Bochum. „Energiesprong“ soll energetische Sanierung von Wohnungen schneller und bewohnerfreundlicher machen. Ob das VBW Bochum gelingt, lesen Sie hier.
Wie kann die energetische Sanierung von Wohnungen ebenso zügig wie nachhaltig und bewohnerfreundlich vonstattengehen? Durch „Energiesprong“ lautete die Antwort der VBW Bauen und Wohnen. Ein Pilotprojekt dieses Sanierungskonzepts hat das Bochumer Wohnungsunternehmen am Dienstag in Harpen vorgestellt – und eine ambivalente Bilanz gezogen.
„Energiesprong“: Was die energetische Sanierung Bochumer Wohnungen bringt
Die Wohnblockreihe Mörikestraße 8 bis 14 hat ein neues Gesicht: Eine Holzverkleidung schmückt die neue, gedämmte Fassade, eine Photovoltaikanlage das Dach der Wohnhausreihe und eine Luft-Wasser-Wärmepumpe jede der Abstellkammern in den 32 Wohnungen. Es ist das erste fertiggestellte „Energiesprong“-Projekt im Ruhrgebiet.
Die meisten „Energiesprong“-Piloten würden derzeit in NRW erprobt, erklärt Alexander Rychter, Direktor des Verbandes der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen. Mit Blick auf die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden betont er: „Angesichts der Entwicklung der Baustoffpreise ist klar: Wir müssen einfacher, schneller, serieller und modularer werden.“ Die neue Methode energetischer Sanierung würden große und kleine Firmen derzeit austesten.
Vermessung mittels 3D-Technik, passgenaue serielle Produktion
Hinter dem niederländischen Begriff „Energiesprong“ steckt ein Konzept, bei dem die zu sanierenden Wohnungen und Gebäude mittels 3D-Technik vermessen werden – um anschließend die passgenauen Fassaden- und Dachelemente in Serie vorzuproduzieren. Diese sollen dann im Optimalfall günstiger, und vor allem wesentlich zügiger in die Wohnungen verbaut werden, sodass für Bewohnerinnen und Bewohner weniger Umstände entstehen. Letzteres sei im Falle des Pilotprojekts an der Mörikestraße nicht gelungen, gestehen sich die Verantwortlichen am „Meilenstein-Fest“ vor Ort ein.
„Für die Bewohner war das sehr belastend“, so Rychter. Daher wünsche er sich „Begleitforschung“ um die Schwächen der Methode erkennen und beheben zu können.
Über drei Wochen hätten sich die Sanierungsarbeiten in den – weiterhin bewohnten – Wohnungen gezogen, erklärt Bauleiter Thomas Gumm beim Rundgang durch eine der sanierten Wohnungen. Vor diesem Hintergrund habe man die Entscheidung für 32 dezentrale Wärmepumpen statt einer zentralen bereut. Neben den Arbeiten in ihren Wohnungen hätten die Bewohner auch weitere Umstellungen in Kauf nehmen müssen.
Mieterschaft: Energetische Sanierung geht mit Umgewöhnung einher
Da sich die Dämmelemente aus Mineralwolle schneller und einfacher an eine glatte Hausfassade anbringen lassen, wurden die bisherigen Loggias in den Wohnraum eingeschlossen und von Außen ein neuer Balkon angebaut.
Zum Einbau der neuen Lüftungstechnik in Verbindung mit der Wärmepumpe musste die Decke im Wohnungsflur abgehangen werden. Bad und Küche seien nun sogenannte Ablufträume, aus denen die Luft gezogen würde, die Wohn- und Schlafzimmer dagegen Zulufträume. Manchen Mieterinnen und Mieter falle die Umgewöhnung schwer. Statt entweder das Fenster aufzureißen oder die Heizung anzustellen, sollten sie lediglich auf dem Display der Lüftungsanlage eine einheitliche Temperatur für die gesamte Wohnung einstellen.
Die Mieterhöhung für die Sanierung liege nun bei 1,80 Euro pro Quadratmeter – was aufgrund der geringeren Nebenkosten und des günstigen Stroms dank der eigenen Photovoltaik-Anlage abgemildert würde.