Bochum-Kornharpen. Ein Freiwilligen-Team in Bochum bietet seit zehn Jahren die einzige Begegnungsstätte vor Ort. Wie nun auch Kinder davon profitieren können.
Hier fehlt es an vielem: In Kornharpen gibt es keinen Treff für Jugendliche, keine Angebote für Kinder. Und vor zehn Jahren fehlte auch für Ältere eine Möglichkeit, zusammenzukommen. Das sollte sich durch eine Studentenarbeit ändern.
„Selbstbestimmt älter werden in Kornharpen“ war die Hochschularbeit überschrieben. Bei der ersten Bürgerversammlung platzte das Gasthaus Klee aus allen Nähten. „Viele der Teilnehmer hatten Ideen für den Stadtteil. Doch als die Frage aufkam, wer sich engagieren würde, blieb nur noch ich übrig“, erinnert sich Horst Fischer. Dabei kam ihm das Angebot gelegen: Der ehemalige Lehrer war pensioniert und suchte nach einer ehrenamtlichen Aufgabe. Heute ist er das letzte Gründungsmitglied.
Waren es im Gasthaus noch über 80 Interessenten, kamen beim zweiten Treffen nicht mal mehr ein halbes Dutzend Kornharpener zusammen. Es fand bereits an der heutigen Adresse, Im Hole 17, statt. „Hatte uns das Seniorenbüro Gerthe bis dahin noch unterstützt, waren wir jetzt autark“, sagt Fischer.
Der Gründung des Kornharpener Initiative Teams (KIT) stand also nichts im Wege. Zehn Jahre ist das jetzt her. Der Zulauf ist seitdem stetig gewachsen, was den ehrenamtlichen Helfern die Bestätigung gibt: Sie schließen eine Lücke. Denn die Adresse Im Hole 17 im Wohngebiet ist als einzige Begegnungsstätte übrig geblieben. Zu den unterschiedlichen Angeboten kommen längst nicht mehr nur Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Stadtteil.
„Wenn ich zum Frühstück oder zum Sonntags-Café einlade, sind Leute aus Weitmar, Altenbochum und Linden dabei“, sagt Rita Sensen. Auch an diesem Montag, dem Tag des zehnten Geburtstags, ist sie schon früh zur Stelle, kocht Kaffee, verteilt den Kuchen auf Teller, füllt die Milchkännchen. Zwischen 20 und 25 Besucher kommen regelmäßig. Es wird geklönt und gespielt, sogar manchmal Bingo. Dann geht es immer hoch her.
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Seit fünf Jahren ist Rita Sensen inzwischen dabei, sie gehört mit Horst Fischer, Klaus-Peter Lentzsch und seit zwei Jahren auch Hubert Wegener zum engen Kreis des Teams. Hinzu kommen etwa weitere sechs Ehrenamtliche, die Kurse geben. „Es habe immer noch viel Spaß daran, die Kaffee-Runden zu organisieren. Es ist zwar manchmal auch anstrengend, aber ich mache es gerne.“
„Wir wollen unsere Einrichtung stark halten“, sagt Hubert Wegener, Mitglied der CDU-Fraktion im Bezirk Bochum-Nord. Deshalb hat er dort auch beantragt, an drei Straßen im Stadtteil Wegweiser aufzustellen. „Denn es kommen nicht nur die Kornharpener zu Fuß zu uns. Wir wollen damit den Suchverkehr durch die Wohnstraßen verringern.“
Träger der Begegnungsstätte sind heute der Verein „Leben im Stadtteil“ aus Grumme und die VBW-Stiftung. Diese lässt das Kornharpener Team die Räume umsonst nutzen. Da alle Mitarbeiter ehrenamtlich arbeiten und für Beköstigung ein kleiner Obolus zu zahlen ist, entstehen keinerlei Kosten.
Das Team blickt in die Zukunft und will auch jungen Kornharpenern künftig ein Angebot machen. „Früher gab es im Keller des alten Kindergartens einen Jugendtreff. Mit Abriss und Neubau ist dieses Angebot der evangelischen Kirche verschwunden“, sagt Wegener. Hier will KIT in die Bresche springen. Geplant ist, nach den diesjährigen Sommerferien in Kooperation mit dem Jugendamt Spielenachmittage anzubieten, zunächst einmal pro Woche. Weil das heutige Angebot für Senioren bereits so umfänglich ist, müssen für die Kinder Termine freigeschaufelt werden.
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Im Laufe der zehn Jahre hat das Team seine Angebote an die Nachfrage der Besucherinnen und Besucher angepasst. So wurden Sportkurse erweitert, Kreativ- und Entspannungsnachmittage verändert. „Das einzige, was nicht so gut läuft, ist das monatliche Repair-Café. Hier sind die Besucherzahlen seit Corona eingebrochen. Wir wollen es aber wiederbeleben“, so Klaus-Peter Lentzsch.
Doch auch für den gesamten Stadtteil ist KIT schwer aktiv. Durch die Beharrlichkeit des Teams gibt es jetzt drei Buslinien, die Kornharpen anfahren. „Vorher waren wir von der Außenwelt quasi abgeschnitten“, erinnert sich Horst Fischer. Dann kämpfte das Initiative Team für den Bau der Brücke über den Sheffieldring. „Die bringt die Schulkinder von der Havelstraße zur Linie 308/318“, berichtet Wegener. Und schließlich sorgten die rührigen Senioren dafür, dass die Kornharpener jetzt auch in ihrem Sprengel wählen können. Zuvor mussten sie in die Awo-Kita in Grumme. Heute ist die Begegnungsstätte Im Hole 17 auch ein Wahllokal.