Bochum-Hamme. Die Firma As-Tex in Bochum recycelt Textilien. Was schon in Altkleidersäcken drin war und wie man noch etwas für alte Sachen bekommt.

Atasoy Sandikci steht in einer riesigen Halle, um ihn herum Kleiderberge. Meterhoch, bis an die Decke, stapeln sich Paletten und Pakete voller Textilien. „Hier“, sagt er und zeigt auf einen Bereich gleich am Anfang der Halle, „wird alles gesammelt, was neu ankommt.“

Bettlaken aus Krankenhäusern und Altenheimen liegen dort ebenso wie Handtücher aus Hotels und Säcke aus Altkleidercontainern. Die Textilien stammen aus Containern, die in ganz Deutschland aufgestellt sind, wurden von Firmen übernommen – aber sind teilweise auch angekauft.

Textilberge, meterhoch: Bis an die Decke stapeln sich die Paletten und Pakete mit Altkleidern.
Textilberge, meterhoch: Bis an die Decke stapeln sich die Paletten und Pakete mit Altkleidern. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Wo Kleiderspenden landen, wenn Hilfsorganisationen zu viel davon bekommen

Wenn Hilfsorganisationen zu viele Kleiderspenden erhalten und nicht mehr wissen, wohin damit, landen sie nicht selten bei As-Tex. Geschäftsführer Sandikci leitet das Unternehmen bereits in zweiter Generation.

Das Geld, was die Hilfsorganisationen dann für die Textilien bekommen, kommt Menschen in Krisen- und Kriegsgebieten dann zugute. „Textilien brauchen die meisten gar Länder nämlich nicht“, sagt Sandikci. Wichtiger seien beispielsweise Säuglingsnahrung oder Windeln. 

Firma AS-Tex in Bochum: Auch Privatpersonen können Altkleider abgeben

„Man kann auch als Privatperson Altkleider hier abgeben“, sagt er. Mehr als sieben Säcke voller Kleidung sollten es nicht sein. Auch Handtaschen, Handtücher, Kuscheltiere oder Schuhe dürfen dabei sein. Die Firma bezahlt die Kunden dann pro Kilogramm, der Preis schwankt abhängig von der Ware, liegt aber unter einem Euro pro Kilo. Wenn man seine Kleidung in Container schmeißt, bekommen hingegen meist die Dienstleister, die die Container leeren, das Geld. 

Dann geht bei As-Tex das große Sortieren los: Noch tragfähige Kleidung wird zum Beispiel von Firmen aus Afrika oder dem Ostblock gekauft, die die Ware auf dortigen Märkten weiterverkaufen.

Bei AS-Tex geht das große Sortieren der Altkleider los: Aus Baumwollsachen werden Putzlappen, aus Kleidungsstücke aus Kunstfasern wird neues Garn.
Bei AS-Tex geht das große Sortieren der Altkleider los: Aus Baumwollsachen werden Putzlappen, aus Kleidungsstücke aus Kunstfasern wird neues Garn. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Altkleider-Recycling: Aus Baumwollsachen werden Putzlappen

Nicht mehr tragfähige Kleidung landet – sofern sie aus Baumwolle gemacht ist – auf dem Haufen für die Putzlappenherstellung. „Die Putzlappen werden zum Beispiel in der Autoindustrie oder von Öl-Raffinerien eingesetzt“, sagt Sandikci. So bekommen die alten Hosen, T-Shirts und Bettlaken noch ein zweites Leben. 

„Textilien aus anderen Materialien, zum Beispiel Polyester, gehen in der Regel nach Asien. Dort werden sie zu Neugarn verarbeitet“, erklärt Sandikci. Teilweise haben die alten Kleidungsstücke dann eine zweite Laufbahn als Fleecestoff in Autos oder auf Möbeln. 

Selbst tote Katzen fanden sie schon in den Altkleider-Containern

Nicht immer ist das, was in den Altkleidersäcken bei As-Tex ankommt, zur Freude der Mitarbeitenden: „Viel zu viele Leute schmeißen Müll in die Altkleider-Container“, ärgert sich der Unternehmer. Bauschutt, Hausmüll und tote Katzen beispielsweise. 

Atasoy Sandikci

„Viel zu viele Leute schmeißen Müll in die Altkleider-Container“

Atasoy Sandikci, Geschäftsfüher der Recycling-Firma AS-Tex

Seit sein Vater 1987 die Firma, damals noch in Gelsenkirchen, gründete, hat sich viel getan: „Die Qualität der Kleidung hat abgenommen“, beobachtet Sandikci. Die Menschen würden immer mehr und häufiger Kleidung kaufen und sie immer schneller wieder aussortieren. 

„Für die Umwelt ist das eine Katastrophe“, sagt er. Genau die liegt dem Unternehmer aber besonders am Herzen. Er ist sich sicher: „Wir haben die Erde nur von der nächsten Generation ausgeliehen und müssen sie besser zurückgeben. Mit diesem Verhalten funktioniert das nicht.“ Der Bochumer appelliert daher: Bewusst und nachhaltig shoppen