Bochum. Rücksichtlose Raser? Arrogante Poser? Mit solchen Vorurteilen sieht sich die „Ruhrpott-Crew“ aus Bochum konfrontiert. Das ärgert die Auto-Fans.

Auffällig folierte Autos, spezielle Felgen, Lichter im und um das Auto: Die „Ruhrpott-Crew“ ist eine Tuning-Gruppe aus Bochum, die mit den Vorurteilen gegen die Tuner-Szene aufräumen möchten. Von klassischen Serienautos mit ihrer Grundausstattung kann bei ihnen nicht gesprochen werden. Aber: Alle Umbauten sind legal. Das steht für die Mitglieder der „Ruhrpott-Crew“ an oberster Stelle.

Neue Tuning-Gruppe im Gewerbepark Hansastraße in Bochum
Die „Ruhrpott-Crew“ möchte gegen die Vorurteile gegen die Tuning-Szene vorgehen. „Tuning ist Leidenschaft“, sagt Thomas Guschall (l.). Die anderen Mitglieder Maurice Laux, Daniel Redwanz, David Morcinek, Stephan Halverscheid-Ulferts und Nis Raspel stimmen ihm zu. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Tuner gelten oft als Raser oder Poser. „Das ist bei uns nicht der Fall. Wir wollen zeigen, dass das alles auf legalem Weg geht. Tuning ist eine Leidenschaft, die nichts mit Kriminalität zu tun hat“, sagt Mitglied Thomas Guschall. Alle Treffen der „Ruhrpott-Crew“ seien mit den Behörden und jeweiligen Städten abgestimmt. Alle Änderungen an den Fahrzeugen seien TÜV-geprüft. Das ist der Tuner-Gruppe besonders wichtig. „Sonst gefährdet man nicht nur sich selbst, sondern auch andere und das ist vor allem das Schlimme“, ergänzt Mitglied Kevin Wolter.

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Bochumer Tuner-Gruppe räumt mit Vorurteilen auf

Seit circa einem Jahr gibt es die „Ruhrpott-Crew“. Ein eingetragener Verein ist sie bislang nicht. „Daran arbeiten wir aber zurzeit“, sagt Gründer Maurice Laux. Aktuell seien circa 128 Personen Teil der Gruppe – unter anderem auch Familien mit Kindern. Die Mitglieder stammen unter anderem aus Bochum, Wattenscheid, Duisburg, Dortmund und Castrop-Rauxel.

Wöchentlich trifft sich die „Ruhrpott-Crew“ immer an wechselnden Orten im Ruhrgebiet – zumindest im Sommer. Im Winter je nach Wetterlage, erzählt Laux. „Da kommen schon immer zwischen 200 und 300 Fahrzeuge“, so Thomas Guschall. Hinzu kommen die größeren, unregelmäßigen Treffen. Dort sind es bis zu 600 Autos, die mit ihren Besitzern erscheinen. Die Tuner tauschen sich aus, begutachten ihre Autos und geben sich Tipps oder treten in Wettbewerben gegeneinander an, beispielsweise wer das schönste Auto hat. Die Teilnehmer können dann für ihren Favoriten abstimmen.

„Wir wollen ja auch keinen belästigen, ganz im Gegenteil. Wir wollen ja Leute, die vielleicht mit dem Thema gar nichts zu tun haben, auch dafür begeistern.“

Kevin Wolter, Mitglied der „Ruhrpott-Crew“

Mit ihren Treffen möchten sie niemanden in der Umgebung abschrecken oder einschüchtern. „Wir wollen ja auch keinen belästigen, ganz im Gegenteil“, sagt Kevin Wolter: „Wir wollen ja Leute, die vielleicht mit dem Thema gar nichts zu tun haben, auch dafür begeistern.“ Aus dem Bekanntenkreis habe er mitbekommen, dass sich welche „wegen der ganzen negativen Nachrichten“ aus der Szene zurückgezogen haben und sie nicht mehr zu solchen Treffen gehen. „Das ist schade.“

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Bochumer Tuner-Gruppe: 47.000 Euro in das Auto investiert

Genau das möchte die „Ruhrpott-Crew“ ändern. Die Mitglieder haben alle etwas an ihren Autos gemacht oder machen lassen. „Manchen geht es um die Leistung, anderen um die Optik und wieder anderen geht es um beides“, sagt Wolter.

Neue Tuning-Gruppe im Gewerbepark Hansastraße in Bochum
Das Auto von Stephan Halverscheid-Ulferts hat sich in einen „Iron-Man“-Wagen verwandelt. Auf dem Bildschirm im Kofferraum kann er Fernsehen oder auch Nintendo-Switch spielen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

So hat Mitglied Stephan Halverscheid-Ulferts, der seit 1999 Teil der Tuning-Szene ist, beispielsweise sein Auto in einen „Iron Man“-Wagen umgebaut. Insgesamt circa 47.000 Euro habe er in sein Auto investiert – zusätzlich zu den 24.000 Euro, die der Pkw beim Kauf gekostet hat. Der Wagen ist nicht nur foliert, sondern hat auch eine Unterboden- und Innenbeleuchtung sowie eine lebensgroße Figur des Marvel-Superhelden auf dem Beifahrersitz sitzen. Ein Hingucker befindet sich im Kofferraum des Wagens. Dort sind mehrere „Iron-Man“-Figuren drapiert, in der Mitte befindet sich ein Bildschirm, an den eine Nintendo-Switch angeschlossen ist. „Da können wir zum Beispiel Mario-Kart spielen. Aber auch Fernsehen kann man darüber.“

+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++

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Ein gesellig getuntes Auto also. Das Zusammensein steht ist den Mitgliedern der „Ruhrpott-Crew“ auch besonders wichtig. „Wir sind hier sehr gute Freunde geworden“, sagt Kevin Wolter. Als Freunde stehen sie zusammen, um auch in Zukunft gegen die Vorurteile über ihre Szene vorzugehen. Für die „Ruhrpott-Crew“ steht fest: „Tuning ist kein Verbrechen.“

Bochumer Tuner-Gruppe startet Spendenaktion

Die „Ruhrpott-Crew“ aus Bochum engagiert sich auch über ihre Autos hinaus. So hat sie beispielsweise kurz vor den Weihnachtsfeiertagen ein Spenden-Tuning-Treffen geplant. Neben den freiwillig gespendeten Beträgen organisierten sie eine Auktion von Produkten der Kooperationspartner der Tuner-Gruppe. Auch diese Erlöse spende die „Ruhrpott-Crew“, sagt Thomas Guschall, Mitglied der Gruppe.

„Von den Spenden sollen krebskranke Kinder unterstützt werden“, sagt „Revier-Crew“-Mitglied Kevin Wolter. Im Jahr 2025 wolle die Gruppe solche Spendentreffen fortsetzen.