Bottrop. HHG-Schüler verwandeln Parkplätze in Aufenthaltsorte – das hätte an vielen Stellen geschehen sollen. Das ist gescheitert, es beginnt die Analyse.
Bewundernd bleiben die Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) an dem Bauwerk auf dem Parkplatz ihrer Sporthalle stehen. Eine Schülergruppe hat hier in der Projektwoche aus drei Stellplätzen einen gemütlichen Aufenthaltsort für die Schülerinnen und Schüler geschaffen. Terrassendielen, bunt bepflanzte Beete und als Hingucker am Ende noch einen Baum – hier lässt es sich künftig gut aushalten.
Genau genommen hat die Schülergruppe hier ein Parklet aufgebaut, hat sich auf diese Weise an der Aktion Park statt Parken beteiligt, zu der die Stadt aufgerufen hatte. Beim Planungsamt hatte man gehofft, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger machen mit und verwandeln öde Stellflächen in schöne Aufenthaltsräume. Über die Sommermonate sollten die dann zum Verweilen einladen.
Lediglich zwei Bottroper Schulen haben sich am Ende beteiligt
Was in der Theorie gut klang ist in der Realität dagegen – man muss es so sagen – gefloppt. Denn mit Ausnahme des HHG und des Josef-Albers-Gymnasiums hat sich niemand gemeldet, der so ein Parklet bauen wollte. Und die Bauten an den Schulen erfüllen streng genommen nicht die Anforderungen, die es zu erfüllen galt, um die offiziellen Fördermittel zu erhalten. Stattdessen hat die Stadt auf eigene Mittel zurückgegriffen, um die Schulprojekte stattfinden zu lassen.
Denn das Problem in dem Fall: Die Schulen bauen die Parklets streng genommen auf Privatgrundstücken. Zwar wandeln sie Stellplätze um, doch die liegen eben auf dem Schulgelände. Die Fördermittel dürften jedoch nur verwendet werden für Aktionen im öffentlichen Straßenraum, deutlich sichtbar für alle Bürgerinnen und Bürger, erläutert Natascha Dietz, Abteilungsleiterin im Stadtplanungsamt.
In der Vergangenheit gab es immer einen Aktionstag in einem Bottroper Stadtteil
Das ist federführend bei der Aktion und dort geht es auch an die Ursachenforschung. Warum hat es in diesem Jahr nicht geklappt? Die Aktion fand ja nicht zum ersten Mal in Bottrop statt. Allerdings stand sie diesmal unter anderen Vorzeichen. In der Vergangenheit gab es jeweils nur einen Aktionstag in einem der Bottroper Stadtteile. Dort war dann für einen Tag der Parkraum entlang einer vorher bestimmten Straße für andere Aktionen freigegeben. Das Interesse daran war groß, es fanden regelmäßig Aktionen statt, die auch ihr Publikum gefunden haben.
In diesem Jahr dann die Änderung, es sollten überall im Stadtgebiet Parklets gebaut werden. Die Stadt hatte Fördergelder, Bauanleitungen und andere Dinge zur Unterstützung bereitgestellt und gehofft, dass Bottroperinnen und Bottroper sich beteiligen und für rund zwei Monate einzelne Stellplätze verwandeln. „Wir müssen jetzt prüfen, ob diese Idee vielleicht einfach nicht gut ankam“, sagt Natascha Dietz.
Im Vorfeld gab es Interessenten, zur Umsetzung kam es nirgendwo
Allerdings habe es im Vorfeld durchaus Interesse gegeben, sagt sie mit Verweis auf Info-Veranstaltungen und auch konkrete Nachfragen bei den verantwortlichen Mitarbeitern. Im Nachgang sei dann jedoch nichts zustande gekommen, da werde man auch noch mal nachfragen, woran es gelegen hat.
Möglicherweise lag es an den Einschränkungen, die die Stadt machen musste. Das Straßenverkehrsamt hatte zur Auflage gemacht, dass eine solche Aktion nur in Straßenbereichen zulässig ist, wo Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben ist. Ein weiteres Problem könnte gewesen sein, so Natascha Dietz Vermutung: „Wir haben sehr viel Mitarbeit gefordert.“
Tatsächlich ist der Bau eines solchen Parklets sehr aufwendig, das hat womöglich tatsächlich manch einen abgeschreckt. Andere wiederum befürchteten vielleicht auch Ärger mit den Nachbarn, wenn sie einfach die teils äußerst knappen Parkmöglichkeiten an der Straße noch weiter eingeschränkt hätten.
Stadt Bottrop hat geplant, alle zwei Jahre Fördergelder zu beantragen
Eigentlich habe man die Aktion Park statt Parken – dahinter steht die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, der auch Bottrop angehört – verstetigen wollen, berichtet Natascha Dietz von den Überlegungen. Im Zwei-Jahres-Rhythmus habe man Fördermittel dafür beantragen wollen. Im kommenden Jahr stehen also keine Mittel zur Verfügung. Zeit, die man nun nutzen werde zu analysieren, wie man weiter macht. Der Gedanke hinter der Aktion sei eigentlich zu zeigen, was alles möglich wäre, wenn man Autos etwas Platz nimmt. „Wir wollten kein Spaßfest für die Anwohner für einen Tag“, erläutert Natascha Dietz die vorherigen Überlegungen.
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Am HHG jedenfalls haben es die Schülerinnen und Schüler geschafft, in ihrer Projektwoche zur Nachhaltigkeit innerhalb von drei Tagen die öde Betonfläche zu verwandeln. Die Schüler hätten sich schon länger beklagt, dass es an Sitzmöglichkeiten fehle, sagt Lehrerin Kathrin Asholt. Unternehmen aus der Region haben die Schüler dann noch mit zusätzlichem Holz, Pflanzen und Manpower unterstützt. Jetzt also das Ergebnis, dass sich sehen lassen kann – und was an den heißen Tagen viel Schweiß gekostet hat. Christian Walter (17) drückt es so aus: „Wer hier ohne Sonnenbrand rausgegangen ist, der hat gezaubert.“
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Am Ende sei es ein tolles Gemeinschaftserlebnis und ein Super-Ergebnis, findet Sina Baltes (16). „Die Anstrengung hat sich gelohnt.“ Das zeigt sich auch in der Anerkennung der Mitschüler. „Ein Superding“, lobt eine das Werk.