Bochum. Die Qualität von Corona-Tests in Teststellen ist extrem unterschiedlich, wie eine Stichprobe in Bochum ergeben hat. Darauf sollte man achten.
Die Qualität von Corona-Tests in den offiziellen Teststellen ist extrem unterschiedlich, wie eine Stichprobe jetzt in Bochum ergeben hat. Bei etwa 30 Anbietern hat die WAZ nachgefragt, zehn von ihnen haben geantwortet. Knapp 240 Teststellen in der Stadt – etwa die Hälfte sind Arztpraxen und Apotheken – bieten Schnelltests auf das Coronavirus an. Um ihre Leistung bezahlt zu bekommen, müssen sie sich bei der Stadt anmelden und dürfen nur Tests benutzen, die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gelistet sind.
Testen Sie hier, wie gut Ihr Corona-Test beim Versuch des Paul-Ehrlich-Institutes abgeschnitten hat!
Das Paul-Ehrlich-Institut hatte jüngst Schnelltests von dieser Liste geprüft – mit teils erschreckenden Ergebnissen. Und auch eine Umfrage unter den Bochumer Teststellen lässt deutliche Unterschiede zutage treten. Es ist keine Ausnahme, dass Tests verwendet werden, die Infektionen mit nicht allzu hoher Viruslast nur unzuverlässig erkennen.
Corona-Test in Testzentren in Bochum: Wie zuverlässig sind die Tests?
Ein Positiv-Beispiel ist – zumindest was den derzeit verwendeten Test betrifft – Bermuda Care mit Standorten im Bermudadreieck, Langendreer und Wattenscheid – betrieben von Gastronomen aus dem Bermudadreieck. Sie setzen derzeit auf den Test Longsee, der beim Paul-Ehrlich-Institut sowohl bei hoher, als auch bei sehr hoher Viruslast eine Sensitivität von 100 Prozent erzielte. Tobias Fries verdeutlicht ein Problem, vor dem viele Betreiber stehen: „(...) Die weltweiten Lieferketten funktionieren nicht zuverlässig, so dass leider nicht immer alle Produkte am Markt verfügbar sind. Ich kenne keine Teststelle, die über einen langen Zeitraum immer die gleichen Tests einsetzen konnte.“
Das bedeutet „Sensitivität“
Sensitivität ist die Trefferquote, Infizierte zu finden. Wenn von 100 Erkrankten 90 mit dem Corona-Schnelltest erkannt werden, dann hat dieser eine Sensitivität von 90 Prozent.
Im Gegensatz dazu beschreibt die Spezifität eines Tests, wie viel Prozent der einer Gruppe von Nicht-Infizierten vollkommen korrekt ein negatives Ergebnis bekommen.
Für die Genauigkeit des Tests ist die Viruslast entscheidend,, also wie stark sich das Coronavirus bereits im Nasen-Rachen-Raum vermehrt hat. Die Viruslast bezeichnet vereinfach die Menge des Virus in der Probe. Je höher die Viruslast, desto ansteckender.
Das bestätigen auch andere Teststellen. So etwa im Ruhrpark, wo die Initiative „Virus, nein danke“ das Zentrum betreibt. „Unser liebster (und teuerster) Test ist Flowflex, der gerne auch der ,Ferrari unter den Schnelltests genannt wird’“, so heißt es vom geschäftsführenden Gesellschafter Dennis Bakir. Zwischendurch habe man auch die Tests von Zhengrui genutzt, dann aber nach schlechten Test-Ergebnissen wieder gewechselt.
Doch selbst der „Ferrari“ hat nach Angaben des Paul-Ehrlich-Institutes bei "hoher Viruslast“ nur eine Sensitivität von 4,3 Prozent. Heißt: Von 100 infizierten Menschen mit „hoher Viruslast“ und mutmaßlich geringeren Symptomen würde bei nur etwa vier Menschen der Schnelltest positiv werden.
Corona-Test in Nase und Mund sollen am sichersten sein
„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Menschen mit Symptomen in Testzentren häufig negativ getestet werden“, sagt Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der kassenärztlichen Vereinigung. „Das hängt immer auch mit der Abstrichtechnik zusammen. Am sichersten sei gerade wegen der Omikron-Variante ein Test, der in Nase und Mund durchgeführt werde.
Eine Zertifizierung von Tests finde nur ganz allmählich statt. „Da sind noch keine Schranken eingebaut.“ Eckhard Kampe hält das für gefährlich, gerade weil sich Menschen auf das Schnelltest-Ergebnis in einem Testzentrum doch verlassen würden.
Aber wie erkennt man nun eine „gute Teststelle“? Die Antwort ernüchtert: „Gar nicht. Das können Sie nicht erkennen“, sagt der KV-Bezirksleiter. Die Corona-Warnapp etwa zeige zwar Namen und Hersteller des Tests, beides könne man dann überprüfen. „Aber die Teststellen wechseln die Tests ja auch regelmäßig.“
Egal wie billig der Test für den Anbieter ist, die Erstattung bleibt gleich
Finanziell jedenfalls lohnt es sich für die Teststellen, möglichst billig zu kaufen. Manche Betreiber sprechen auf Nachfrage von etwa 1,60 Euro pro Test, andere bei geringeren Stückzahlen von zwei bis drei Euro. Die kassenärztliche Vereinigung erstattet aber pauschal 4,50 Euro pro Test für das Material (Sonderregelung für Dezember und Januar) und 8 Euro pro Testung.
Gerade mit Blick auf die derzeit grassierende Omikron-Variante soll nun bereits ein wenig nachgebessert werden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte jüngst angekündigt, eine Liste mit Tests erarbeiten zu lassen, die für die Omikron-Variante besonders geeignet sind. Testzentren können aber weiter frei entscheiden, welche Test sie für ihre Testungen nutzen wollen.