Bochum. Respekt nicht nur in der SPD erntet Thomas Eiskirch mit seiner Ankündigung, 2025 als OB abzutreten. Die CDU spricht aber auch von einer „Chance“.

Der Bochumer Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) hat am Dienstag angekündigt, bei der Kommunalwahl im September 2025 nicht für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. In der Bochumer Politik gibt es die ersten Reaktionen.

Eiskirch verzichtet auf OB-Kandidatur: SPD würdigt Verdienste

„Thomas Eiskirch ist ein großartiger Oberbürgermeister. Kaum jemand hat Bochum in den vergangenen Jahrzehnten so geprägt wie er“, erklärt Burkart Jentsch, Vorsitzender der SPD im Rat. Er bedauere die Entscheidung „zutiefst, kann sie aber auf menschlicher Ebene nachvollziehen“.

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Viele Spuren von Eiskirch würden noch weit in die Zukunft wirken, sagt Jentsch und nennt beispielhaft das frühere Opel-Gelände Mark 51/7, die soziale Infrastruktur, das Haus des Wissens, den Schulausbau, die Kultur- und Sportszene sowie die ökologische „Schwammstadt“. Mit dem OB verliere Bochum „einen Motor für die Entwicklung der Stadt, jemanden, der immer ein offenes Ohr hatte und Probleme gelöst hat, wenn man sich an ihn gewandt hat“.

Bei Eiskirch-Nachfolge soll schnell Klarheit herrschen

Die SPD in Bochum habe in den vergangenen knapp 80 Jahren jede OB-Wahl gewonnen, erinnert Jentsch. Das werde der Partei auch 2025 gelingen. Mit welcher Kandidatin oder welchem Kandidaten, werde jetzt zunächst intern diskutiert. Fest stehe aber auch, „dass schnell Klarheit hermuss“.

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„Der Fahrplan steht“, bekräftigt SPD-Vorsitzender Serdar Yüksel. „Wir stehen vor wegweisenden Fragen. In enger Abstimmung zwischen Partei und Fraktion werden wir alles daransetzen, eine geeignete Persönlichkeit zu finden, die in die großen Fußstapfen treten kann und den Bochumer Erfolgskurs fortsetzt“, so Yüksel.

„Danke, Thomas“: Der Kreisgeschäftsführer der Grünen, Oliver Buschmann, würdigt die gemeinsame politische Arbeit mit Thomas Eiskirch.
„Danke, Thomas“: Der Kreisgeschäftsführer der Grünen, Oliver Buschmann, würdigt die gemeinsame politische Arbeit mit Thomas Eiskirch. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Grüne: OB hat ein Jahrzehnt Stadtgeschichte geprägt

„Wir sagen heute ,Danke Thomas‘“: So würdigen Bündnis 90/Die Grünen die gemeinsame Arbeit mit dem OB in der rot-grünen Ratskoalition. Eiskirch habe „ein Jahrzehnt Bochumer Stadtgeschichte geprägt“ und „einen Wandel in Bochum eingeleitet, der ganze Wahlperioden überdauern wird“.

Die grüne Partei werde nun in den Gremien beraten, „wie wir in die Kommunalwahl 2025 gehen“, kündigt Kreisgeschäftsführer Oliver Buschmann an. „Dazu nehmen wir uns die gebotene Zeit.“

Groß war die Freude bei CDU-Parteichefin Fee Roth über Platz 1 in Bochum bei der Europawahl im Juni. Der solle bei der Kommunalwahl 2025 verteidigt werden.
Groß war die Freude bei CDU-Parteichefin Fee Roth über Platz 1 in Bochum bei der Europawahl im Juni. Der solle bei der Kommunalwahl 2025 verteidigt werden. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

CDU-Chefin will Platz 1 in Bochum verteidigen

Respekt vor der Entscheidung Eiskirchs bekundet die CDU-Kreisvorsitzende Fee Roth. „Wir waren nicht immer einer Meinung in der Sache zur Zukunft unserer Stadt. Jedoch verdient jeder, der sich für unsere Demokratie und unser Gemeinwohl in einem öffentlichen Amt einsetzt, unseren Respekt und unsere Anerkennung.“

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Die CDU sei entschlossen, „ab 2025 führende Verantwortung in Bochum zu übernehmen und die CDU zur Bochum-Partei zu machen“, so Fee Roth. Die Europawahl habe gezeigt, dass die Union in Bochum Wahlen gewinnen kann. Im Juni holte die CDU 23,4, die SPD 21,9 Prozent. „Den Platz 1 werden wir mit überzeugenden Themen und überzeugenden Köpfen verteidigen“, betont die Parteichefin. Für die OB-Wahl werde es „zu gegebener Zeit“ ein Personalangebot geben.

Union: Eiskirch hinterlässt eine prekäre Haushaltslage

Dass Eiskirch nicht mehr antritt, sei „eine Chance für Bochum“, meint CDU-Fraktionschef Karsten Herlitz. „Die CDU ist bereit, diese Chance im Sinne unserer Heimatstadt zu nutzen. Wir wollen im kommenden Jahr den Oberbürgermeister stellen.“

Eiskirch lasse „eine gewisse Amtsmüdigkeit erkennen, was sicher auch mit dem aktuellen Niedergang seiner SPD und der Performance der Ampel in Berlin zu tun hat“, so Herlitz. Er werde Bochum eine prekäre Haushaltslage hinterlassen – „nicht zuletzt, weil sein persönliches ‚Denkmal‘, das Haus des Wissens, noch Millionen verschlingen wird.“

„Kein Alter fürs Altenteil“: FDP-Fraktionschef Felix Haltt zeigt sich überrascht von der Entscheidung Eiskirchs.
„Kein Alter fürs Altenteil“: FDP-Fraktionschef Felix Haltt zeigt sich überrascht von der Entscheidung Eiskirchs. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

FDP: Karten werden jetzt völlig neu gemischt

Überrascht zeigt sich die FDP. „Schließlich ist Eiskirch nicht in einem Alter, in dem man sich schon aufs Altenteil zurückzieht“, so Felix Haltt, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion. Kommunalpolitisch würden die Karten jetzt völlig neu gemischt. „Rot-Grün verliert das Zugpferd, das weit in die Mitte wirkte und der Koalition den Fortbestand rettete.“

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Bochum sei nach 25 Jahren Rot-Grün reif für einen Wechsel, erklärt Haltt. „Wir brauchen eine Haushaltswende, die uns von Lasten wie den Alten- und Pflegeheimen befreit, eine moderne Bürgerbeteiligung, die auf soziale Medien setzt, und den Willen, die Bürgerinnen und Bürger von Bürokratie zu entlasten. Als Freie Demokraten werden wir für diesen Wechsel kämpfen.“