Bochum/Herne. Nach der Explosion an der Grenze zu Herne gibt es eine erste Spur. Es geht um Konflikte im Rockermilieu. Näheres dazu teilte die Polizei mit.

  • In Bochum-Hiltrop, kurz vor der Stadtgrenze zu Herne, hat es in der Nacht zu Sonntag eine Explosion gegeben
  • Die Eingangstür eines Mehrfamilienhauses wurde herausgesprengt
  • Am Dienstag teilte die Polizei mit, dass die Spur zu Tätern ins Rockermilieu führt

Nach der Explosion in einem Mehrfamilienhaus in Bochum-Hiltrop am 9. Februar (Nacht zu Sonntag) haben die Ermittler einen ersten Verdacht. Die Spur führt ins Rockermilieu. In dem Gebäude an der Hiltroper Landwehr ist die Haustür weggesprengt worden.

Die Dortmunder Polizei veröffentlichte am Dienstagnachmittag (11.) eine Meldung mit der Überschrift: „Auseinandersetzungen mit Rockerbezug – ,Wir machen mit der Verbrechensbekämpfung nicht an der Stadtgrenze halt!‘“ Darin wird über Schüsse auf ein Tattoo-Studio in Dortmund am 15. Januar und ein Wohnhaus in Holzwickede am 7. Februar berichtet. Außerdem über einen Mann, der am 9. Februar in ein Krankenhaus in Unna eingeliefert wurde und der in jenem Wohnhaus in Holzwickede wohnte.

Taten sollen „im Zusammenhang mit Konflikten mit Rockerbezug stehen“

Weiter heißt es in der Polizeimeldung: „In der gleichen Nacht kam es zu einer Explosion in der Eingangstür eines Hauses in Bochum-Hiltrop. Am 10. 2. kam es zu einer weiteren Explosion im Hauseingang eines Mehrfamilienhauses in Oberhausen. Die Ermittlungen in diesen Fällen haben nun den Verdacht bestätigt, dass sie im Zusammenhang mit Konflikten mit Rockerbezug stehen.“ Nähere Angaben machte die Polizei am Dienstag nicht.

Einen technischen Defekt als Ursache der Explosion in Bochum hatten die Ermittler früh ausgeschlossen. Die Feuerwehr teilte am Sonntag mit, sie habe mit Messgeräten und nach Absprache mit den Stadtwerken einen Zusammenhang mit der Gasversorgung des Objektes ausschließen können. Die Kripo geht von einer Straftat aus, dem „vorsätzlichen Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion“.

Explosion in der Nacht in Bochum
Die Haustür ist aus der Verankerung gerissen, im Flur sind Deckenteile lose: Die Polizei hat das Wohnhaus vorübergehend beschlagnahmt. © WTVnews_Bochum

Nach Explosion: Mehrfamilienhaus noch beschlagnahmt

Das Wohnhaus an der Hiltroper Landwehr, unmittelbar an der Stadtgrenze zu Herne gelegen, war auch am Montag noch beschlagnahmt. Wann die Bewohner wieder zurück in ihr Zuhause können, ist offen. Die Spurensicherung indes ist abgeschlossen. Nun werde unter anderem untersucht, welche Art von Explosionsmittel genutzt wurde, so der Bochumer Polizeisprecher Frank Lemanis.

Ein Polizeibericht aus Oberhausen brachte bereits am Montagmorgen einen Déjà-vu-Moment: Auch dort ist die Haustür eines Mehrfamilienhauses aus dem Gebäude herausgesprengt worden. „Natürlich muss man jetzt gucken, ob die Taten in einem Zusammenhang stehen“, sagt Bochums Polizeisprecher am Montag. Dies werde geprüft, ebenso wie etwaige Verbindungen zu einer Serie von Explosionen und Gewalttaten in Köln und anderen NRW-Städten nach einem Drogenraub (Stichwort: „Mocro-Mafia“). Die Ermittler stünden im Austausch mit den Polizeipräsidien in Oberhausen und Köln. „Aber da muss man ihnen jetzt auch erst mal ein bisschen Zeit geben, um eine Hinweislage zu verdichten“, so Lemanis.

