Bochum / Hattingen. Der Kemnader See im Dreieck Bochum-Hattingen-Witten wird von Wissenschaftlern erforscht. Die Meinungen von Seebesuchern werden gesucht.

Der Kemnader See wird zum Forschungsprojekt. Als einziger See in Deutschland wird er wegen des Problems der Wasserpflanzen untersucht. Dabei sollen auch die Bürger mithelfen, indem sie an einer Online-Umfrage teilnehmen.

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin erforscht jetzt in einem internationalen Projekt die Ursachen und Wirkungen der Massenentwicklung von Wasserpflanzen in Seen und Flüssen. Die wuchernde Elodea-Pflanze zum Beispiel beschäftigt seit Jahren den Ruhrverband, der immer wieder - und auch heute noch – Mähboote einsetzt. Auch Wassersportler klagen über die Behinderung durch die Pflanzen.

Der Laderaum eines Mähbootes, das auch in diesem Jahr wieder über den Kemnader See in Bochum fährt.
Der Laderaum eines Mähbootes, das auch in diesem Jahr wieder über den Kemnader See in Bochum fährt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Die Pflanzen machen es lästig oder unmöglich zu angeln, schwimmen, rudern oder segeln und manchmal stinken sie buchstäblich zum Himmel: die Wasserpflanzen müssen weg!“ So beschreibt das Leibniz-Institut die Denkweise vieler Menschen. Aus diesem Grund würden in vielen Ländern, so auch in Deutschland, jährlich beträchtliche Summen ausgegeben.

Pflanzen werden nur gekürzt, nicht beseitigt

Das Problem sei jedoch: „Das Mähen macht die Pflanzen nur kürzer, und entfernt sie nicht. Oft sind sie innerhalb kurzer Zeit, manchmal nach nur wenigen Wochen, wieder nachgewachsen, und die Probleme sind genau die gleichen wie zuvor.“

Die Wissenschaftler wollen jetzt herausfinden, welche Konsequenzen eigentlich die Entfernung der Wasserpflanzen für das Ökosystem hat. Welche Nutzergruppen empfinden die Wasserpflanzen als besonders störend, welche dagegen schön oder nützlich? Diese Fragestellungen werden in einem internationalen Projekt mit dem Namen „MadMacs“ bearbeitet, in dem auch Gewässer in Norwegen, Frankreich, Brasilien und Südafrika untersucht werden.

Mähboot holte im Vorjahr 320 Kubikmeter Biomasse aus dem See

Das Mähboot Manati, „die Sehkuh“, befreit auch in diesem Jahr wieder den Kemnader See von der Wasserpflanze Elodea nutalli – auch Wasserpest genannt. „Wir gehen weiter von einem ausgeprägten Wachstum aus“, hieß es im vergangenen Juli beim Ruhrverband.

Das Boot hat eine Schneidbreite von 2,55 Meter.

Im Jahr 2019 konnte der Ruhrverband 320 Kubikmeter Biomasse aus dem See mit einem Gewicht von 164 Tonnen aus dem Wasser holen.

In Deutschland wurde der Kemnader See gewählt, weil dort seit langem massive Probleme mit der „Wasserpest“ auftreten.

Online-Umfrage unter Seebesuchern aus Bochum und Umgebung ist anonym

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Anwohner, Wassersportler, Angler, Skater, Läufer oder anderweitige Besucher des Sees können sich – anonym – an der Umfrage beteiligen: Benötigt werden keine speziellen Kenntnisse über Natur, Wasser, Tourismus oder Umwelt, „es geht einfach nur um Ihre Meinung“, so das Institut. Der Fragebogen kann online ausgefüllt oder im Sekretariat des IGB Berlin angefordert werden (Tel. 030-64181681). Der Link zum Online-Fragebogen: www.igb-berlin.de/projekt/madmacs.

Mehrere Jahre lang hatte der Ruhrverband auch Fische - Rotfedern – in den See gelassen und Guten Appetit gewünscht. Die einheimische Karpfenart soll die Elodea wegknabbern, denn sie steht auf deren Speisekarte. Die Fische sind im See jetzt zwar bereits fest etabliert, trotzdem ist noch nicht erwiesen, ob das Projekt erfolgreich ist. Erst in einigen Jahren wird man wissen, ob die Maßnahme den Bestand der Wasserpflanzen nachhaltig verringert. Sicher ist bisher nur, dass die Fische die Elodea tatsächlich fressen.