Bochum. Parkraum ist rar, dicke Autos brauchen viel Platz – sind höhere Gebühren für SUV die Lösung? WAZ-Leser sind sich uneinig. Hier sind Stimmen.

Bochum gehört zu den 150 Großstädten, in denen die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Maßnahmen wie höhere (Anwohner-)Parkgebühren und Parkbeschränkungen gegen die „SUV-Flut“ beantragt hat. „Unsere Innenstädte drohen an übergroßen Stadtgeländewagen und Lifestyle-Pick-Ups zu ersticken“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Sind höhere Parkgebühren die Lösung im Kampf gegen den Platzmangel? Wir haben auf unseren Kanälen bei Facebook und Instagram die Nutzerinnen und Nutzer gefragt, was sie von dem Vorschlag halten. Das Echo ist geteilt.

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„Bei welcher Größe fängt ein SUV an?“, fragt ein Nutzer

Da ist das eine Lager: „Völliger Schwachsinn eines ominösen Abmahnvereins“, schreibt Andreas Probst bei Facebook. „Was soll der Hass?“, fragt bei Instagram Marion Turner: SUV würden „oft von älteren Menschen gefahren, die nicht mehr so tief in die Sitze fallen wollen bzw. können“, gibt sie zu bedenken. Außerdem seien SUV „bereits viel teurer in der Versicherung.“ Und es bleibe die Frage: „Was ist mit den großen Familienvans, Lieferwagen und Wohnmobilen?“

Nutzer Thomas Bisplinghoff stellt ebenfalls eine Gegenfrage: „Bei welcher Größe fängt ein SUV an?“, will er wissen. „Golf 7 und T-Roc zum Beispiel sind von den Abmessungen nahezu gleich. Nur der T-Roc ist höher. Dann müsste der Golf ja schon ein SUV sein.“ Stefanie Lange findet ebenfalls: „Die Höhe des Wagens ist doch nicht ausschlaggebend, sondern die Länge... dadurch wird der Platz benötigt.“ Manche Limousine sei nicht kürzer.

„Die Höhe des Wagens ist doch nicht ausschlaggebend, sondern die Länge... dadurch wird der Platz benötigt.“

Stefanie Lange

+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++

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Warum soll höhergelegtes Auto „bestraft“ werden?

Wolfgang Zielke wirft der Deutschen Umwelthilfe vor, die Gesellschaft zu spalten. „Es wird bereits genügend zur Hilfe der Umwelt getan“, kommentiert er auf der WAZ-Bochum-Seite bei Facebook. Er findet: „SUV sind nicht anders zu behandeln als andere Fahrzeuge auch. Wo will man sonst hochmotorisierte AMG-, Luxus-Sportwagen usw. einordnen?“ Die Diskussion fördere nur eine „Neidgesellschaft“.

Britta von der Linden empfindet die Forderung als „eine Frechheit“. Sie selbst fahre einen VW Tiguan, das sei „ein höhergelegter Golf“, und sie brauche berufsbedingt ein Auto mit viel Ladefläche. „Dafür soll ich bestraft werden?“

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Andere finden, SUV sind „grundsätzlich fehl am Platz“ in der Stadt

Es melden sich jedoch auch die Kritiker der beliebten „Sport Utility Vehicles“ zu Wort, die dem Vorstoß durchaus etwas abgewinnen können. „Auf jeden Fall“ sollte Parken für SUV teurer sein, kommentiert Yvonne Berger auf dem Instagram-Kanal der WAZ-Bochum. Sie findet: „Die Dinger sind grundsätzlich fehl am Platz im Stadtverkehr.“

„Die Dinger sind grundsätzlich fehl am Platz im Stadtverkehr.“

Yvonne Berger auf dem Instagram-Kanal der WAZ Bochum

Auch Facebook-Nutzerin Britta Schulte hält höhere Parkgebühren für die Stadtgeländewagen für gerechtfertigt: „Die Karren sind ja so schon schlimm, aber wenn die parken.... Uff, als gäbe es keine anderen Menschen auf der Welt als sie und ihr City-Panzer.“

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Anderer Lösungsansatz: Weniger Parkplätze, mehr Raum für Menschen

Matthias Müller kommentiert bei Facebook, er halte die „Fixierung auf SUV“ für falsch: „Mancherorts wäre es erstmal sinnvoll, überhaupt Anwohnerparkzonen einzurichten. Und dann kann man die Gebühren generell erhöhen, denn Anwohnerparken ist immer noch spottbillig.“ Leon Annacker sieht es ähnlich: „Vielleicht sollte Parken allgemein einfach teurer werden und nicht nur für SUV“, schreibt er auf Instagram.

„Vielleicht sollte Parken allgemein einfach teurer werden und nicht nur für SUV.“

Leon Annacker auf dem Instagram-Kanal der WAZ Bochum

Christian Koch schlägt einen anderen Ansatz vor, die Antwort sei einfach, schreibt er bei Instagram: „Weniger Parkplätze, mehr Raum für Menschen. Die Preise sollte man nicht erhöhen, sondern die Parkmöglichkeiten stark reduzieren und dafür den öffentlichen Nahverkehr vernünftig ausbauen.“

Paris als Vorbild?

Eine Stunde Parken im Zentrum kostet in Paris für schwere SUV ab September 18 Euro, sechs Stunden schlagen gar mit 225 Euro zu Buche. Bei einem Bürgerentscheid Anfang Februar stimmte eine Mehrheit (54,5 Prozent) für die Verdreifachung der Parktarife.

Aufgerufen waren rund 1,3 Millionen Menschen – teilgenommen am Bürgerentscheid haben nur rund sechs Prozent. Einwände, dass das Ergebnis damit kaum repräsentativ sei, wollte die Stadtverwaltung nicht gelten lassen. Schließlich hätten Zehntausende Menschen die Möglichkeit der direkten Bürgerbeteiligung genutzt.

Der Sondertarif in der französischen Hauptstadt soll nur für Besucher gelten, Anwohner sollen ebenso ausgenommen werden wie Handwerker und Pflegedienste. Greifen soll der Tarif für Verbrenner- und Hybridmodelle mit einem Gewicht ab 1,6 Tonnen und Elektromodelle ab zwei Tonnen Gewicht. Für private Parkhäuser gilt die Regelung nicht. (mit dpa)

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