Bochum-Dahlhausen. Einst brach er Geschwindigkeitsrekorde, jetzt ist der Transrapid reif fürs Museum. Noch in diesem Jahr soll die Bahn ins Eisenbahnmuseum kommen.

Ehemalig gedacht als die Zukunft des Verkehrs, brach er auf Testfahrten Geschwindigkeitsrekorde. Jetzt kommt er nach Bochum, kündigt das Eisenbahnmuseum an: Der „Transrapid 07“, ist eine in Deutschland entwickelte Magnetschwebebahn, die für den Hochgeschwindigkeitsverkehr gedacht war, in Deutschland aber außerhalb von Testfahrten nie zum Einsatz kam. Noch in diesem Jahr soll das Fahrzeug ins Eisenbahnmuseum kommen, wo es dann auf zwei Original-Fahrwerkträgern zu besichtigen sei, sagt Walter Thomassen, Sprecher des Eisenbahnmuseums Bochum.

Eisenbahnmuseum Bochum wird um eine Attraktion reicher

Die Idee einer Magnetschwebebahn für den Einsatz im Hochgeschwindigkeitsverkehr kommt aus Überlegungen in den 1960er Jahren. Das erste Konzept entstand in Zusammenarbeit mehrerer deutscher Firmen mit dem Verkehrs- und Wirtschaftsministerium in den 1970er Jahren. Beteiligt am Konzept, wie auch an der Realisierung, waren unter anderem die Firmen AEG, Krauss-Maffei und Thyssen, berichtet Thomassen.

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1994 wurde der Bau der Magnetbahnverbindung Hamburg-Berlin beschlossen. Bereits vor Beginn der Bauarbeiten stiegen die geschätzten Investitionskosten von 8,9 Milliarden Mark, auf insgesamt 9,8 Milliarden Mark. Nach Baubeginn tauchten dann neue Schätzungen der Planungsgesellschaft auf, denen zufolge die Baukosten möglicherweise noch einmal um bis zu 2,8 Milliarden Mark steigen würden. Die immer weiter steigenden Kosten führten dann am 5. Februar 2000 zum offiziellen Aus für die Transrapid-Verbindung. Auch das Projekt einer Magnetbahnverbindung zwischen Dortmund und Köln, sowie das Projekt einer Münchener Magnetbahn wurden einige Jahre später eingestellt.

Bei Testfahrt des Transrapid sterben 23 Menschen

Der „Transrapid 07“ ist die siebte Entwicklungsstufe der Magnetbahntechnologie im deutschsprachigen Raum. Ab 1988 wurde das Fahrzeug auf der Versuchsanlage Lathen im Emsland getestet, wo es mit 450 Kilometern pro Stunde Geschwindigkeitsweltrekorde für Magnetbahnfahrzeuge aufstellte. Auf besagter Versuchsanlage ereignete sich 2006 mit dem Nachfolgemodell, dem Transrapid 08, ein schwerer Unfall, der als der weltweit folgenschwerste Unfall einer Magnetschwebebahn gilt: Am 22. September 2006 prallt der Transrapid auf der Versuchsstrecke im Emsland mit Tempo 170 auf einen Wartungswagen. 23 Menschen sterben, elf weitere werden teils schwer verletzt.

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Der Transrapid kommt nach Bochum

Nachdem das Aus für die Hamburg-Berlin Verbindung bekannt gegeben war, kaufte die Firmengruppe Max Bögl das Fahrzeug für einen Euro. Die Firmengruppe habe seit den 1990er Jahren maßgeblich am Bau des Fahrwegsystems für den Transrapid mitgewirkt und inzwischen ein eigenes Magnetbahn-System „TSB – Transport System Bögl“ für den Nah- und Güterverkehr entwickelt, erzählt Thomassen. Das Unternehmen stellte den Transrapid bis vor wenigen Jahren in ihrem Innovationszentrum aus.

Das Eisenbahnmuseum kauft den Transrapid für einen symbolischen Euro. Die Stiftung der Sparkasse Bochum unterstützt das Projekt des Bochumer Museums mit 250.000 Euro, von denen die Transport- und Aufstellungskosten abgedeckt werden. Jetzt laufen die Planungen für den anspruchsvollen Transport von Neumarkt in der Oberpfalz ins Bochumer Eisenbahnmuseum auf Hochtouren. Der Transrapid 07 soll zukünftig im Eingangsbereich neben dem Empfangsgebäude präsentiert werden.

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