Bochum. Der Urlaub von Familie Mirhen ist vorbei. Ein Feuer hat in Bochum ihren Wohnwagen zerstört. Hunderte Familien sind in einer ähnlichen Situation.

„Das ist unser Schmuckstück“, sagt Reiner Mirhen liebevoll, als er am Montagvormittag zu seinem Wohnwagen auf einem Lagergelände in Bochum-Langendreer läuft. In der Miene des Rentners steht Stolz, aber auch etwas Angst. Grund dafür ist das Feuer, das in der Nacht zu Montag in der Halle direkt neben dem Stellplatz der Mirhens an der Geheimrat-Leuschner-Straße in Langendreer ausgebrochen ist. Zwar hat es ihr Gefährt nicht ganz so schlimm erwischt, wie die rund 30 Fahrzeuge, in der Halle selbst, von denen kaum noch etwas übriggeblieben ist. Trotzdem ist es in seinem aktuellen Zustand nicht mehr fahrtüchtig.

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Reiner Mirhen wirkt er gefasster als viele andere, die nach ihren Wohnwagen, -mobilen, Transportern oder Booten schauen kommen. „Löschschaum ist das wohl nicht“, sagt er dann, als er kurz vor seinem Wagen angekommen ist und einen besseren Blick auf dessen Karosserie hat. „Das war’s dann wohl“, ergänzt seine Frau Melitta Mirhen und klingt dabei ein bisschen bitter.

In Bochum-Langendreer hat ab Montagnacht eine Lagerhalle mit rund 30 Wohnmobilen und Transportern gebrannt. Auch anliegende Fahrzeuge, wie der Wohnwagen von Reiner und Melitta Mirhen hat den Brand nicht unbeschadet überstanden.
In Bochum-Langendreer hat ab Montagnacht eine Lagerhalle mit rund 30 Wohnmobilen und Transportern gebrannt. Auch anliegende Fahrzeuge, wie der Wohnwagen von Reiner und Melitta Mirhen hat den Brand nicht unbeschadet überstanden. © WAZ Bochum | Eve Bernhardt

Eigentlich wollten die beiden Senioren kommende Woche mit ihrem Wohnwagen in den Urlaub fahren. Das wird nun erstmal nichts. „Wir haben das heute Morgen schon abgesagt“, sagt Melitta Mirhen.  

Knapp 100 Fahrzeuge betroffen: Ausmaß ganz unterschiedlich

Es eines von gut 70 Wohnmobilen, Wohnwagen, Autos, Bootsanhängern und Transportern, die durch die Hitze des Brandes stark beschädigt wurden, obwohl sie dem Feuer selbst gar nicht direkt ausgesetzt waren. Der Wagen der Mirhens etwa hat an der Karosserie Blasen gebildet. Außerdem hat sich diese an anderen Stellen so verformt, dass die Fächer und Türen an dem Gefährt nicht richtig schließen.

Immerhin: während auf der anderen Seite in der von Löschschaum getränkten Zufahrt kaum noch etwas von den Fahrzeugen übrig ist, hatten die Mirhens wohl Glück: „Drin ist nichts“, ruft Reiner Mirhen, aus dem Inneren des Wagens zu seiner Frau nach draußen. Er klingt erleichtert.

Marc-André Petermann und seine Frau hatten sich ihren aktuellen Wohnwagen erst vor zwei Jahren gekauft. 
Marc-André Petermann und seine Frau hatten sich ihren aktuellen Wohnwagen erst vor zwei Jahren gekauft.  © Marc-André Petermann | Privat

Anfangs noch viel unklar: Anlieger machten sich noch Hoffnung

Hoffnung auf einen ähnlichen Ausgang hatte zunächst auch Wohnwagen-Besitzer Marc-André Petermann. Er wurde um zwei Uhr nachts von seinem Nachbarn aus dem Bett geklingelt. „Wir sind dann in der Nacht direkt hingefahren und haben mit den Einsatzkräften gesprochen. Da war noch gar nicht klar, ob die Fahrzeuge in der zweiten Reihe auch so schlimm betroffen sind.“ Stunden später, als sie am Vormittag nochmal das Gelände besuchten, sei dann kaum noch etwas von dem Wagen übrig gewesen.

