Bochum. Anna Kira Hippert (35) war vier Monate in den USA, hat an einem geheimen Treffen mehrerer US-Stars teilgenommen. Wie es dazu gekommen ist.
Wenn Anna Kira Hippert zurückdenkt, realisiert sie selbst noch nicht komplett, was sie in den vergangenen Monaten erlebt hat. Anfang 2023 reist sie in die USA, um sich im Mittleren Westen mit Cowboy-Kirchen zu befassen. Nach drei Monaten in Deutschland fliegt sie nach Kalifornien, recherchiert diesmal zum Thema Scientology – und landet sogar auf einem geheimen Treffen mit Tom Cruise und John Travolta.
Die 35-Jährige ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centrum für religionswissenschaftliche Studien an der Ruhr-Universität, arbeitet derzeit an ihrer Doktorarbeit. „Mein Ziel ist es zu zeigen, welchen Einfluss Medien und besonders Bilder für Menschen in Religionsgemeinschaften haben“, erklärt Hippert.
Bochumerin forscht in den USA zu Cowboy-Kirchen und Scientology
Schnell merkt sie: Es handelt sich um Kirchen, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Die Menschen in den Cowboy-Kirchen würden eher zur unteren Mittelschicht gehören, wollen nicht in der Stadt leben. „Bei den Scientologen habe ich mit niemandem geredet, der keinen Hochschulabschluss hat. Das war ein krasser Kontrast.“
Scientology ist eine religiöse Bewegung, die immer wieder in der Kritik steht. Sie ist unter anderem dem Vorwurf ausgesetzt ist, seine Mitglieder zu manipulieren, so berichten beispielsweise Aussteiger.
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Vor zweieinhalb Jahren kontaktiert Hippert erstmals eine Scientology-Kirche in Düsseldorf, um diese mit ihren Studierenden zu besichtigen. Seitdem steht sie im Austausch zu einer jüngeren Frau, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Diese hat für mich Kontakte in die USA hergestellt, die braucht man“, sagt die Bochumerin.
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Geheimes Treffes mit Tom Cruise und John Travolta
Im Dezember 2023 fliegt Hippert in die USA. Sie ist gerade erst angekommen, da erfährt sie von ihrem deutschen Kontakt von der relativ geheimen Jahresabschlussveranstaltung. „Normalerweise muss man in den Kirchen vorsprechen, es war eigentlich viel zu wenig Zeit, um dort reinzukommen“, sagt sie. Doch tatsächlich regelt die Düsseldorfer Scientologin, das ein Mitglied aus den USA Hippert mitnimmt. „Ich habe davon zwei Stunden vorher erfahren, bin quasi mit nassen Haaren in das Auto gestiegen“, erinnert sie sich und sagt auch: „Wenn man Feldforschung betreibt, dann macht man manche Dinge.“
Die US-Amerikanerin, um die 50 Jahre alt, führt sie vorbei an den Zäunen, nach einer Passkontrolle findet sich Hippert in dem gesicherten Gebäude wieder. Sie folgt von oben der Veranstaltung, blickt dabei auf die Schauspieler Tom Cruise und John Travolta. Auch Musiker und viele Geschäftsleute seien bei dem Treffen anwesend gewesen. „Los ging es mit einer riesigen Show, die 20 Minuten lief“, erinnert sich Hippert. Im Anschluss feierten die Mitglieder ihre Erfolge. Alles sei sehr perfektionistisch organisiert und durchgeführt worden.
Diesen Eindruck hätten auch die Kirchen vor Ort, die die Forscherin in Los Angeles und Ventura besucht hat, erweckt. Die Gebäude seien alle komplett optimiert. An vielen Stellen würden professionelle Videos gezeigt, auch Kreuze und die Glaubensinhalte der religiösen Bewegung seien zu sehen. Die Menschen würden Anzüge tragen und sich an einen Dresscode halten.
Videos über Forschung bei Youtube
Mit etwa 15 Mitgliedern von Scientology führt Hippert Interviews für ihre Doktorarbeit. „Die Art der Kommunikation war anfangs befremdlich. Alle haben Sachen sehr genau und detailliert beschrieben, nach dem Motto: Wenn man sich perfekt ausdrückt, ist das ein Teil das Besserwerdens.“
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Seit April ist Hippert nun zurück in Bochum. Im Juli 2025 möchte sie aber komplett fertig mit der wissenschaftlichen Arbeit sein. Während die Bochumerin in den USA war, hat sie ihre Arbeit immer wieder mit der Kamera begleitet. Das Ziel: Forschung greifbar machen. Denn, so Hippert: „Mir ist es wichtig, dass Wissen zugänglich wird.“ Die Youtube-Videos von sind über diesen Link zu finden: https://www.youtube.com/@ceres_rub