Bochum/USA. Vor über 20 Jahren ist Nicolai von Prónay von Bochum in die USA ausgewandert. In Alaska hat er nun die wohl kleinste Airline der Welt gegründet.

Nicolai von Prónay, in Bochum aufgewachsen und in Gerthe zur Schule gegangen, lebt mittlerweile in den USA. Hauptberuflich ist der 44-Jährige Pilot eines Jumbo-Jets und fliegt Fracht um die ganze Welt. Nun hat er sich einen Traum erfüllt: die Gründung der nach eigenen Angaben kleinsten Airline der Welt.

Bochumer wandert vor über 22 Jahren in die USA aus – und arbeitet als Pilot

Von Prónay lebt seit 22 Jahren in den USA, hauptsächlich in Alaska. Er ist Pilot aus Leidenschaft und fliegt vom Segelflugzeug über Hubschrauber bis zum Jet alles, was man nur fliegen kann. Daneben gilt seine Leidenschaft den alten Propellerflugzeugen, insbesondere seiner DC-3. „Dieses Flugzeugmuster gibt es seit 80 Jahren und wird in Südamerika und Alaska immer noch als zuverlässiges, unersetzbares Verkehrsmittel eingesetzt.“

Auch interessant

Nun hat der gebürtige Bochumer in Alaska mit einem zweiten Piloten die Firma „Golden Era Aviation“ gegründet. Mit seiner restaurierten DC-3 zeigt er Touristen die Schönheit Alaskas, fliegt in niedriger Höhe über die unberührten Gletscher. „Der Ausblick, den man hat, wenn man über Alaska fliegt, ist zu bemerkenswert, um ihn nicht zu teilen“, beschreibt er seine Beweggründe. Die Passagiere reisen dabei wie in den 40er Jahren und können den Piloten bei der Arbeit über die Schultern schauen, Stewardessen tragen Originalkostüme.

Wie ein Foto aus einer anderen Zeit: Nicolai von Prónay (rechts), aufgewachsen in Bochum, lebt seit vielen Jahren in Alaska. Mit einem zweiten Piloten hat er die wohl kleinste Airline der Welt gegründet und bietet in einer restaurierten Propellermaschine Flüge an.
Wie ein Foto aus einer anderen Zeit: Nicolai von Prónay (rechts), aufgewachsen in Bochum, lebt seit vielen Jahren in Alaska. Mit einem zweiten Piloten hat er die wohl kleinste Airline der Welt gegründet und bietet in einer restaurierten Propellermaschine Flüge an. © Von Prónay

Doch zurück zum Anfang: Schon während seines Austauschschuljahres 1995 in den USA, in Minneapolis-St. Paul, erwirbt der Bochumer eine Privatpilotenlizenz (PPL). „Den Autoführerschein machen durfte er nicht, von der Pilotenlizenz stand nichts im Vertrag, hat offensichtlich noch niemand probiert“, erinnert sich sein Vater Andreas von Prónay fast 30 Jahre später.

Leidenschaft für alte Propellermaschinen

Nach seinem Abitur und dem Wehrdienst geht er in die USA, nach Kalifornien. Dort macht er seine Ausbildung 1999 zum Flugzeugmechaniker am College, wird Fluglehrer und verdient damit sein Geld, um die weiteren Flugstunden und Lizenzen zu finanzieren. 2002 geht es nach Alaska. Die Motivation: alte Propellermaschinen, die es in Kalifornien nicht gibt. Er wird Bordingenieur, Co-Pilot und Jahre später Kapitän.

Das Unternehmen „Golden Era Aviation“

Mehr Informationen zu seinem Unternehmen „Golden Era Aviation“ und den Flügen teilt Nicolai von Prónay auf seiner Homepage: www.goldeneraaviation.com

Weitere Eindrücke und viele Bilder gibt es zudem auf dem Facebook-Profil: www.facebook.com/goldeneraaviation

Ein paar Jahre leitet von Prónay darauf eine Flugschule, um anderen das Fliegen mit Helikoptern beizubringen. Dann, im Jahr 2008, bekommt er einen Job am Nordpolarmeer, fliegt unter anderem Material und Mannschaften auf die Ölbohrinseln – bei jedem Wetter und in jeder Jahreszeit, auch bei minus 40 Grad. 2016 zieht es den Bochumer in die Karibik, wo er einem Freund hilft, historische Flugzeuge zu restaurieren. Und schließlich geht es zurück nach Alaska – in einem restaurierten Propellerflugzeug DC3. Es stammt aus den 1940er Jahren, sogar Grace Kelly soll damit geflogen sein, so sei es dokumentiert.

Hatte von Prónay bisher immer einen Bogen um die modernen Airlines mit großen Jets gemacht, entscheidet er sich nun für die Ausbildung zum Jet-Piloten. Das Angebot, eine Boeing 747 um die Welt zu pilotieren, konnte und wollte er nicht ablehnen

Nach weiteren Zwischenstationen arbeitet er derzeit für das große Frachtunternehmen UPS, das auch in Köln ein großes Drehkreuz hat. „Er hofft natürlich, dass er verstärkt dort zwischenlanden kann, um bei dieser Gelegenheit wenigstens kurz die Heimat besuchen zu können“, sagt sein Vater, der mittlerweile in Castrop-Rauxel lebt.

Nicolai von Prónay ist Pilot aus Leidenschaft und fliegt vom Segelflugzeug über Hubschrauber bis zum Jet alles, was man nur fliegen kann
Nicolai von Prónay ist Pilot aus Leidenschaft und fliegt vom Segelflugzeug über Hubschrauber bis zum Jet alles, was man nur fliegen kann © Nicolai von Prónay

Von Prónays Leidenschaften sind aber weiterhin seine Propellermaschinen und die Oldtimer-Rundflüge, die er in Alaska anbietet. Hin und wieder finden währenddessen sogar Hochzeiten statt. Von Prónay selbst hat erst in diesem Jahr in der Luft den Bund der Ehe geschlossen. Zudem: Jeder Bewohner Alaskas könne eine rechtsgültige Trauung vornehmen. Das habe Nicolai von Prónay bereits bei einem befreundeten Deutschen getan. „Ein ganz besonderes Erlebnis.“