Bochum. Auf dem Südring in Bochum soll eine Spur für Radfahrer gebaut werden. Das hat Konsequenzen für Autofahrer. Unter anderem fallen Parkplätze weg.

Der Umbau von Bochums Innenstadt wird sich auch nachhaltig auf den Verkehr auswirken. Vor allem die Bedingungen für den Radverkehr in der City will die Stadt verbessern. Erste Maßnahmen aus einem gerade entwickelten Verkehrskonzept sollen im nächsten Jahr umgesetzt werden.

Hans-Böckler-Straße wird für Durchgangsverkehr geschlossen

„Die Innenstadt braucht eine neue Verkehrsplanung“, so Stadtbaurat Markus Bradtke bei der Vorstellung des Verkehrskonzepts Innenstadt. „Denn unser Ziel ist es, mehr Aufenthaltsqualität und umweltfreundliche Mobilität bei gleichzeitig guter Erreichbarkeit in der Innenstadt zu ermöglichen.“

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Ganz oben auf dem Maßnahmenkatalog steht die Schließung der Hans-Böckler-Straße für den Durchgangsverkehr. Busse sollen dort noch fahren dürfen, ebenso zu bestimmten Zeiten Waren angeliefert werden. Aber ansonsten wird die Straße vor allem Raum für Fußgänger und Radfahrer sein.

Verwaltung rechnet mit Zustimmung der Politik

„Die Situation dort wird so ähnlich sein wie auf dem Boulevard“, so der Stadtbaurat. Schon in den nächsten Wochen werden sich die Bezirksvertretung Mitte und der Mobilitätssausschuss mit dem Vorschlag der Verwaltung beschäftigen. Vor dem Hintergrund der intensiven Debatte über das Thema in den vergangenen Monaten rechnet Bradtke mit einer Zustimmung der Politik. Umgesetzt werden könnte die Maßnahme nach den Vorstellungen der Verwaltung im Herbst 2022.

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Für den Durchgangsverkehr gesperrt werden soll nach den Vorstellungen der Verwaltung die Hans-Böckler-Straße (Archivbild). Nur noch Busse und Zulieferer sollen ihn von Herbst 2022 an befahren dürfen.
Für den Durchgangsverkehr gesperrt werden soll nach den Vorstellungen der Verwaltung die Hans-Böckler-Straße (Archivbild). Nur noch Busse und Zulieferer sollen ihn von Herbst 2022 an befahren dürfen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Das gilt auch für zwei weitere Maßnahmen, die mit dem Stadtumbau entlang der Viktoriastraße zusammenhängen. Spätestens mit der Gestaltung des neuen Husemannplatzes sollen die Bogestra-Busse 365 und 353 dort nicht mehr fahren. Sie werden stattdessen über den Südring bzw. den Boulevard verkehren. Bradtke: „Der Husemannplatz soll ausschließlich Fußgängern vorbehalten sein.“

Parkstreifen auf dem Südring fallen weg

Die baulich aufwendigste Veränderung soll es am Südring geben. Auf dem Ringabschnitt zwischen Viktoriastraße und Universitätsstraße empfiehlt die Verwaltung, einen Radstreifen zu bauen und aus den beiden Fahrspuren eine „überbreite Spur“, so Bradtke, für den motorisierten Verkehr zu machen. Das habe den Vorteil, dass Autoverkehr und ÖPNV weiter gut fließen können und keine Rückstaus zu befürchten seien, gleichzeitig aber der wachsende Radverkehr ausreichend und sicheren Platz bekomme. Weichen sollen dafür die Parkplätze am Straßenrand. Bradtke: „In den umliegenden Parkhäusern stellen wir genügend Parkraum zur Verfügung.“

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Andere Varianten wie eine einzelne Fahrspur für den Individualverkehr und das Fahrrad halten die Experten für ebenso wenig zweckmäßig und sicher wie eine gemeinsame Bus- und Radspur. Kein Thema sei – zumindest vorerst – eine separate Radspur-Lösung rund um den ganzen City-Ring. Am Südring bestehe, so der Stadtbaurat, der größte Handlungsdruck für eine Veränderung. Prinzipiell sei aber vorstellbar, dass überall auf dem Ring die Parkstreifen wegfallen und so Platz für eine Radspur entstehen könnte.

Farbig gestaltete Fahrradspuren in der Innenstadt

Dringender als eine komplette Ringlösung sei, so die Verwaltung, ein Angebot für Radfahrer im zentralen Innenstadtbereich. Denn: Die Durchfahrt des Innenstadtbereichs schafft eine größere Zeitersparnis als die Umfahrung auf dem Ring.“ Vorgeschlagen wird daher ein Fahrradkreuz etwa mit den Tangenten Boulevard und Große-Beck-Straße. Schilder und eine farbliche Markierung für die Radspur sollen den Raum für das Fahrrad definieren.

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Auch weitere Abstellmöglichkeiten für Räder sind geplant. Nachdem in jüngster Zeit bereits 100 Stellplätze geschaffen wurden, zum Teil auf Kosten von Pkw-Parkplätzen, sollen weitere Abstellanlagen an der Herner Straße, am Ostring und am Otto-Sander-Platz entstehen. Fortgesetzt werden soll der Radwegausbau auf den Radialen Alleestraße, Castroper Straße und Hattinger Straße.

Planungsbüro hat bereits das ÖPNV-Netz begutachtet

Das Verkehrskonzept ist Teil der Überlegungen zur Umgestaltung der gesamten Innenstadt. Ausgearbeitet hat es das Ingenieurbüro PTV Planung Transport Verkehr AG in Karlsruhe. Das Büro kennt sich in Bochum aus. Es hat bereits 2016 ein Gutachten zum Bus-und Straßenbahnliniennetz erarbeitet.

Oberstes Prinzip beim Umbau müsse es sein, die Erreichbarkeit der Innenstadt mit unterschiedlichen Verkehrsträger zu gewährleisten, so Stadtbaurat Markus Bradtke. Beim Fahrrad bestehe noch Nachholbedarf.

Mobilitätsausschuss berät am 26. Mai

Mit dem Innenstadt-Verkehrskonzept wird sich der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur am 26. Mai beschäftigen. Es geht um drei Aufträge an die Verwaltung: Die drei Ausbauvarianten zur Umgestaltung des Südrings sollen weitergeplant und detailliert geprüft werden; die Verwaltung favorisiert das Modell der überbreiten Spur für den motorisieren Verkehr. Für das Fahrradkreuz, das die innerstädtischen Radverkehre stärken und die bestehenden Nord-Süd- und West-Ost Achsen im innerstädtischen Bereich aufwerten soll, muss ein Gestaltungskonzept erarbeitet werden. Die künftige Verkehrsführung im Bereich der Hans-Böckler-Straße/Willy-Brandt-Platz/Viktoriastraße soll vorbereitet werden.