Bochum-Südwest. Sogar der Abschiedsgottesdienst für den ev. Geistlichen in Bochum-Weitmar ist ausgefallen. Gerade jetzt steckt in dem Wechsel neue Energie.

Ein Gottesdienst ist im Strudel der Pandemie-Einschränkungen ausgefallen, ein Datum damit in den Hintergrund getreten. Am 20. Dezember, dem vierten Adventssonntag, sollte Pfarrer Andreas Menzel in der Evangelischen Kirchengemeinde Weitmar so feier- und förmlich wie möglich hier verabschiedet werden. Das war dann nur noch förmlich möglich, denn die Präsenzgottesdienste wurden auch hier im Zeichen von Coronazwängen sämtlich abgesagt. Es wäre so oder so ein kleiner Rahmen gewesen, 54 Gäste hätten die Abstandsregeln nur zugelassen.

"Halber Abschied"

Streng genommen war es ein halber Abschied, denn das Pfarrerehepaar Ulrike und Andreas Menzel, beide 54, teilte sich die Stelle in der Matthäusgemeinde. Außerdem hatte er 2011 die Nachfolge von Heinrich Schlitte als Pfarrer an der Dahlhauser Lutherkirche angetreten, aber eben nur auf einer halben Stelle.

Unterwegs zwischen zwei Bochumer Kirchen

Zehn Minuten benötigt Andreas Menzel im Normalfall mit dem Fahrrad für die Strecke zwischen Weitmar und Dahlhausen, zwischen der Matthäus- und der Lutherkirche, für den "räumlichen Spagat". Gelegentlich hat der Pendler zwischen den Gemeinden dazu auch schon einmal das Auto genutzt. Mit dem vieldeutigen Kennzeichen BO-ML 1517, wie "Matthäus" und "Luther", oder eben "Martin Luther" und das Jahr, als der Reformer seine Thesen an die Wittenberger Schlosskirche nagelte.

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Echte geografische Berührungspunkte gibt es zwischen den Kirchsprengeln, den Gemeindegebieten, nicht, "die Mitte müsste irgendwo in Munscheid sein", tippt Andreas Mezel amüsiert. Den Weg hat er nun schon neun Jahre hin- und her zurückgelegt, Dahlhausen ist damit längst kein unbekanntes Neuland mehr für ihn gewesen.

In der Organisation gab es schon Gemeinsames

Angesichts sinkender Mitgliederzahlen war die Pfarrstelle an der Lutherkirche, Dr.-C.-Otto-Straße, nur noch "halb" zu besetzen. So fiel die Wahl auf Menzel, zur "Hälfte" an der Matthäuskirche, Hattinger Straße/Matthäusstraße. Der Frage, ob die Arbeit in zwei Gemeinden eine gute Idee sein könnte, ließen sich bald Synenergie-Effekte entgegenhalten wie bei gemeinsamen Konfirmationen.

2018 übernahm dann Pastorin Anja Sonneborn die Amtsgeschäfte von Pfarrer Ingo Menzler an der Dahlhauser Lutherkirche, aus dessen ganzer Stelle wurde nun auch eine halbe. Damit ergab sich auch wieder ein Vorstoß zum Zusammenschluss der beiden Gemeinden im April 2019. "Unter dem Gesichtspunkt, als Kirche in der Stadt zukunftsfähig zu sein", betont Menzel. Denn obwohl mit "Bonhoeffer-Gemeinde" Bochum-Südwest auch schon ein Name gefunden war, wurde der Zusammenschluss nicht vollzogen.

Auch mit zwei Kirchtürmen gemeinsam

"Der wäre natürlich auch ganz in meinem Interesse gewesen", räumt Andreas Menzel ein, und ist froh, dass sich trotzdem Projekte "auf einem gemeinsamen Weg" gerade von und mit Jugendlichen und Ehrenamtlich bewerkstelligen ließen. "Das Votum der beiden Gemeinde war nicht mehr einstimmig", stellt er fest.

Superintendent Dr. Gerald Hagmann nahm die förmliche Entpflichtung von Andreas Menzel in Weitmar vor. Ab dem 1. Januar 2021 nimmt Menzel seinen Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Dahlhausen auf.

"Damit stellt sich erneut die Frage, wie es in den und für die Gemeinden ohne die Vereinigung weitergeht. Die Strukturen waren schon auf eine verbundene Gemeinde mit einem Namen, einer Organisation, einem Haushalt ausgerichtet. Es fehlte nur der letzte Punkt", schildert Menzel. Es ist ihm ein Ansporn, dass sein Wechsel nun in den Advent fällt, den Beginn des Kirchenjahres, eines Neubeginns (lat. adventus: Ankunft).

Mit Fusion drei Stellen möglich

Die zusammengeschlossene Gemeinde hätte in etwa drei Pfarrstellen haben können. Und das hätte sich mit Menzels Amtskollegin Ursula Borchert in Weitmar gut rechnen lassen. Ulrike und Andreas Menzel werden jedenfalls ins Pfarrhaus an der Gaußstraße in Dahlhausen ziehen. Die Pastorin dann allerdings mit einer 30-Prozent-Stelle. "Nur ich bin in Weitmar verabschiedet worden, aber wir werden beide in Dahlhausen eingeführt", beschreibt Menzel.

Ziel sei derzeit, dass Pfarrerin Anja Sonneborn andere Aufgaben übernehmen könne, "und wir uns zum Sommer dann zu dritt aufstellen". Denn unabhängig von der Stellenberechnung bedeute der Beruf sowieso, sieben Tage, 24 Stunden lang im Dienst zu sein.

INFO: Online-Angebote

Im Internet bietet die Ev. Gemeinde Weitmar eine Übersicht auch zu alternativen Möglichkeiten in der Coronazeit wie etwa Impulse aus dem Pfarrteam zu den Sonn- und Feiertagen und ein Mini-Krippenspiel als Fotostory von jungen Menschen aus der Gemeinde. Um 15 Uhr gibt es Lesestationen im Matthäuspark mit Gedanken der Figuren aus der Weihnachtsgeschichte. An jeder Station gibt es einen kleinen Stern, den man mit nach Hause nehmen kann, solange der Vorrat reicht. Die Matthäuskirche ist zur stillen Einkehr oder einem kleinen Gang zur Krippe an Silvester von 18 bis 19 Uhr geöffnet. Mehr auf https://weitmar.ekvw.de/gottesdienste/