Bochum. Das bisher älteste Buch Bochums stammt aus dem Jahr 1548 – es sicherte sich knapp den ersten Platz. Haben Sie ein älteres Buch im Regal stehen?

Wir haben es gefunden: das wohl älteste Buch Bochums – zumindest vorerst. Es steht im Bücherregal des Architekten Roman Reiser (100), der in Wiemelhausen lebt. Ein Band über Architektur, der in altdeutscher Schrift den Namen „Vitruuius Teutsch“ trägt. Das Buch wurde im Jahr 1548 gedruckt und hat in den 1960er Jahren den Weg zum Bochumer Architekten gefunden.

„Ich habe es von einem Archivar“, erinnert sich Reiser, angesprochen auf das bisher älteste Buch, das wir im Rahmen unserer Serie „Wer bietet mehr?“ ausfindig gemacht haben. Der Inhalt des Buches ist jedoch noch weit vor dem 16. Jahrhundert geschrieben worden, von Marcus Vitruvius Pollio – kurz Vitruv. Er war ein römischer Architekt, Ingenieur und Architekturtheoretiker und lebte im ersten Jahrhundert vor Christus.

Inhalte des ältesten Buchs Bochum gerieten über viele Jahre nicht in Vergessenheit

„Gaius Iulius Caesar wurde von ihm auf seinen Feldzügen begleitet, später war er unter Augustus tätig und hat sich unter prominenten Leuten mit der Baukunst seiner Zeit beschäftigt“, berichtet Reiser. Die Inhalte seien über die vielen vergangenen Jahre nicht in Vergessenheit geraten. Das Buch sei in Klostern abgeschrieben und ins Deutsche übersetzt worden.

Der Band liefert auch eine Antwort darauf, warum wir redensartlich immer wieder davon sprechen, ein Buch aufzuschlagen – zumindest indirekt: Im Mittelalter wurde der lose Buchblock häufig in Buchdeckel aus Holz eingefasst. Damit das Buch zusammenhielt, besaßen fast alle Bücher seitlich eine oder zwei Schließen aus Metall, erklärt die Universität Erfurt. Die Feuchtigkeit im Buch sorgte allerdings auch dafür, dass die Schließen im Laufe der Zeit rosteten und somit immer schwerer zu öffnen waren. Das Buch ließ sich am leichtesten öffnen, indem man es auf den Tisch legte und mit der Faust auf den Deckel schlug. „Wie man sehen kann, gab es auch hier zwei solche Schließen, die vermutlich durch Rost zerstört worden sind“, erklärt Reisers Tochter Dörthe Greim-Kuczewski.

Buch in Bochum ist 473 Jahre ist

473 Jahre ist das Buch alt, das im Bücherregal von Architekt Roman Reiser steht. Warum er es gekauft hat? „Als Architekt ist man an allem, was mit Bauen zutun hat, interessiert“, sagt der 100-Jährige. Was es inzwischen Wert ist, kann er allerdings nicht sagen.

Das wohl zweitälteste Buch Bochums - es stammt aus dem Jahr 1558.
Das wohl zweitälteste Buch Bochums - es stammt aus dem Jahr 1558. © Daehnicke/Kratzer | Unbekannt

Nur knapp hat das Buch von 1548 den ersten Platz bei unserem Wettbewerb gemacht, der noch nicht zwangsläufig beendet ist. Auf dem zweiten Platz unseres kleinen Rankings landet die Auslegung über das Erste Buch Moses von Reformator Martin Luther. „Wir behaupten, das älteste Buch in Bochum zu besitzen“, schreiben Erik Daehnicke und Gerhard Katzer in einer Mail an unsere Redaktion. Da das Werk allerdings aus dem 1558 stammt, müssen sie sich knapp geschlagen geben.

„Das Buch ist älter als die USA“

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Ebenfalls ein Architekt sichert sich den bisher dritten Platz. Peer Witte zeigt das bisher zweitälteste Buch in Bochum.
Ebenfalls ein Architekt sichert sich den bisher dritten Platz. Peer Witte zeigt das bisher zweitälteste Buch in Bochum. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Platz drei sichert sich ebenfalls ein Architekt, es stammt aus dem Jahr 1562, eine Verbindung zu Martin Luther besteht ebenfalls. „Mein Opa Gerhard Wittenberg hatte in Wolfhagen (Hessen) ein kleines Heimatmuseum gegründet, dann ist das Buch bei seiner Töchter meiner Mutter gelandet“, berichtet Bochumer Peer Witte. Seine Mutter Sigrid brachte das Buch irgendwann zu Peer Witte und seiner Frau Cristina. „Seitdem liegt es bei uns im Musikzimmer“, so Witte.

Es stammt von Philipp Melanchthon, der neben Luther der wichtigste kirchenpolitische Akteur und theologische Autor der Wittenberger Reformation war. Der Titel: „Christliche Lehre“. „Das Buch ist älter als die USA, da traut man sich manchmal kaum, es anzufassen“, sagt Witte. Der Rücken ist über die Jahre hinweg etwas weggefault, wer altdeutsche Schrift beherrscht, kann in dem Buch lesen. Auf 300 bis 400 Euro schätzt Witte den Wert des Buches.