Bochum. Der Prozess um das Säure-Attentat auf das „Fräulein Coffea“ beginnt. Das Opfer, ein Student, war wohl nur zur falschen Zeit am falschen Ort.

Knapp acht Monate nach dem Säure-Anschlag auf das Bochumer Café „Fräulein Coffea“ hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage gegen einen mutmaßlichen Komplizen des mutmaßlichen Täters erhoben.

Bei dem Anschlag, bei dem es ich um einen Rache-Akt aus Rocker-Kreisen gehandelt haben soll, hatte Ende Juni 2024 ein Mann aus Bergkamen (43) hoch konzentrierte Schwefelsäure auf Besucherinnen und Besucher sowie eine Kellnerin des Cafés gespritzt. Elf Menschen wurden verletzt. Besonders schwer traf es den 31-jährigen Studenten Dhia. Er musste mehrere Operationen über sich ergehen lassen, leidet noch heute unter den Folgen des Säure-Angriffs.

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Der mutmaßliche Täter erhängte sich Mitte Oktober in seiner Zelle. Passanten hatten den 43-Jährigen aus Bergkamen damals kurz nach der Tat aufgehalten, die Polizei nahm ihn fest. Seitdem saß er in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen gegen ihn sind nach seinem Tod automatisch eingestellt. Der Prozess gegen seinen mutmaßlichen Komplizen beginnt dagegen am Mittwoch, 26. Februar, am Landgericht Bochum.

Anschlag auf das Fräulein Coffea in Bochum: Prozess gegen mutmaßlichen Komplizen beginnt

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dass er den verstorbenen Haupttäter unterstützt haben soll. So soll er den Mann aus Lünen zum Café nach Bochum gefahren haben, obwohl er gewusst haben soll, dass er dort den Anschlag verüben möchte. In der Anklageschrift ist von Beihilfe zum versuchten Mord und schwerer sowie gefährlicher Körperverletzung die Rede. Außerdem soll der Mann ohne Führerschein gefahren sein.

Fräuleein Coffea  in Bochum
Das Café Fräulein Coffea in Bochum: Hier ereignete sich der Anschlag. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Das Motiv für die schreckliche Tat war lange unklar. Ermittler gehen mittlerweile davon aus, dass die Rockergruppe „Bandidos“ einen Anschlag auf den Betreiber des „Fräulein Coffea“ verüben wollte. Sie sollen den Haupttäter mit dem Attentat beauftragt haben.

Student Dhia tritt als Nebenkläger im Prozess auf

Nach Informationen dieser Redaktion war es ein gezielter Rache-Akt gegen den Betreiber des Cafés. Die Ermittler prüfen einen Zusammenhang mit Drogengeschäften, in die der Besitzer des Cafés vor einigen Jahren verwickelt gewesen sein soll, so heißt es. Er wurde damals zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, ein weiterer Mann musste seinetwegen ins Gefängnis. Dass Student Dhia bei dem Attentat schwer verletzt wurde, sei demnach eine Verwechslung gewesen.

Student Dhia lag nach dem Anschlag auf der Intensivstation für Schwerstbrandverletzte, wurde mehrfach operiert. Laut Staatsanwaltschaft erlitt er auf acht Prozent seines Körpers Verätzungen des dritten Grades. Auch bei vollständiger Wundheilung sei mit bleibenden Narben zu rechnen. Auch die Nebenklägerinnen sollen von Spritzern der Schwefelsäure getroffen und verätzt worden sein.