Bochum. Die angedrohte Lohnkürzung, eine Einladung zum Vertrauensarzt: Das haben Bochumer nach ihrer Krankmeldung erlebt. Sie haben eine Befürchtung.
In einer Pflegeeinrichtung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Bochum müssen Angestellte seit August dieses Jahres zum Gespräch mit dem Vorstand, wenn sie rund um Wochenenden, Urlaube, Feiertage und/oder arbeitsfreie Tage erkranken. Das ist in der vergangenen Woche öffentlich geworden und hat für einige kritische Reaktionen gesorgt.
Das zeigen auch die Kommentare zu unserer Berichterstattung in den sozialen Netzwerken. „Mir fehlen die Worte. Gut, dass ich nicht mehr da arbeite“, schreibt eine ehemalige Angestellte bei Facebook.
Gespräche nach Krankheit: „Es werden noch mehr Leute die Pflege verlassen“
Doch nicht ausschließlich beim DRK, auch bei anderen Betrieben haben Bochumerinnen und Bochumer ähnliche Erfahrungen gemacht. Ein User schreibt: „Man ist als Arbeitnehmer nur eine Nummer. Solange man immer springt, ist alles ok, aber wehe man wird krank. Leider nicht nur beim DRK.“ Das findet auch ein anderer Mann: „Ist ja nicht nur da so“, schreibt er und nennt einen weiteren Wohlfahrtsverband „Da wird gedroht, dass die Lohnfortzahlung eingestellt wird.“ Eine Userin befürchtet, dass so noch weiterer Druck aufgebaut wird. „Und es werden noch mehr Mitarbeiter die Pflege verlassen.“
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„So eine blöde Vorgesetzte hatten wir auch mal“, schreibt eine Bochumerin und bezieht sich dabei auf den medizinischen Bereich. „Konntest jahrelang buckeln und Überstunden leisten. Warst du einmal krank, kam direkt die Einladung zum Vertrauensarzt. Ende der Geschichte war, sie hat eine saftige Rechnung bekommen und war dann woanders tätig.“ Ein Bochumer schildert folgende Erfahrung: „Mein Chef hat bei der telefonischen Krankmeldung immer reagiert wie ein kleines Kind, dem man das Spielzeug weggenommen hat.“
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Dass das DRK Mitarbeitende nach kurzfristiger Krankheit zu Gesprächen bittet, sehen viele sehr kritisch. „Mit dieser Regelung umgeht der Arbeitgeber die Schweigepflichtregelung (...)„, meint ein Facebook-User. „Es geht den Arbeitgeber nichts an, wieso, weshalb oder warum ich krank bin.“ Eine Userin ergänzt: „Und noch immer fragen sich diese Leute in den Chefetagen nicht, woher dieser hohe Krankenstand rührt und warum sich Mitarbeiter eine Auszeit nehmen müssen.“
Facebook-Userin hat andere Meinung: „Man kann auch echt immer alles negativ sehen“
Doch es gibt auch andere Stimmen: „Das Gespräch soll dazu dienen herauszufinden, ob man in Zukunft was dafür tun kann, dass die Mitarbeiter nicht so oft krank sind, wie zum Beispiel Rückenschulungen oder Gespräche im Teams, falls kollegial etwas schiefläuft.“ Es gebe einen extremen Personalmangel in der Branche. „Zeitarbeitsfirmen kosten extrem viel Geld, wie soll man sonst herausfinden, wie man sein Personal unterstützen kann? Man kann auch echt immer alles negativ sehen“, heißt es.