Bochum. Die Radstation am Hauptbahnhof Bochum ist mehr als ausgelastet. Trotz Ratsbeschluss gibt es keine neuen Stellplätze. Der Leiter ärgert sich.
Eng an eng reihen sich die Fahrräder in der Radstation am Bochumer Hauptbahnhof. Hier ist Platz für knapp 100 Räder – zu wenig. Das zeige sich seit Beginn der Corona-Pandemie immer häufiger, so Betriebsleiter Heinz Gorgol. Mehr Menschen kaufen sich ein teures Fahrrad, wollen es am Bahnhof sicher abstellen. Die Stadtverwaltung wurde im Rat am 27. August 2020 beauftragt möglichst schnell Abhilfe zu schaffen. Passiert ist seitdem nicht viel.
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„Das ist einfach traurig“, sagt Gorgol und spricht von den vielen Radfahrerinnen und -fahrern, die er immer wieder abweisen muss. Ein großer Teil der Stellplätze sei an Dauerparker vergeben, komme eine größere Gruppe am Bahnhof an, muss er ablehnen. Wütend reagierten dann viele Leute, äußerten, dass sie sich beschweren wollen. „Das ist ja sogar in unserem Sinne“, meint der Leiter der Radstation.
Bochumerin sucht in Kleinanzeige nach Fahrradstellplatz am Bahnhof
Bochumer Tim Ehlhardtvon den Stadtgestaltern kennt die Situation vor Ort – hat seit einiger Zeit einen Dauerstellplatz für sein Lastenrad. Oft sei es so eng, dass man Fahrräder kaum herausbekommt. Erst letztens sei ihm aufgefallen: „Eine Frau hat online in einer Kleinanzeige nach einem Stellplatz in der Nähe des Hauptbahnhofes gesucht“, berichtet Ehlhardt, der sich schon seit mehreren Jahren für die Radstation einsetzt, vom großen Bedarf.
Immer wieder hätten sich Gorgol und seine Vorgesetzten sich an die Stadt Bochum gewandt, die die Räume der Radstation von der Deutschen Bahn gemietet hat und dem Verein für integrative Arbeit (ViA) zur Verfügung stellt. Ende August 2020 kam es dann zu einem Antrag im Rat der Stadt Bochum: Die Stadtverwaltung solle prüfen, ob auf dem City-Tower-Gelände – auf der gegenüberliegenden Seite des Hauptbahnhofes – oder auf den Kurzzeitparkplätzen vor der Radstation zusätzliche Abstellplätze geschaffen werden können. Der Beschluss im Rat war einstimmig. Plätze sollten schnellmöglich geschaffen werden. Acht Monate später ist augenscheinlich noch nichts passiert.
Zaun vor der Radstation in Bochum als Lösung?
„Mit der Radstation wurde abgestimmt, dass ein Provisorium auf dem City-Tower-Gelände nicht in Frage kommt – dies würde auch gar nicht zum Bauablauf dort passen“, teilt Stadtsprecherin Nina Christin Menken mit. Stattdessen gebe es die Absprache, dass sechs Kurzzeitparkplätze direkt vor der Radstation umzäunt und mit Anlehnbügeln ausgestattet werden können. „Statt einen sehr provisorischen Bauzaun zu nutzen, soll nun ein fester Zaun installiert werden“, so Menken. Ein Dach sei zunächst nicht vorgesehen, sodass dort voraussichtlich vor allem tagsüber geparkt werden könnte.
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Eine Lösung, die so nicht alltagstauglich sei. Wer mit einem teuren Fahrrad oder E-Bike zur Radstation komme, wolle es schließlich nicht dort abstellen, wo es durch Regen nass wird, so Heinz Gorgol. Viele würden ihr Fahrrad zudem länger als für einen Tag bei der Radstation deponieren. Der Leiter bezweifelt auch, dass der Zaun so gebaut sein wird, dass Fahrräder vor Diebstahl geschützt sind. „Wir würden uns einen Container wünschen“, so Gorgol. Das lehne die Stadt jedoch ab.
Im Ratsbeschluss heißt es zudem, dass hinter dem Bahnhof Fahrradabstellplätze geschaffen werden sollen. Dazu die Stadt: „Der Ausbau von Fahrradparkmöglichkeiten im Bestand des Buddenbergplatzes ist nicht ganz leicht umzusetzen, da die ganze Fläche für den Wochenmarkt genutzt wird.“
Mehr Parkmöglichkeiten für Fahrräder bei Sanierung des Buddenbergplatzes
Radstation der Via
Die Radstation existiert seit 1995 am Bochumer Hauptbahnhof. Im Frühjahr 2007 ist nach langer Planungs- und Umbauphase die vom Land NRW und Stadt Bochum geförderte neue Radstation fertig gestellt worden.
Betreiber der Radstation ist der Verein für integrative Arbeit (ViA). In der Radstation befindet sich auch eine Werkstatt. Neben der Reparatur werden nicht mehr benötigte und gespendete Gebrauchträder technisch wieder aufbereitet, um Menschen mit geringem Einkommen die Möglichkeit zu bieten, ein preisgünstiges Fahrrad zu erwerben.
Die Beschäftigten in diesen Projekten sind ehemalige Langzeitarbeitslose, denen in diesen Betrieben eine sinnvolle Beschäftigung angeboten wird. Darüber hinaus konnte einigen ehemals gefördert Beschäftigten inzwischen sozialversicherungspflichtige Dauerarbeitsplätze angeboten werden, so ViA.
Am unteren Ende der Rampe hinauf zur Ferdinandstraße seien im vergangenen Jahr fünf neue Elemente für zehn Fahrräder eingebaut worden. Weitere fünf Elemente sollen dieses Jahr auf der Ferdinandstraße entlang der Wendemöglichkeit eingebaut werden. „Mehr Fahrradparkmöglichkeiten sind bei einer Sanierung des Buddenbergparkplatzes angestrebt, dazu können wir bisher aber noch keine definitive Auskunft zu geben“, so Menken.
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Das ist erst einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Radstationsleiter Gorgol hofft, dass künftig endlich mehr passiert – es Perspektive für größere Räumlichkeiten gibt. „Alles andere ist doch peinlich für eine so große Stadt wie Bochum“, kritisiert er.