkauften die Vorbesitzer im Jahr 2021 in Bottrop ihre Eigentumswohnungen zu einem mittleren Preis von 1941 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Der Quadratmeterpreis war damit im Vergleich zu Eigentumswohnungen, die im Jahr 2020 verkauft wurden, um 137 Euro höher. Der Durchschnittspreis für eine komplette Wohnung lag bei 149.000 Euro, womit die Käufer etwa 3,3 Jahreseinkommen brauchen, um sie zu bezahlen.
In den Nachbarstädten waren im vorigen Jahr allein in Oberhausen günstigere gebrauchte Eigentumswohnungen zu kaufen gewesen. Dort lagen der Quadratmeterpreis bei 1750 Euro und der Durchschnittspreis pro Wohnung bei 120.000 Euro. Das Preisniveau in Bottrop und Gladbeck (1944 Euro pro qm und 145.000 Euro Gesamtpreis) war annähernd gleich. In Dorsten (2040 Euro), Hünxe (2214 Euro), Dinslaken (2321 Euro) und Essen (2367 Euro) lagen die Quadratmeterpreise alle höher.
Trotz der höchsten durchschnittlichen Quadratmeterpreise unter den Nachbarstädten erzielten die Verkäufer in Essen nicht auch die höchsten Wohnungspreise. So waren die Gesamtpreise in Dorsten (169.500 Euro), in Dinslaken (173.500 Euro) und in Hünxe (217.000 Euro) trotz der niedrigeren Quadratmeterpreise laut LBS-Statistik höher als in Essen (160.000 Euro).
Das zeigt, dass die gebrauchten Eigentumswohnungen, die in Essen verkauft wurden, mit rechnerisch 67,5 Quadratmetern erheblich kleiner waren als in anderen Nachbargemeinden wie etwa Dorsten mit im Schnitt 83,1 qm großen oder Hünxe mit 98 qm großen Wohnungen. In Bottrop waren die in 2021 verkauften gebrauchten Eigentumswohnungen rechnerisch im Schnitt demnach nicht ganz 77 Quadratmeter groß.