Bochum. Vor Jahren hat Klaus Bonowitz aus Wattenscheid seinen Geschmackssinn verloren. Er arbeitet als Koch, ließ sich vom Krebs nicht unterkriegen.
Sein erstes Schnitzel hat Klaus Bonowitz in der Bratpfanne gedreht, da war er keine zehn Jahre alt. Damals in der Kneipe seines Vaters, vor mehr als 50 Jahren. „Ich kenne nichts anderes als die Gastronomie“, sagt der mittlerweile 63-Jährige. Er wächst damit auf, arbeitet schon immer als Koch – selbst nachdem er vor etwa acht Jahren seinen Geruchs- und Geschmackssinn verliert.
Seine Anfänge als Koch macht Bonowitz als Angestellter in verschiedenen Restaurants. Es folgt seine erste Station als Selbstständiger im Vereinsheim von Wattenscheid 09, er betreibt das „Gastro 09“. Bestimmt 20 Jahre ist das her, ganz genau kann der Ur-Wattenscheider es nicht sagen. „Was weg ist, ist weg“, meint er.
- Bono‘s Mahlzeit öffnet an neuem Standort. Am 6. Januar geht‘s los. Dann bietet Klaus Bonowitz seinen Mittagstisch in neuer Location in Wattenscheid an. Das Angebot wird sogar erweitert.
Wattenscheider Koch verliert seinen Geschmackssinn – trotzdem kocht er weiter
Irgendwann wechselt er an den Wattenscheider Hellweg, kocht dort im Kümmelkopp. Gehobenere Küche bietet er an, sein Restaurant läuft gut. Doch dann ändert sich schlagartig alles, Bonowitz bekommt einen Schlaganfall, erkrankt an Krebs. Er schließt vorübergehend sein Restaurant.
Durch die Krebserkrankung verliert er Geruchs- und Geschmackssinn. Ihm wird bewusst: So ausgefallen wie vorher kann er nicht mehr kochen. Nicht mehr in der Gastro zu arbeiten, das scheint aber keine Option zu sein. Er eröffnet sein Restaurant trotzdem wieder, stellt einen Küchenchef ein.
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Und ganz lassen kann er selbst das mit dem Kochen dann auch nicht. Vor dem Kümmelkopp baut Bonowitz ein kleines Büdchen auf. „Ich kann zwar nicht riechen oder schmecken, aber eine Erbsensuppe, ein Eintopf, das ist kein Problem“, macht er klar. Nach Jahrzehnten in der Küche klappe das auch ohne Geschmackssinn, ganz nach Gefühl.
Mittagstisch kommt in Wattenscheid gut an
Und tatsächlich: Der Mittagstisch läuft gut an. Als der Küchenchef seines Restaurants allerdings aufhört, da braucht er neue Pläne. Die Gänsereiter übernehmen den Kümmelkopp, Bonowitz zieht um, an die Varenholzstraße. Vier Jahre betreibt er dort „Bono‘s Mahlzeit“. Es gibt gut bürgerliche Küche – alles selbst gekocht, mit saisonalen Zutaten, frischem Gemüse. Zudem verkauft er Pommes-Currywurst, Schaschlik oder Frikadellen.
Der kleine Imbiss wird schnell zu einer Institution im Stadtteil. „Viele Senioren oder ältere Leute sind gekommen“, berichtet der Inhaber. Sie kommen, um zu essen – aber noch mehr, um zu reden. „Zwei Senioren mit denselben Interessen habe ich mal verkuppelt“, erinnert sich Bonowitz. Seitdem kommen sie nicht mehr alleine zum Essen, sondern gemeinsam.
Umzug in die Kantine von Mercedes Lueg
Bonowitz hat viele Stammkunden an der Varenholzstraße. „Eigentlich wäre ich dort gerne bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag geblieben“, sagt er. Doch weil das Gebäude abgerissen wird, muss er die Räumlichkeiten zum 30. November verlassen. „Es kamen viele Gäste, die super traurig waren“, berichtet Bonowitz.
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Auf die schlechte folgt für sie aber eine gute Nachricht: „Bono‘s Mahlzeit“ wird wiedereröffnet, rund vier Kilometer entfernt, in der Kantine von Mercedes Lueg an der Berliner Straße. Ans Aufhören denkt der Koch noch nicht. Für fünf Jahre hat er einen Vertrag unterschrieben. „Ich freue mich drauf‘“, sagt der Wattenscheider.
„„Durch meine Krankheit hat sich mein Leben generell komplett geändert.““
Am Angebot werde er übrigens nicht viel ändern. Zusätzlich wird es nun schon morgens belegte Brötchen geben, ansonsten bleibt alles beim Alten – und auch Schnitzel brät er natürlich hin und wieder. Unterstützung beim Neustart bekommt Bonowitz von einem guten Freund. „Wir kennen uns seit über 45 Jahren, er macht das mit mir schon seit 18 bis 20 Jahren.“
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Nach Erkrankung: Arbeitsalltag hat sich verändert
Am 6. Januar geht es los, bis dahin will der Wattenscheider es etwas ruhiger angehen lassen. Er macht deutlich: „Durch meine Krankheit hat sich mein Leben generell komplett geändert. Ich arbeite keinen Samstag mehr, keinen Sonntag, nicht abends.“ Das sei am Anfang schwierig gewesen, mittlerweile schätzt er es. Denn auch das sei jetzt anders: „Früher habe ich relativ hochwertig gekocht, konnte weniger mit den Gästen reden.“ Nun ist ihm der Kontakt zu den Menschen fast noch wichtiger als das Kochen.