Bochum. Die Kneipe „Linie 5“ sieht sich seit Monaten Nazi-Vorwürfen ausgesetzt. Nun zieht ein Fanclub des VfL Bochum Konsequenzen. Alle Details dazu.

Der VfL-Bochum-Fanclub „Blue-White Malibu“ hat sich nach anhaltenden Protesten gegen die Kneipe „Linie 5“ aus seinem Stammlokal zurückgezogen. Das teilte der Club am Sonntag in einer offiziellen Mitteilung mit. Die Kneipe steht seit Juni wegen möglicher rechter Verbindungen in der Kritik.

Damals hatten dort linke Aktivistinnen und Aktivsten ein Rechtsrock-Konzert beobachtet. Das bestätigte die Polizei zwar nicht, dennoch hätten sich an dem Abend viele Menschen „aus dem rechten Spektrum“ in der „Linie 5“ aufgehalten. Die Pächterinnen wehren sich seitdem gegen Vorwürfe, einen Nazi-Treff zu betreiben. Am Freitag hatte eine Anti-AfD-Demonstration mit knapp 2500 Menschen auch vor der Kneipe gestoppt.

Fanclub des VfL Bochum verlässt „Linie 5“ und dankt für die Gastfreundschaft

Bereits vor der Demo war das Wappen des Fanclubs aus den Fenstern der Kneipe verschwunden, offiziell äußern wollte sich da allerdings noch niemand. Am Sonntag dann der Rückzug: „Nach anhaltenden negativen Schlagzeilen und Anschuldigungen gegen die ‚Linie 5‘ und ihre Betreiberinnen, hat sich der Fanclub aus den Räumlichkeiten der Eckkneipe verabschiedet“, so heißt es.

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Als offizieller Fanclub unterliege er dem Leitfaden des VfL Bochum. „Diese lassen keinen Platz für Diskriminierungen, Hetze oder fremdenfeindlichem Gedankengut.“ Der Fanclub wolle niemandem etwas unterstellen, das uneingeschränkte Vertrauen sei von einigen Mitgliedern aber nicht mehr vorhanden. „Wir wollen so verhindern, dass wir in irgendeiner Form in ein falsches Licht gerückt oder eventuellen bedenklichen Kreisen zugeordnet werden“, so heißt es weiter.

„Wir bedauern, dieser gemütlichen Traditionskneipe im Herzen unserer Stadt den Rücken kehren zu müssen, aber der zunehmende Druck und die steigenden negativen Schlagzeilen und Veröffentlichungen lassen uns keine andere Wahl.“ Der Fanclub dankt der Linie 5 für die „gute Gastfreundlichkeit“, und äußert Hoffnung, dass es „für alle Beteiligten am Ende zu einem guten Abschluss dieser Thematik kommt.“

Streit um „Linie 5“: Anwohner wollen „rechte Wohlfühlzone verhindern“

Seit Juni steht die „Linie 5“ an der Oskar-Hoffmann-Straße/Ecke Universitätsstraße im öffentlichen Fokus. Zwar bestätigte die Polizei nicht, dass in der „Kultkneipe im Herzen Bochums“ (so die Eigenwerbung) ein Konzert der Gruppe „Kategorie C“ stattgefunden haben soll. Sie gilt als Hooligan-Band. Die Personen, die sich an dem Abend dort aufgehalten haben, seien aber „zum größten Teil dem rechten Spektrum zuzuordnen“, erklärte ein Polizeisprecher nach dem Einsatz.

Die Antifa Bochum hält die Gaststätte gleichwohl für „einen Ort, an dem sich die rechtsextreme Szene sicher und ungestört fühlt“, wie es in einer Mitteilung heißt. Das bekräftigt die Nachbarschaftsinitiative „Klare Linie gegen Rechts“, die sich im Umfeld der Alsenstraße gegründet hat. Die Sorge bei den rund 50 engagierten Anwohnern sei groß.

Ziel sei es, „eine rechte Wohlfühlzone zu verhindern und dass unser Viertel so bunt, vielfältig und offen bleibt, wie es ist“, heißt es in einer aktuellen Erklärung. Dabei sei den Nachbarn „bewusst, dass die „Linie 5“ eine ehemals gern besuchte Traditionskneipe ist und die Veränderungen, die dort stattfanden, klar mit den Pächterinnen und ihren rechten Kreisen zusammenhängen“.

+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++

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Demonstrationszug startet auf dem Kurt-Schumacher-Platz

Sowohl die Fiege- als auch die König-Brauerei (Duisburg) hatten nach dem vermeintlichen Nazi-Konzert und dem darauffolgenden Polizei-Einsatz ihre Außenwerbung abmontiert. Bezirksbürgermeisterin Gabriele Spork (SPD) warnt: Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, habe „so etwas in meinem Bezirk nichts zu suchen“.

Regelmäßig wird vor der Kneipe mit Plakaten demonstriert: zuletzt am Donnerstag vergangener Woche (die Polizei löste die Kundgebung friedlich auf) sowie während des Stadtwerke-Halbmarathons am Sonntag. „Die ,Linie 5‘ bewegt sich nicht. Deshalb wird es weitere Aktionen geben“, kündigt Andreas M., der seinen vollen Namen als Sprecher der Nachbarschaftsinitiative nicht veröffentlicht sehen will, an.

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Die Anwohner-Initiative zählt zu den 30 Gruppen und Verbänden, die sich dem Aufruf der Antifa zur Demonstration am Freitag anschließen. Motto: „Nieder mit der AfD – Der Ruhrpott bleibt stabil gegen rechts.“ Start ist um 18 Uhr auf dem Kurt-Schumacher-Platz. Polizeisprecher Jens Artschwager betont mit Blick auf die angekündigte Kundgebung vor der „Linie 5“: „Wir sind in dieser Sache höchst sensibilisiert.“

So sah es beim Pächterwechsel 2021 im Gastraum der „Linie 5“ an der Oskar-Hoffmann-Straße aus.
So sah es beim Pächterwechsel 2021 im Gastraum der „Linie 5“ an der Oskar-Hoffmann-Straße aus. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Pächterinnen wollen keine weiteren Auskünfte geben

Wegen Sachbeschädigung waren die Beamten vor wenigen Tagen vor Ort. Erneut war die Fassade der Gaststätte beschmiert worden. „Kein Bier für Na“ wurde auf eine Wand gesprüht. Offenbar musste der Täter vorzeitig abbrechen. „Heute Nacht hat sich wieder jemand die Mühe gemacht, unsere Kneipe von außen zu verschönern. Glücklicherweise haben wir einen aufmerksamen Nachbarn, der uns Fotos hat zukommen lassen. Vielleicht haben wir ja so die Möglichkeit, uns persönlich zu bedanken“, schreiben die „Linie 5“-Pächterinnen auf ihrer Facebook-Seite.

Die Gaststätte sei normal geöffnet und bleibe es auch, erklärte eine der Wirtinnen am Mittwoch auf WAZ-Anfrage. Zu weiteren Auskünften gegenüber der Presse sei man nicht mehr bereit.

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Auch VfL-Fanclub schweigt zu den aktuellen Vorgängen

Das gilt auch für den VfL-Bochum-Fanclub „Blue-White Malibu“, dessen Vereinslokal „die Linie“ seit Jahresbeginn ist. Das Fanclub-Wappen ist als Aufkleber von einem der Fenster verschwunden. Zu den aktuellen Vorgängen wolle man sich „nicht weiter äußern“, teilt der Vorsitzende auf WAZ-Anfrage mit.