Bochum. . Zehn WAZ-Leser haben bei der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ den Atombunker unter dem Parkhaus an der Brückstraße besichtigt. Die spartanisch eingerichteten Räumlichkeiten bieten mit 1.211 Sitzen und 570 Liegen für knapp 1.800 Menschen Platz, waren aber nie in Gebrauch.

Rund 10.000 Luftschutzkeller, auch Luftschutzräume genannt, gab es nach Schätzungen in der Stadt. Viele, auch private Schutzräume, sind zugeschüttet oder abgebaut worden. Staatliche, höherwertige Anlagen sind zwar noch vorhanden, wurden und werden aber sukzessive abgebaut. Zehn WAZ-Leser erhielten die exklusive Chance, den Bunker unter dem Parkhaus Brückstraße quasi unter dem Motto „WAZ öffnet die Schleusen“ zu erkunden.

15 Hoch- sowie fünf Tiefbunker sind heute baulich erhalten, aber teils bereits umgebaut. Ursprünglich boten sie Platz für circa 12.000 Menschen. „Die Bunkeranlagen am Husemannplatz und am Südring sind bereits keine Schutzräume mehr und zwei weitere in Wattenscheid sollen ebenfalls nutzbar gemacht werden“, erläutert Ulrich Kalisch, verantwortlich für das technische Gebäudemanagement bei der Berufsfeuerwehr. Er kontrolliert und verwaltet die Bunkeranlagen bis zu ihrer endgültigen Umfunktionierung.

Dies gilt auch für die fast 2.000 Quadratmeter große Anlage unter dem Parkhaus, die 1967 als Schutzraum freigegeben wurde. 1964 war bereits das darüber gebaute Parkhaus eröffnet worden, das als Trümmerschutz dienen sollte. Die spartanisch eingerichteten Räume bieten mit 1.211 Sitzen und 570 Liegen für knapp 1.800 Menschen Platz, waren aber nie in Gebrauch. Zwei bis drei Wochen hätte man theoretisch in dem Schutzraum verweilen können. Sandfilter, der zum Beispiel durch Feuer erhitzte Luft abkühlte, oder Raumfilter mit Aktiv-Kohle sorgten für frische Luft.

Toilettenpapier mit dem Aufdruck „Stadt Bochum“ ist noch vorhanden

Im Notfall wären die Menschen durch vier Schleusen in den Bunker gelangt. Der Aufenthalt in der Anlage war straff organisiert: Je ein Drittel hätte im Wechsel gesessen, gelegen und gearbeitet. „Die Schutzraumleiter hätten die Aufgenommenen nach Berufen eingeteilt“, erklärt Kalisch. Eine Küche war nicht vorhanden, einfaches Essen hätten die Menschen über Plattenkocher herstellen können.

Erst vor knapp acht Jahren wurden die Maschinen zurückgebaut. „Bis dahin war die Anlage noch voll funktionsfähig. Der Handlüfter geht natürlich immer noch“, erläutert Kalisch und führt vor, wie der Notlüfter mit einer Kurbel und etwas Muskelkraft zu betreiben ist.

Die Sanitäranlagen mit Waschbecken und Toiletten sind noch erhalten. Für Gelächter in dieser sonst eher nüchternen Atmosphäre sorgte das noch vorhandene Toilettenpapier mit dem Aufdruck „Stadt Bochum“. Dennoch hoffen die zehn Besucher, dass Bunkeranlagen wie diese in Zukunft nicht mehr benötigt werden.