Bochum. Am Samstag wollen Mieterschützer gegen Vonovia, LEG & Co demonstrieren. Warum Bochum jetzt „Hauptstadt des Mieterschutzes“ wird.
Als Vonovia im vergangenen Jahr den Rivalen Deutsche Wohnen schluckte, zeichnete sich bereits ab, dass in dem Paket nicht nur 150.000 Wohnungen, sondern auch der ausgeprägte Protest des angespannten Berliner Immobilienmarkts enthalten sein würde. Am Samstag ist es nun erstmals soweit. Bochum, Sitz des Dax-Konzerns Vonovia, wird Schauplatz einer Demonstration von Mieterschützern aus weiten Teilen der Bundesrepublik. Die Debatte um Enteignung und Mietendeckel schwappt auch ins Ruhrgebiet. Der Mieterbund bezeichnet Bochum bereits als „die Hauptstadt des Mieterschutzes“.
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„Der Protest hat eine neue Stufe erreicht“, sagt Daniel Zimmermann, der beim Mieterbund NRW für Kampagnen zuständig ist und die Funktion „Koordinator Große Wohnungsunternehmen“ ausübt. Sein Titel weist schon darauf hin, dass es den Mieterschützern um mehr geht als den Marktführer Vonovia, der am 29. April seine Aktionärsversammlung virtuell abhalten wird. Im Visier hat die Initiative „No-Vonovia-Protest“ ausdrücklich auch Großvermieter wie LEG, Grandcity, Adler und andere.
„Schlechter Service und Mieterhöhungen“
So unterschiedlich die Konzerne auch sind, sie sehen sich alle denselben Vorwürfen ausgesetzt: „Sie machen oft Probleme wegen schlechter Serviceleistungen, Mieterhöhungen und Fehlern bei der Nebenkostenabrechnung“, sagt Mieterbund-Geschäftsführer André Juffern.
Und im Fall des Bochumer Wohnungsriesen liegen den Mieterschützern die sprudelnden Gewinne schwer im Magen. Nach eigenen Berechnungen des Mieterbunds machen die im vergangenen Jahr erwirtschafteten 1,3 Milliarden Euro 45 Prozent der Einnahmen aus der Kaltmiete aus. Die 1,66 Euro, die Vonovia pro Aktie ausschütten will, bezeichnet Juffern als „unanständig hohe Dividende“ und fordert: „Das kann auf Dauer nicht so weiter gehen.“
„Unanständig hohe Dividende“ bei Vonovia
Bana Mahmood hat lange im Ruhrgebiet gelebt, bevor sie nach Berlin zog. Dort macht sie sich für die Enteignung der Deutsche Wohnen stark, die inzwischen der Vonovia gehört. „Die Konzerne haben die Dividenden vor Augen, nicht die Mieterinnen und Mieter“, kritisiert die Aktivistin und prophezeit: „Der Kampf ist noch nicht zu Ende gekämpft.“ Am Samstag wird sie gemeinsam mit ihrer Initiative „Deutsche Wohnen & Co. Enteignen“ bei der Demo in Bochum dabei sein.
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Eine Vergesellschaftung von Unternehmen mit mehr als 3000 Wohnungen kann sich auch Knut Unger vorstellen. Für ihn haben aber andere denkbare Schritte Vorrang. „Wir brauchen auch im Ruhrgebiet einen Mietendeckel“, verlangt der Mieterschützer aus Witten. Börsennotierte Vermieter wie Vonovia und LEG fordert er auf, „mehr Gewinn im Unternehmen zu halten“, um den Anstieg der Mieten zu bremsen.
Demo am Samstag hat auch die Landtagswahl im Blick
Bezahlbare Mieten, darauf verweist auch Mattea Mentges vom „Aktionsbündnis Vonovia-Protest“, hätten sich alle Parteien in NRW auf die Fahnen geschrieben. „Die Landtagswahlen sorgen für Interesse“, begründet sie die zeitliche Nähe der Demo am Samstag zum Wahltermin am 15. Mai. „Ich merke in meinem Umfeld, dass die Mieten in Bochum massiv gestiegen sind.“
Auch wenn die Großkonzerne im bundesweiten Durchschnitt nach Berechnungen von Knut Unger nur fünf Prozent der Wohnungen besitzen, sieht er sehr wohl regionale Schwerpunkte – vor allem im Ruhrgebiet. „In Dortmund sind 20 Prozent der Wohnungen im Besitz der Konzerne. Dort haben sie einen massiven Einfluss“, meint der Wittener. Wenn die Großen dort deutlich an der Preisschraube drehten, wirke sich das sofort auf die örtlichen Mietspiegel aus.
Der Demonstrationszug soll am Samstag um 12.30 Uhr am Bochumer Hauptbahnhof starten und sich dann auf die Vonovia-Zentrale zubewegen. Die Veranstalter erwarten nach eigenen Angaben „mehrere Hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer.“ Parallel dazu findet im Bahnhof Langendreer der „Mietenstopp-Gipfel“ statt.