Bochum. Die „Trompete“ wird zehn Jahre alt. Wie Bochums angesagter Indie-Club entstanden ist – und was die Macher für die Zukunft planen.
Diese Frage musste Frank Gerwers schon oft beantworten: Wieso hat er seinem auf Punk und Indie-Rock ausgerichteten Club ausgerechnet den altbacken anmutenden Namen „Trompete“ verpasst? Die Antwort führt nach Berlin, zum Schauspieler Ben Becker. Wobei nicht ihm, sondern allein dem treuen Publikum zu verdanken ist, dass die „Trompete“ auch nach zehn Jahren nicht verstummt ist.
Wer an der Viktoriastraße 45 treppab schreitet, nimmt ihn unweigerlich wahr, den Geruch, der zu einem Live-Club klassischer Prägung dazugehört wie die lange Matte zum Heavy-Metal-Gitarristen. Trotz Rauchverbots duftet es nach ungezählten durchgequalmten und durchzechten Nächten. Was feine Nasen als „abgeranzt“ bekritteln mögen, ist hier Ausweis urbaner Lebensfreude.
Zehn Jahre „Trompete“: Laden hat eine wechselvolle Geschichte
„Wir haben mehr als 500 Konzerte gespielt. Damit sind wir der einzige Laden in der Bochumer Innenstadt mit regelmäßiger Live-Musik“, sagt Frank Gerwers und blickt zurück. Auf die 90er Jahre, als in der „Altstadtgasse“ zu Schlagern geschwoft und geflirtet wurde. Auf wechselvolle Nachfolger vom Varieté bis zum Table Dance. Auf manch weitere gescheiterte Geschäftsidee. Und auf Jahre, in denen die illustren 300 Keller-Quadratmeter als Lager vor sich hin ödeten.
Auftritt Frank Gerwers. 2013 führte den Niederrheiner der Weg nach Bochum. Als „Booker“ hatte er sich bei der Bestückung von Konzerthallen und Festivals einen Namen gemacht. Im Ruhrgebiet sollte er unter anderem das Volksfest „Kemnade in Flammen“, damals unter der Regie von Michael Nehring, neu beleben.
Brüder hatten schon lange an einen eigenen Club gedacht
Das gelang. Und weit mehr als das. Mit seinem Bruder Marcell hatte Gerwers schon lange darüber nachgedacht, einen eigenen Club zu führen. Die leerstehende Keller-Bar an der Viktoriastraße – Hausbesitzer: Michael Nehring – ließ den Gedanken reifen: Hier könnte es klappen!
Im Januar 2014 wurde die Eröffnung gefeiert. „Total kaputt“ seien sein Bruder und er gewesen, erinnert sich Frank Gerwers. Wochenlang hatten sie geschuftet, um den Club an den Start zu bringen.
Konzept geht auf: Die Nische lebt und bebt
Was folgte, ist Geschichte. Die „Trompete“ hat sich weit über Bochum hinaus als Treff der Fans des Indie- und Gitarrenrocks etabliert. Die Bands, meist nur in der Szene bekannt, oft Newcomer, immer abseits des Mainstreams, gaben sich von Beginn an die Klinke in die Hand. Wichtige Starthilfe leistete die Kooperation mit dem legendären, abgebrannten Club „Zwischenfall“.
Das Konzept der Gerwers-Brüder (mit Karsten als Drittem im Bunde als Buchhalter) ging auf: Die Nische lebt! Die Nische bebt! Trotz schwieriger Rahmenbedingungen in Zeiten massiv steigender Kosten und einer von Personalnot gebeutelten Branche, die die Corona-Lockdowns noch längst nicht überwunden hat.
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Geburtstag wird am 19. Januar gefeiert
Am 19. Januar wird gefeiert. Die DJs der „Go Bananas“ heizen mit „Lieblingsliedern und Jugendsünden“ ein. Mit 199 Besuchern (mehr sind nicht erlaubt) dürfte die „Trompete“ zum zehnten Geburtstag mal wieder rappelvoll sein. Ärger gebe es so gut wie nie, betont Gerwers: „Die Musik ist unser Türsteher. Wer zu uns kommt, will Musik hören und tanzen, aber bestimmt keine Randale.“
Frank und Marcel Gerwers sowie Falk Przybilla betreiben mit ihrer Agentur „Live Embassy“ nicht nur die „Trompete“. Auch Festivals wie „Kemnade Family & Friends“ und „Libella“ werden organisiert. Der aktuelle Plan: Im Sommer 2024 soll erstmals ein Punk-Open-Air am Kemnader See steigen. Noch ist allerdings nichts spruchreif.
Name geht auf einen Jazz-Club in Berlin zurück
Ach ja: Wie kam es denn nun zum Club-Namen? Frank Gerwers: „Ben Becker eröffnete 2002 in Berlin einen Jazzclub namens ,Trompete‘. Ich fuhr mit meiner Freundin hin und war total begeistert.“ Die Freundin war irgendwann weg. Der Name des Jazzclubs hat Gerwers nie los gelassen. So entstand elf Jahre später die „Trompete“ in Bochum.