„Unsere Reisetagebücher, die wir in dem Wagen gelagert hatten, die kann uns auch niemand ersetzen“

Marc-André Petermann
Wohnwagen-Besitzer
Von dem Wohnwagen der Petermanns ist nach dem Brand kaum noch etwas zu sehen. 
Von dem Wohnwagen der Petermanns ist nach dem Brand kaum noch etwas zu sehen.  © Marc-André Petermann | Privat

Bitter, weil Petermann und seine Frau das Modell noch gar nicht so lange hatten, aber noch mehr, weil neben dem Wagen selber ja auch alles weg sei, was in ihm drin war: „Besteck, Adapter, anderes Reisezubehör“. Über 15 Jahre hinweg sei vieles zusammengekommen, was das Reisen im Wohnwagen deutlich bequemer mache. „Und unsere Reisetagebücher, die wir in dem Wagen gelagert hatten, die kann uns auch niemand ersetzen.“

Schock, Trauer, Pragmatismus: So gehen Betroffene mit dem Brand in Langendreer um

Seine Familie habe schon einen Familienrat abgehalten. „Wir stehen noch etwas unter Schock“, sagt Petermann. Das ganze Ausmaß der Geschehnisse würden er und seine Familie vermutlich erst in den kommenden Tagen begreifen. Gleichzeitig sei immerhin keine Person zu Schaden gekommen.

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Aktuell gehen er und seine Angehörigen mit viel Pragmatismus mit der Situation um: „Wir werden jetzt Listen schreiben und alle Rechnungen heraussuchen, die wir noch haben“, das könnte schließlich noch wichtig werden, wenn die Versicherung, egal ob die eigene oder eine Fremde, zahlen solle, meint Petermann. „Und wir werden demnächst den Markt sondieren. Wir wollen auf jeden Fall weiter machen, mit dem Campen.“ Geplant ist schon länger ein Sommerurlaub. Bis dahin hoffen die Petermanns einen neuen Wagen gefunden und ausgestattet zu haben.

Nach Warten auf Ausgang des Brandes: Nun warten Betroffene auf Ermittlungsergebnisse

Noch nicht ganz so weit in der Planung sind viele andere. „Das war ganz schön emotional hier in den letzten Stunden“, meint ein Sprecher der Polizei am Vormittag vor Ort. „Viele konnten es gar nicht fassen und wollten es gar nicht wahrhaben.“ Im Abstand von nur wenigen Minuten kommen immer wieder Eigentümer vorbei und schauen sich das Ausmaß des Brandes an. Schauen, ob es noch irgendwo raucht und weisen die Einsatzkräfte der Feuerwehr auf Auffälligkeiten hin. Und sie schauen nach ihren Fahrzeugen, so wie die Petermanns und Mirhens.

In Bochum-Langendreer hat ab Montagnacht eine Lagerhalle mit rund 30 Wohnmobilen und Transportern gebrannt. Die Arbeiten der Feuerwehr dauern stundenlang an.
In Bochum-Langendreer hat ab Montagnacht eine Lagerhalle mit rund 30 Wohnmobilen und Transportern gebrannt. Die Arbeiten der Feuerwehr dauern stundenlang an. © WAZ Bochum | Eve Bernhardt

Viele von ihnen haben durch Bekannte und Verwandte von dem Brand erfahren, die wiederum durch die Nina-App oder die Nachrichten davon erfahren hatten. Alle warten sie nun, wie die Ermittlungsergebnisse der Polizei ausfallen werden, Spekulationen gebe es da viele, „ob es sich um Brandstiftung handelt, vielleicht auch Silvesterraketen oder einen technischen Defekt“, so Petermann. Erste Erkenntnisse dazu sind laut Polizei allerdings erst im kommenden Jahr zu erwarten.

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