Bochum. Mit einem Trick ließ sich die Gültigkeit von Ergebnissen des Coronatests bei Bochumer Stellen verlängern – um Tage. Grund ist ein IT-Fehler.

24 Stunden gilt man als Corona-Negativ, wenn man eine der vielen Stellen im Bochumer Stadtgebiet besucht, um einen Schnelltest zu machen. So sieht es die Corona-Schutzverordnung vor. Bei zwei Testzentren eines Betreibers in Bochum ließ sich die Zeit aber verlängern – durch verspätetes Einscannen des Ergebnisses in die Corona-Warn-App.

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Darauf wies Valentin Thiele (22) unsere Redaktion hin. Um ins Fitnessstudio zu gehen, lässt sich der Bochumer regelmäßig testen. Seine Dokumentation zeigt: Obwohl sein Test bereits um 17.38 Uhr gemacht wurde, steht in seiner Corona-Warn-App: Das Ergebnis liegt vor seit 19.08 Uhr. „Das ist ein Skandal, wenn man mich fragt“, schreibt Thiele.

Gültigkeit von Corona-Test lässt sich mehrere Stunden verlängern – unzulässig

Unsere Redaktion prüft das vor Ort und fährt am Montagmorgen zuerst in das eine Testzentrum. Ungefähr eine Stunde später öffnen wir das Ergebnis, bestätigen, dass wir den Test durchgeführt haben und scannen den angezeigten QR-Code in die Corona-Warn-App. Tatsächlich: Die Uhrzeit in der App entspricht der Zeit, zu der wir das Testergebnis geöffnet haben – und nicht dem Zeitpunkt des Abstrichs.

Am Abend machen wir uns so auf den Weg zu dem zweiten Testzentrum, scannen das Ergebnis aber erst am nächsten Morgen, mehr als zwölf Stunden später. Mit demselben Resultat – diesmal ließ sich die Zeit sogar um einen halben Tag zurücksetzen. Theoretisch könnte der Test nun verwendet werden, um damit ins Schwimmbad oder Fitnessstudio zu fahren, obwohl er schon länger als 24 Stunden alt ist. Bochumer Valentin Thiele schildert, dass man das Ergebnis sogar erst zwei Tage später scannen könnte. Doch wie ist das möglich?

Redakteurin Carolin Rau hat am Montagabend einen Corona-Schnelltest bei einer Bochumer Teststelle durchgeführt. Das Ergebnis hat sie – nach Hinweis eines Bochumers – erst rund zwölf Stunden später eingescannt. In der Corona-Warn-App wurde angezeigt, dass das Ergebnis erst am Dienstagmorgen ausgestellt wurde. Ein IT-Problem.
Redakteurin Carolin Rau hat am Montagabend einen Corona-Schnelltest bei einer Bochumer Teststelle durchgeführt. Das Ergebnis hat sie – nach Hinweis eines Bochumers – erst rund zwölf Stunden später eingescannt. In der Corona-Warn-App wurde angezeigt, dass das Ergebnis erst am Dienstagmorgen ausgestellt wurde. Ein IT-Problem. © WAZ | Carolin Rau

Wir fragen bei dem Teststellenbetreiber nach, der aus Angst vor möglichen Konsequenzen anonym bleiben möchte. Er versichert glaubwürdig, dass ihm dieses Problem bis zum Zeitpunkt der Anfrage nicht bekannt war. „Das ist bisher nie aufgetaucht und war nicht offensichtlich. Obwohl unzählige Testzentren mit der Software verbunden sind“, erklärt der Betreiber. Zunutze gemacht habe sich die Möglichkeit, den Zeitraum zu verändern, bisher wohl kaum jemand. „99 Prozent der Ergebnisse werden innerhalb einer Stunde abgerufen“, erklärt der Betreiber.

Ursache: IT-Problem – das nun behoben ist

Er nutzt die Software des Unternehmens „Data Assembling Services“ mit Sitz in Krefeld. „Wir bestätigen den von Ihnen gemeldeten Sachverhalt“, heißt es von Geschäftsführer Volker Altwasser. Durch zeitverzögertes Melden des Testergebnisses an die Corona-Warn-App sei es möglich gewesen, den Test unzulässig zu verlängern. „Das Problem wurde von uns für unsere Kunden sofort nach deren Meldung behoben“, erklärt Altwasser weiter. „Ab sofort kann das Ergebnis nur dann an die Corona-Warn-App übermittelt werden, wenn es nicht älter ist als sechs Stunden.“

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Bei seinen Kunden handle es sich um etwa 20 Teststellen im erweiterten Ruhrgebiet, so der Geschäftsführer. Die „Data Assembling Services“ arbeitet auch eng mit einigen Ortsverbänden des Deutschen Roten Kreuzes zusammen und zählt weitere, private Teststellenbetreiber zu ihren Kunden.

Problem könnte bei anderen Teststellen weiter bestehen

Die Corona-Warn-App

Seit Anfang Oktober erhält die Corona-Warn-App einen sogenannten QR-Code-Scanner, über den Nutzerinnen und Nutzer ihr Testergebnis direkt in die App einfügen können. Die App können diese nutzen, um nachzuweisen, dass sie innerhalb der letzten 24 Stunden getestet wurden.

Zudem soll die Corona-Warn-App helfen, Infektionsketten schnell zu durchbrechen. Sie macht das Smartphone zum Warnsystem, erklärt die Bundesregierung: „Die App informiert uns, wenn wir Kontakt mit nachweislich Corona-positiv getesteten Personen hatten.“

Geschäftsführer Altwasser weist darauf hin, dass das von seiner Firma gelöste Problem weiterhin bestehen könnte – bei anderen Teststellen. „Unsere Kunden sind nun abgesichert. Es besteht aber zum jetzigen Zeitpunkt die Möglichkeit, dass auch andere Hersteller ähnlich wie wir mit der Anbindung an die Corona-Warn-App umgegangen sind“, so Altwasser. Das Problem habe er an die Telekom weitergegeben, um eine generelle Lösung für alle Softwareanbieter zu erreichen.

Gemeinsam mit dem Unternehmen SAP ist die Deutsche Telekom maßgeblich an der Entwicklung der Corona-Warn-App beteiligt. Von der Telekom hieß es am Dienstag hingegen auf Anfrage: „Der Teststellen-Betreiber muss IT-seitig das korrekte Datum an die App übergeben, das Problem liegt also nicht in der App.“