Bochum-Ost. Eine schicke Ufer-Promenade bekommt der Ümminger See in Bochum. Allerdings mit reichlich Verspätung. Zudem haben sich die Kosten verdoppelt.

Kahl sieht es am Nordufer des Ümminger Sees in Bochum aus. Rund um den Haupteingang wurde zuletzt kräftig gerodet, denn hier wird in Kürze schwer gearbeitet. Im Zuge der Umgestaltung des Naherholungsgebietes ist für diese Stelle eine schicke Promenade geplant. Doch irgendwie steckt in dieser Maßnahme der Wurm. Denn zum einen startet sie jetzt mit viel Verspätung. Und zum anderen wird sie auch noch doppelt so teuer wie ursprünglich errechnet.

Ümminger See in Bochum: Kosten für neue Ufer-Promenade explodieren

Schon im vergangenen Sommer sollte mit dem Umbau des Nordufers begonnen werden. Doch daraus wurde nichts, denn das benötigte Bodengutachten war aufwendiger zu erstellen als gedacht. „Die Bodenuntergrundverhältnisse sind hier wegen der industriellen Vorgeschichte sehr schwierig“, sagt Andrea Baltussen vom Umwelt- und Grünflächenamt. Heißt: Der Boden erwies sich als nicht so stabil wie erhofft.

Baltussen spricht von fließenden Böden, die im Untergrund am Ümminger See schlummern. „Das sind weiche Schichten, die mit Wasser gefüllt sind“, erklärt sie, Festen Boden gebe es erst ab acht Meter Tiefe. So weit müssten nun die Säulen hineingetrieben und vermörtelt werden, damit die Treppenstufen, die zum Ufer hin angelegt werden, auch den entsprechenden Halt haben. „Dafür mussten wir extra einen Statiker hinzuziehen“, sagt Andrea Baltussen.

Andrea Baltussen vom Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Bochum mit ihrem Kollegen Carsten Wendt bei einem Ortstermin am Ümminger See im März 2021.
Andrea Baltussen vom Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Bochum mit ihrem Kollegen Carsten Wendt bei einem Ortstermin am Ümminger See im März 2021. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Auch ein Sanierungskonzept für belastete Böden im Untergrund habe erstellt werden müssen. „Der Aushub mit erhöhten Belastungswerten wird dann gesondert entsorgt und frischer Boden aufgeschüttet“, erklärt Andrea Baltussen weiter. Eine Gefahr für Besucher des Ümminger Sees bestehe nicht. „Die Altlasten befinden sich erst ab drei, vier Meter im Untergrund.“

Bevor das Nordufer nun endlich aufgehübscht werden kann, müssen zunächst auch noch Sondierungsbohrungen erfolgen, um die Gefahr von Weltkriegsbomben auszuschließen. „Damit wird am Dienstag nach Pfingsten begonnen“, kündigt Andrea Baltussen an. „Erst wird an Land gebohrt, dann auch im Wasser.“ Die Löcher würden anschließend sofort wieder verfüllt.

Deich wird gebaut

Parallel zu den Probebohrungen werden am Ümminger See weitere vorbereitende Maßnahmen ergriffen: So werden eine Wasserweiche gebaut und neue Leitungen für das Gruben- und Oberflächenwasser gelegt. Da die Treppenanlage bis in den See reichen wird, soll entlang des Nordufers ein Deich angelegt werden, um den Arbeitsbereich trockenzulegen.Auch während der Bauarbeiten an der Promenade soll das Südufer des Ümminger Sees über beiden Seiten und auch die „Villa Schwanensee am Suntums Hof“ erreichbar sein. Wenn der Weg dort einmal kurz gesperrt werden müsse, könne man immer noch an der Partyscheune vorbei, sagt Andrea Baltussen vom Umwelt- und Grünflächenamt.Die Arbeiten, die schon jetzt am Nordufer des Ümminger Sees stattfinden, haben mit der Renaturierung des Harpener Baches zu tun. Der Harpener Bach wird im Zuge des Aufbaus eines neuen Gewässer-Systems von den Harpener Teichen und dem Ümminger See abgekoppelt und dadurch komplett vom Grubenwasser befreit, damit er sauberer wird. Bislang fließt er durch die beiden Stillgewässer, künftig dann getrennt in einem eigenen Bachlauf.

All das habe zu der enormen Zeitverzögerung von einem Jahr gesorgt, sagt Andrea Baltussen. Sie selbst habe sich das Ganze auch anders vorgestellt. „Ich war davon ausgegangen, in dieser Zeit schon das eine oder andere Mal auf der Baustelle gewesen zu sein.“ Doch dazu kommt es nun aller Voraussicht nach erst ab August.

Auch die Kosten-Explosion sei nicht vorherzusehen gewesen. Anfangs waren 2,5 Millionen Euro veranschlagt worden. „Nun sind wir bei fast fünf Millionen Euro“, sagt Andrea Baltussen. Immerhin werde die Maßnahme über das Programm „Grüne Infrastruktur“ auch weiterhin vom Land gefördert. Aus Düsseldorf fließen Baltussen zufolge 2,9 Millionen in das Promenaden-Projekt am Ümminger See. Den Rest, immer noch stolze zwei Millionen Euro, müsse die Stadt besteuern.

Doch nicht nur die Kosten drücken. Auch die Zeit drängt. Um in den Genuss der Fördermittel zu kommen, muss die Maßnahme bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Damit komme man hin, sagt Andrea Baltussen. Unvorhergesehenes darf dann aber jetzt nicht mehr passieren.