Alarm in der Nacht: Haustür herausgesprengt, Deckenteile lose

Rückblick: Gegen 3 Uhr am Sonntag, 9. Februar, wurden die Einsatzkräfte zur Hiltroper Landwehr alarmiert. „Um 2.50 Uhr gingen mehrere Notrufe ein“, berichtet Polizeisprecher Frank Lemanis. „Die Anrufer meldeten eine Explosion.“

Vor Ort bestätigten sich die Meldungen: Die Einsatzkräfte seien „auf eine herausgesprengte Haustür gestoßen“, so Lemanis, „auch Deckenverkleidungen hingen herunter“. Fenster waren geborsten. Das Haus sei aus Sicherheitsgründen sofort evakuiert worden. Bilder vom Ort des Geschehens zeigen Trümmerteile, die vor dem Eingang verstreut liegen. „Das muss ordentlich gerummst haben“, sagt Lemanis.

Verletzt wurde bei der Explosion in Bochum niemand

Verletzt wurde bei der Explosion niemand. „Zu einem Brandgeschehen ist es durch die Explosion nicht gekommen“, berichtet die Feuerwehr. Die Bewohner des Hauses hätten zunächst in einem Bus der Bogestra gewartet und seien später entweder bei Verwandten oder Bekannten untergekommen bzw. von der Stadt in alternativen Unterkünften untergebracht worden.

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Ein Statiker stellte zwar laut Polizeisprecher keine Beeinträchtigungen der Gesamtstatik fest. Aber die Situation im Flur mit gelockerten Deckenteilen sei noch zu gefährlich. In einigen Tagen sollen die Bewohner voraussichtlich zurückkehren können.

Am Tag danach zeugen Trümmerteile, die vor dem Haus und in dessen Eingang liegen, von der Wucht der Explosion in der Nacht. Ein Fenster im ersten Obergeschoss ist zudem zerstört und notdürftig abgedichtet, unten liegen Glasscherben. Vor dem Haus steht ein Streifenwagen ebenso wie das Fahrzeug eines Schlüsseldienstes. Der Mitarbeiter erklärt auf Nachfrage, dass er den Eingangsbereich verschließe. Bewohnerinnen und Bewohner sind nicht zu sehen.

Nach Explosion in Bochum
Am Tag danach zeugen Trümmerteile vor dem Haus von der Wucht der Explosion. © WAZ Bochum | Carolin Muhlberg

Knall riss manch einen Anwohner im Bochumer Norden aus dem Schlaf

„Ach du sche**e“, sagt ein Mann, der einige Meter entfernt wohnt und gerade mit seinem Hund spazieren ist, als er das Ausmaß der Explosion sieht. Er nimmt das Tier auf den Arm, damit es nicht durch die Trümmerteile laufen muss. Ob er in der Nacht etwas von der Explosion mitbekommen hat? „Nein, da habe ich wohl geschlafen“, sagt er und spricht von einem Problemhaus, das baufällig sei, ständig liege Müll im und um den Eingangsbereich.

„Wir haben auch nichts gehört“, erklärt ein Paar aus Herne, das etwa 400 Meter vom Ort der Detonation an der Voßstraße wohnt. „Ich war heute Morgen um 5 Uhr mit dem Hund draußen. Da habe ich mich schon gewundert, dass die ganze Straße gesperrt ist“, ergänzt die Frau.

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Manch einen Bochumer hat der Knall jedoch in der Nacht aus dem Schlaf gerissen. Bei Instagram schreibt eine Frau: „Ich bin davon geweckt worden in Gerthe-Mitte.“ Auch in Harpen oder Riemke habe man etwas gehört, ergänzen zwei andere Userinnen.

Nach Explosion in Bochum
Der Einsatzort am Tag danach: Trümmer liegen vor dem Hauseingang verteilt, die Ermittlungen der Polizei Bochum laufen. © WAZ Bochum | Carolin Muhlberg

Für die rund 45 Kräfte der Feuerwehr war der Einsatz nach etwa drei Stunden gegen 6 Uhr morgens beendet. Die Polizei war anschließend weiter im Einsatz. Kriminaltechniker seien vor Ort, man werde auch noch Spezialisten vom Landeskriminalamt hinzuziehen, so Lemanis am Sonntagvormittag.

Die Ermittler gingen von einer Straftat aus, ermittelt werden gegen Unbekannt wegen „Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion“. Die Polizei bittet um Hinweise aus der Bevölkerung: Wem in der Nacht oder zuvor etwas aufgefallen ist, kann sich unter 0234/909-4441 bei der Kriminalwache melden.

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