Bochum. Mehrere Jahre lang war die Lage unauffällig, jetzt breitet sich die Wasserpest wieder verstärkt aus. So reagiert der Ruhrverband in Bochum.
Sie ist zurück: Einige Jahre war es ruhig um die Wasserpflanze Elodea nuttallii, auch bekannt als Wasserpest – aktuell aber breitet sie sich wieder aus. Das berichtet der Ruhrverband, der seit Ende Juni sein Mähboot „Manati“ auf dem Kemnader See zum Einsatz bringt. Auch Baldeneysee, Hengsteysee und Harkortsee seien von der jüngsten Ausbreitung betroffen, so der Ruhrverband.
Bei guten Bedingungen wuchert die Pflanze den See gewissermaßen zu und wächst bis an die Oberfläche. Dies sei ein Problem für alle Wassersportler, erklärt Dirk Clemens von der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr mbH. Kleinere Wassersportfahrzeuge wie Segelboote, Tretboote, Surfer und SUPs müssen diese Bereiche umfahren, weil sie Gefahr liefen, mit ihrem Ruder stecken zu bleiben. Nur für die Ausflugsschiffe MS Schwalbe und MS Kemnade sei die Schlingpflanze kein Problem. „Die Ausflugsschiffe haben eine große Schraube und nutzen immer dieselbe Fahrrinne“, erklärt Clemens.
Wasserpest und Algen auf dem Kemnader See
+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++
Darum wuchs die Wasserpest auf dem Kemnader See zuletzt weniger
Die Ausbreitung der Wasserpest sei laut Ruhrverband in den vergangenen drei Jahren deutlich weniger gewesen. So fielen beispielsweise in der Saison 2023 auf dem Kemnader See lediglich zwei Container Mähgut an. Ähnlich sah es auf dem Baldeneysee in Essen aus. Dort waren nur einige wenige Mähfahrten in der gesamten Saison nötig gewesen.
Der Ruhrverband vermutet verschiedene Ursachen: So habe das Jahrhunderthochwasser im Juli 2021 mutmaßlich viele Pflanzen mit sich gerissen. Im Jahr danach habe die Blüte der Kieselalge das Wasser stark eingetrübt, wodurch der Elodea das Sonnenlicht zum Wachsen fehlte. Und 2023, so der Ruhrverband, sei das regenreichste Jahr seit Beginn seiner Aufzeichnungen gewesen. Dadurch sei der Wasserstand in den Stauseen häufig stark erhöht gewesen – was wiederum das Wachstum der Wasserpest eingeschränkt habe.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
Die einzige effektive Waffe gegen die Wasserpest ist das Mähboot
Seit 20 Jahren sei die Elodea am Kemnader See ein Thema, sagt Dirk Clemens. Die Verschnaufpause der vergangenen Jahre ist offenbar vorbei. „Derzeit deutet vieles darauf hin, dass die diesjährige Wassersportsaison wieder deutlich stärker von der Wasserpflanze beeinträchtigt sein könnte“, teilt der Ruhrverband mit.
„Derzeit deutet vieles darauf hin, dass die diesjährige Wassersportsaison wieder deutlich stärker von der Wasserpflanze beeinträchtigt sein könnte.“
Der Einsatz der Mähboote auf den Ruhrstauseen sei aktuell die einzig effektive Waffe im Kampf gegen die Ausbreitung der Wasserpest. Und das, obwohl der Einsatz vergleichsweise teuer sei, Personal wie auch Zeit fordere.
Diese Texte haben viele Menschen interessiert
- Thyssenkrupp Bochum: Hunderte Stellen auf der Streichliste
- Ho ho ho! In Bochum kommen die Weihnachts-Trecker zurück
- Kein Metzger, kein Florist: Händler suchen jetzt selbst
„Gegen Elodea ist kein Kraut gewachsen“, weiß der Ruhrverband
Auf der Suche nach Alternativen hatte der Ruhrverband laut eigenen Angaben ein Forschungsprojekt mit dem Namen „Elodea II“ gestartet: Zunächst erhoffte man sich, die Ausbreitung eindämmen zu können, indem die Fließgeschwindigkeit beispielsweise durch Buhnen oder andere wasserbauliche Maßnahmen erhöht würde. Im Laufe des Projektes habe man allerdings mittels hydraulischer Simulationen festgestellt, dass die Installation solcher Wassereinbauten nicht möglich sei.
Daher testete der Ruhrverband verschiedene andere Methoden: Von der Bearbeitung des Untergrunds mit Wasserdruck sowie Eggen und Harken, bis hin zu Konkurrenzbepflanzung mit Armleuchteralgen, die die Schlingpflanzen „verdrängen“ sollten: Der erhoffte Erfolg blieb aus. Es folgte die Erkenntnis: „Gegen Elodea ist kein Kraut gewachsen“.
Blick nach Essen
Auch im Baldeneysee kämpft der Ruhrverband gegen die Wasserpest. „So schlimm war es noch nie“, sagt Victoria Kräling, die seit 2015 während der Saison die stolzen Fahrgastschiffe der Weißen Flotte Baldeneyee über den See schippert, nun aber auf dem Mähboot aushilft.
Den ganzen See freizuhalten, sei unmöglich, heißt es. Zu den Segelvereinen würden Schneisen freigehalten. Problem in Essen: Das größere der beiden Mähboote fiel kürzlich wegen Motorschadens aus.