Bochum. Der einzige Lebensmittelmarkt in einem Bochumer Stadtteil macht zu. Für Politiker vor Ort eine „Katastrophe“. Wie sie versuchen, einzugreifen.

Die Apotheke musste schließen, jetzt folgt Ende Februar der Supermarkt von Kai Hornberg: „Kornharpen blutet immer weiter aus“, klagen die Bewohner. Auch die Politik ist entsetzt und will nach jedem Strohhalm greifen, um eine Lösung zu finden, um die Infrastruktur des Stadtteils noch zu retten.

Bezirksbürgermeister im Bochumer Norden will mit Rewe sprechen

Henry Donner (SPD), Bezirksbürgermeister im Bochumer Norden, will aktiv werden. „Ich werde mit Rewe sprechen sowie mit allen, die Einfluss nehmen können. Vor Jahren stand die Ladenzeile am Grünen Weg schon mal auf der Kippe, da ist es uns mit Ach und Krach gelungen, sie noch zu halten.“

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Die kleine Reihe von Geschäften und einem Café seien so wichtig für Kornharpen, habe eine große Bedeutung für die Menschen. „Ich will hier keine Versprechen abgeben“, betont er. Vielleicht, so Donner, könnte das Ladenlokal erweitert werden, damit es sich rechnet.

Bochumer Ladenlokal ist nur 140 Quadratmeter groß

Heute ist Rewe Hornberg lediglich 140 Quadratmeter groß. Deshalb glaubt Andrea Voll, Schwester des Inhabers, auch nicht, dass ihre Mutter als Hausbesitzerin einen neuen Mieter findet, der bereit ist, dort wieder Lebensmittel zu verkaufen.

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„Eine Vollkatastrophe“ nennt Hubert Wegener, CDU-Mitglied im Bezirk Nord, die bevorstehende Schließung des Supermarktes. Seit zwei Jahren engagiert er sich ehrenamtlich im „Kornharpener Initiative Team“ (KIT). Das Team betreibt die einzige Begegnungsstätte im Stadtteil, will sich jetzt auch für Kinder und Jugendliche öffnen. Denn für junge Menschen gibt es keinen Treff im Stadtteil.

Idee: In den Supermarkt zieht ein Jugendtreff ein

„Kornharpen wird immer weiter ausgedünnt“, sagt Wegener. Er berichtet, dass die Politik im Bochumer Norden im Zuge der Erneuerung des „Masterplans Einzelhandel“ die Verwaltung aufgefordert hatte, nach geeigneten Grundstücken für weitere Nahversorger zu suchen. Das werde jetzt umso dringlicher, da der einzige Lebensmittelmarkt im Ortsteil schließe. „Rewe Hornberg ist ja viel zu klein, hatte immer nur Bestandsschutz.“ Dennoch gebe es genügend Kunden, die sich in dem Markt vor der Arbeit fürs Frühstück eindeckten. „Man muss ja auch die Altersstruktur im Stadtteil bedenken. Die Rentner sind auf einen fußläufig erreichbaren Supermarkt angewiesen.“

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Wegener gefällt die Idee von Horst Fischer, in dem Ladenlokal einen Jugendtreff einzurichten. Fischer gehört zu den Gründungsmitgliedern des „Kornharpener Initiative Teams“. In der Begegnungsstätte gebe es kaum Kapazitäten für die Betreuung von Jugendlichen. „Wir müssen dazu das Jugendamt mit ins Boot holen, das dann die Betreuung des Jugendtreffs übernehmen könnte.“ Allerdings hänge diese Lösung nicht zuletzt auch von den Mietforderungen der Hausbesitzerin ab.