Bochum. Er gilt als Shooting-Star unter den jungen Pianisten: Über Alexandre Kantorow staunt die Klassik-Welt. Im Musikforum Bochum geht er auf Risiko.
Das Klavier-Festival Ruhr ist das größte Festival für Klaviermusik und präsentiert auch in diesem Jahr wieder außergewöhnliche Pianisten. Einer davon ist Alexandre Kantorow, der im Anneliese-Brost-Musikforum gastierte.
Konzert beim Klavier-Festival Bochum gefeiert
Der 27-jährige Franzose wird von der Presse als „wiedergeborener Liszt“ gefeiert. Zwei Werke des Komponisten bildeten dann auch einen wesentlichen Bestandteil des Programms. Zuerst war die „Chasse neige“ zu hören, eine nervöse Etüde mit vielen Tremolofiguren, die aus einem zwölfteiligen Zyklus stammt, dessen erste Fassung Liszt mit 15 Jahren komponierte.
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Kantorow ließ das darin thematisierte immer wilder werdende Schneetreiben lebendig werden, das Publikum konnte es förmlich sehen und fühlen. Im darauffolgenden „Vallée d’Obermann“ ging er volles Risiko und spielte mit dem Kontrast zwischen Wildheit und Reduktion.
Brillante Technik und ausnehmende Gestaltungskraft
Abgesehen von seiner brillanten Technik war es vor allem seine ausnehmende Gestaltungskraft, die begeisterte. Er formte das Stück, schrieb sich Liszts düstere Elegie auf den Leib. Momente der Stille setzte er punktgenau, hielt die Spannung, die Musik lief in den Köpfen des Publikums weiter.
Die Auswahl des Programms hätte übrigens beziehungsreicher nicht sein können; zuweilen schien es, die Stücke fließen ineinander und alles hängt mit allem zusammen. Auch das ein Verdienst dieses großartigen Pianisten.
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Die große Klammer bildete dabei Johannes Brahms, mit dem Kantorow den Abend eröffnete und auch beschloss. Brahms Bearbeitung der „Partita d-Moll BWV 1004“ von Bach, die „Chaconne“, war das letzte Stück, und Kantorow zeigte, dass eine ganze musikalische Welt in nur einer Hand liegen kann. Am Ende Standing Ovations für diesen Ausnahmekünstler, der dem Publikum einen intensiven Abend zum Geschenk machte.