Bochum. Wohin im Falle eines Angriffs oder einer Explosion? Früher gab es dafür Bunker. Heute sieht die Stadt andere Schutzmaßnahmen vor.

Dieser Text erschien zuerst am 14.03.2022, geschrieben von Michael Weeke. Das Folgende ist eine Aktualisierung mit neuen Sicherheitstipps der Stadt.

Der Krieg in der Ukraine entfachte in Deutschland die erneute Debatte um Verteidigung, Bundeswehr und den allgemeinen Ernstfall. Noch im selben Jahr (2022) beschloss der Bund ein Sondervermögen von 100 Milliarden für das Militär. Doch Verteidigung ist nur eine Seite des Ernstfalls – Bevölkerungsschutz die andere.

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In Bochum existiert kein funktionsfähiger Bunker mehr

„In Bochum existieren aktuell keine funktionstüchtigen Schutzräume“, antwortet auf Anfrage dieser Redaktion ein Sprecher der Stadt. Die Erklärung: Seit 2004 ist das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) für den Zivilschutz und somit auch für öffentliche Zivilschutzbunker verantwortlich. Aufgrund der hohen Kosten wurden diese Anlagen Ende der 60er Jahre aber nicht mehr instandgehalten. Ab 1990 (Wiedervereinigung Deutschlands) wurde die Förderung eingestellt. Seitdem wurden die Bunker-Anlagen nicht mehr gewartet.

Dabei wurden sie erst Anfang der 60er Jahre gebaut. Gleich mehrere Atombunker gab es in der Bochumer Innenstadt: in den Parkhäusern Südring/Ecke Universitätsstraße, Brückstraße und dem Parkhaus unter dem Husemannplatz. Das größte Tiefbauwerk war am Südring mit einer Kapazität von 2500 Menschen.

So sah es im ehemaligen Bunker unter dem Parkhaus Brückstraße aus. Der 1962 gebaute Tiefbunker bot Platz für bis zu 2000 Menschen.
So sah es im ehemaligen Bunker unter dem Parkhaus Brückstraße aus. Der 1962 gebaute Tiefbunker bot Platz für bis zu 2000 Menschen. © Unbekannt | Olaf Ziegler / WAZ FotoPool

Damals hieß es, in diesen Anlagen sollten die Menschen eine gewisse Zeit überleben können. Es wurden Filteranlagen eingebaut, große Lüfter, die mit Strom, Diesel oder zur Not auch im Handbetrieb mit Kurbeln bedient werden konnten. In langen Reihen gab es Sitze und Liegen. Verpflegung sollte erst im Ernstfall dort eingelagert werden.

Bochum ist kein Sonderfall: keine funktionsfähigen Bunker mehr in Deutschland

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Bochum ist übrigens kein Sonderfall. Eine weitergehende Bestandsaufnahme ernüchtert: Noch im letzten Jahr veröffentlichte die ZEIT einen Bericht der Deutschen Presseagentur (dpa), demzufolge es in ganz NRW keinen einsatzfähigen Schutzraum mehr gibt; dieses Jahr dann die Bestätigung der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA): bundesweit stehen „aktuell keine einsatzbereiten öffentlichen Schutzräume zur Verfügung“.

Vom BKK hieß es erklärend, Experten seien nach dem Ende des Kalten Krieges von einem Schadenszenario ohne Vorwarnzeit ausgegangen. Daher hätten Schutzräume der Bevölkerung keine ausreichende Sicherheit bieten können.

Heute setzt die Stadt auf ein Warnnetzwerk und die Vorbereitung der Bürgerinnen und Bürger

Die Stadt selbst bleibt verantwortlich für den Schutz bei großen Unglücken oder Katastrophen in Friedenszeiten. In den letzten Jahren wurde in dem Zuge das Sirenennetz in Bochum ausgebaut und modernisiert, das zusammen mit anderen Warnmitteln (Nina-App. CellBroadcast, usw.) das Alarm- und Warnsystem in Bochum bildet.

Eine Sirene für Bevölkerungsschutz auf dem Rathaus in Bochum-Wattenscheid. Die Sirenen wurden in den letzten Jahren ausgebaut und modernisiert. Zusammen mit anderen Warnmitteln bilden sie das Warnnetz.
Eine Sirene für Bevölkerungsschutz auf dem Rathaus in Bochum-Wattenscheid. Die Sirenen wurden in den letzten Jahren ausgebaut und modernisiert. Zusammen mit anderen Warnmitteln bilden sie das Warnnetz. © Stadt Bochum | Lutz Leitmann

„Aber die Leute müssen sich auch selber informieren“, sagt Peter van Dyk, ein Sprecher der Stadt. Das könne man zum Beispiel über die Website Besserbereit.ruhr. In jedem Falle spricht van Dyk aber die folgenden Tipps aus:

Die Verhaltenstipps des Stadtsprechers in einer Notsituation:

Man solle:

- Ruhe bewahren,
- Gebäude oder Wohnung aufsuchen/verlassen (je nach Schadensart),
- Nachbarn bzw. Personen, die eine Warnung nicht realisiert haben, informieren,
- Türen und Fenster schließen bzw. geschlossen halten,
- Radio einschalten (Lokalhörfunksender, WDR 2, usw.) und auf Meldungen und Hinweise zum Schadensereignis achten,
- Internetauftritte der Stadt/Social Mediaauftritte nutzen und verfolgen,
- Notrufe (110 oder 112) nicht blockieren und nur im Notfall anrufen.