Bochum-Wattenscheid. Unter Drogen hat sich ein 31-Jähriger eine Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert. Das Video davon ist erschreckend. Nun wurde er verurteilt.

„Das ist eine saugefährliche Aktion. Stellen Sie sich vor, Ihnen wären Autos entgegengekommen“, sagt die Richterin vor dem Bochumer Amtsgericht am Dienstagmorgen zum 31-jährigen Angeklagten. Mit über 100 Kilometern pro Stunde soll er am 15. August 2024 im Auto vor der Polizei geflüchtet sein – ohne Führerschein, unter Einfluss von Drogen. Nun wurde er verurteilt.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Mann aus Bochum vor Gericht steht. 2008 wurde er zum ersten Mal verurteilt, unter andere wegen Raub, Körperverletzung und Hausfriedensbruch, damals noch nach Jugendstrafrecht. In den folgenden Jahren kam es zu Prozessen wegen Betrugs, Sachbeschädigung und Verstoßen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Das hatte verschiedene Geld- oder Freiheitsstrafen zur Folge, die nur teilweise zur Bewährung ausgesetzt wurden.

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Bochumer leistet sich Verfolgungsfahrt mit der Polizei: Video als Beweis

Auch während der Verfolgungsfahrt im August 2024 war der 31-Jährige nur zu Bewährung auf freiem Fuß. Ein Video, aufgenommen aus dem Auto der Polizei, zeigt diese. Es ist Beweismittel bei der Verhandlung am Dienstag. Mit großer Geschwindigkeit sieht man darauf einen schwarzen Wagen entlang der Bochumer Straße in Richtung Wattenscheid fahren, in Schlangenlinien, teilweise auf der Gegenfahrbahn. Er fährt schnell und unkontrolliert, überholt eine Straßenbahn und kommt schließlich in der Kurve zur Graf-Adolf-Straße zum Stehen, als er mit einem Stromkasten, einer Ampel und einer Laterne kollidiert. Der Fahrer steigt aus, rennt davon.

Bochumer Straße, Einmündung Graf-Adolf-Straße in Wattenscheid
Auf der Bochumer Straße hat sich ein 31-Jähriger eine Verfolgungsfahrt mit der Polizei geliefert. Auf der Ecke zur Graf-Adolf-Straße endete die Fahrt. © WAZ Bochum | Inga Bartsch

Fünf Monate später wird ihm im Prozess vorgeworfen, ohne Fahrerlaubnis unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln gefahren und sich dann vom Unfallort entfernt zu haben. Der 31-Jährige räumt diese Vorwürfe in der Verhandlung ein. Laut seinem Anwalt sei er mit dem Auto seiner Lebensgefährtin losgefahren, um neue Amphetamine zu besorgen. Das Auto habe hinten kein Licht gehabt. Dann habe er das Blaulicht der Polizeifahrzeuge hinter sich gesehen.

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Angeklagter (31) aus Bochum bereut die Tat

Vor dem Amtsgericht erklärt der Angeklagte: „Mir tut der Vorfall leid. Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe. Ich muss dafür gerade stehen.“

Die Staatsanwältin spricht von einem „absolut unverantwortlichen Verhalten. Durch diese Handlung wurden mehrere Gesetze verletzt“, sagt sie und fordert eine Freiheitsstrafe von einem Jahr ohne Bewährung sowie drei Jahre Fahrverbot.

Vor dem Amtsgericht ist ein 31-jähriger Bochumer zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden.
Vor dem Amtsgericht ist ein 31-jähriger Bochumer zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Die Richterin hat den Angeklagten zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, inklusive des Fahrverbots von drei Jahren. Die Strafe wird zu Bewährung ausgesetzt, weil der 31-Jährige eine positive Sozialprognose habe.

Bewährungsstrafe als letzter Warnschuss

„Für Sie sprach, dass Sie sich geständig eingelassen haben. Sie zeigen sich einsichtig und reuig, und ich habe nicht den Eindruck, dass das vorgespielt ist“, sagte die Richterin zu dem Angeklagten. Auch dass er sich zeitnah um eine Therapie gegen seine Drogensucht bemüht und einen Ausbildungsplatz in Aussicht habe sowie in einer festen Partnerschaft sei, hätten für die Bewährung gesprochen. Andererseits sei der 31-Jährige enorm vorbelastet, habe die Tat unter einer Bewährung begangen, die mehrmals verlängert wurde. Hinzu komme, dass die Situation enorm gefährlich gewesen sei.

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„Wir haben uns als letzten Warnschuss für die Bewährung entschieden“, so die Richterin abschließend. Wenn der 31-Jährige sein Drogenproblem angehe, sei der Gesellschaft mehr geholfen, als wenn er ein Jahr im Gefängnis sitzt.