Bochum. Die Einkaufsmeilen in einigen Stadtteilen in Bochum haben unter der Pandemie wenig gelitten. Im Gegenteil: Einige Händler wagten einen Neuanfang.
In den Bochumer Stadtteilen hat der Handel kaum unter Corona gelitten. Im Gegenteil: In einigen Nebenzentren sind in den letzten Monaten sogar neue Geschäfte hinzugekommen.
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Die Menschen kaufen eher verstärkt vor Ort ein, wie Eike Grewel in Altenbochum beobachten kann. „Wir sehen den ganzen Tag die Straßenbahnen Richtung Innenstadt fahren, und meist sind die wenig besetzt. Durch die 2G-Regel wirkt unser Einkaufszentrum eher noch belebter, weil die Menschen vor den Geschäften warten, bis sie hineindürfen.“
Der Stadtteil biete eine ausgewogene Infrastruktur, findet der ehemalige Pfarrer. Trotz zwei Jahren Pandemie und zeitweiligem Lockdown habe kein Unternehmen zumachen müssen. Das Reisebüro in Altenbochum hatte vorübergehend geschlossen, sei aber jetzt wieder geöffnet, weil die Menschen wieder Urlaub machen können. „Wir sind hier in Altenbochum mit allem sehr gut versorgt. Allein an Supermärkten haben wir zweimal Rewe, Edeka, Netto und Aldi. Alles ist fußläufig erreichbar. Auch der Wochenmarkt ist freitags gut besucht. Die Bäckereien und der Metzger haben sehr gut zu tun.“
Nahversorger in Bochum-Riemke wird schmerzlich vermisst
Sebastian Krüger lebt in Riemke. Hier vermisst er nach wie vor einen Nahversorger; der Bau eines Rewe-Marktes an der Herner-/Ecke Tippelsberger Straße verzögert sich weiter. „Vom Riemker Markt Richtung Herne gibt es viele Leerstände. Fast alle Geschäfte stehen leer, das war aber auch schon vor Corona der Fall.“ Ihm fehlt ein Bäcker im Stadtteil, und die ehemalige Eisdiele an der Herner Straße/Am Dahlacker vermisst seine Familie sehr: „Das Ladenlokal wurde vor Jahren leergeräumt und wurde nie neu vermietet.“
Einen neuen Asia-Markt gibt es in Riemke. „Der ist super. Dort bekommt man nicht nur frische Lebensmittel, sondern kann auch die frischen Speisen im Imbissbereich mitnehmen“, lobt Sebastian Krüger. Auch andere Geschäfte kamen neu hinzu: Friseure, ein Nussladen und ein Tortengeschäft.
Keine neuen Leerstände in der Fußgängerzone
Die Fußgängerzone in Gerthe ist alles andere als attraktiv. Doch auch diesem Nebenzentrum hat die Pandemie nicht weiter geschadet. „Wir haben keine neuen Leerstände“, hat Martina Houben beobachtet. Sie arbeitet im Seniorenzentrum Nord, das im Herzen des Stadtteils zu finden ist. Stattdessen haben sich neue Einzelhändler niedergelassen, darunter ein Obst- uns Gemüsehändler an der Lothringer Straße. Martina Houben sagt: „Klar hat die Konzentration der Supermärkte auf dem Lothringen-Gelände die Innenstadt von Gerthe veröden lassen, doch die Dinge des täglichen Gebrauchs bekommt man hier nach wie vor.“
Klaus Dieter Gesk ist Gerther durch und durch. Er bestätigt, dass sich kleine Büdchen, wie etwa am Castroper Hellweg, neu angesiedelt haben, ebenso wie orientalische Frischeläden. „Der Wochenmarkt ist nach wie vor spärlich bestückt mit nur drei Händlern, aber das ist ja schon lange der Fall.“
Handel durch Kanalbaustelle arg strapaziert
Der Stadtteil Hiltrop ist ein Sonderfall. Hier wird der Einzelhandel arg strapaziert durch die Kanalbaustelle, die seit mehr als eineinhalb Jahren für enorme Verkehrsbehinderungen sorgt. Dennoch hat dies keine nachhaltigen Spuren hinterlassen.
Die leerstehende Apotheke an der Ecke Im Hagenacker/Dietrich-Benking-Straße wird neu öffnen. Und mit Lidl haben die Hiltroper einen zusätzlichen Nahversorger an der Wiescherstraße bekommen. Mit einem Nebeneffekt: „Als Lidl im vergangenen Herbst öffnete, hat die Bäckerei Koch an der Frauenlobstraße geschlossen. Das lohnte sich wohl nicht mehr“, so Klaus-Dieter Gesk.