Bochum. An der Wasserstraße in Bochum entsteht ein innovatives Klimaprojekt: 16 Baumrigolen vermeiden Überflutungen und sorgen für Kühle in Hitzephasen.
Es ist ein schöner Zufall, dass ausgerechnet auf der Wasserstraße ein landesweit einzigartiges Projekt der Wasserwirtschaft entsteht. Auf dem leicht abschüssigen Abschnitt zwischen dem Eickhoff-Werk und dem Wiesental hat die Stadt 16 so genannte Baumrigolen gebaut, die alle unterirdisch miteinander vernetzt sind. Ihr Aufgabe: Überflutungsschutz bei Starkregen, Verdunstungskühlung, Vermeidung von Hitzeinseln – und gleichzeitig Baumbewässerung. Ein innovatives Klimaprojekt der Stadt.
Stadt Bochum gibt Geld für mehr Grünflächen auf den Dächern„Wir sind im Ruhrgebiet und NRW Vorreiter mit den vernetzten Baumrigolen“, sagt Thorsten Pacha, Ingenieur für Wasserwirtschaft bei der Stadt Bochum. Zahlreiche Vertreter anderer Kommunen, auch aus der Landeshauptstadt, seien schon auf dieser Musterbaustelle gewesen. Motto: Das, was gerade in Bochum entsteht, ist die Zukunft!
In Schotterschicht unter dem Bam wird Wasser für die Baumwurzeln gespeichert
Rigolen sind Regenwasserspeicher unter der Erde. Sie befinden sich am südseitigen Straßenrand der Wasserstraße unter 16 offenen Baumscheiben, auf denen noch in diesem Jahr Bäume gepflanzt werden, Linden und anderen Sorten. Unter den Baumscheiben gibt es einen Wurzelraum von zwölf Kubikmetern. Ganz unten befindet sich eine 60 Zentimeter tiefe Schicht aus Grobschotter. Dort wird Regenwasser, das über die Versickerungsflächen und über Gullys eindringt, gespeichert. Damit kann sich der Baum über sein Wurzelwerk auch in Trocken- und Hitzephasen gut selbst versorgen. Das überschüssige Regenwasser wird durch ein 25-Zentimeter-Rohr weiter an die jeweils benachbarte Baumrigole weitergeleitet und füllt sie auf.
Überschüssiges Regenwasser fließt in den Marbach im Wiesental
Am Ende der unterirdischen Rigolen-Kette fließt das Wasser unter der Straße hinweg in eine von Beton eingefasste Substratfilteranlage, um Straßendreck zu entfernen, und von dort in drei oberirdische terrassen- und stufenartig angeordnete Wasserbecken, die sich unmittelbar am Eingang zum Wiesental befinden. Dort können die Wassermengen verdunsten (dadurch entsteht Verdunstungskühle) und gleichzeitig in den Marbach im Wiesental, den Hüller Bach und die Emscher abfließen.
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Die Stadt hat Baurigolen bereits an der Normannen-, der Cimbern- und Goldhammer Straße in Goldhamme gebaut. Unter Stieleichen und Erlen. Ingenieur Pacha: „Das funktioniert. Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht.“ Im kommenden Jahr soll das vernetzte Baumrigolen-System wie an der Wasserstraße auch an der abschüssigen Castroper Straße zwischen Planetarium und Nordring installiert werden, dann sogar mit 30 Bäumen.
Vorbild für das Projekt in Bochum ist Schweden
Ein Vorbild für dieses Projekt in Bochum ist Schweden: Dort wurden bereits rund 23.000 Baumrigolen in die Erde gebracht.
Auch die Ruhr-Universität ist in das Projekt Wasserstraße eingebunden. Sie misst Temperatur und Bodenfeuchte und wertet alles wissenschaftlich aus.
Gefördert wird das Projekt mit 240.000 Euro von der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“, ein Zusammenschluss von Städten der Emscher-Region und dem Land.